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TSie vermietet Tiny Houses ganz nah an der Nordsee

Christina Bleier vor ihrer Tiny-Haus-Siedlung in Cappel-Neufeld (Kreis Cuxhaven) und ihrem eigenen Minihaus.

Christina Bleier vor ihrer Tiny-Haus-Siedlung in Cappel-Neufeld (Kreis Cuxhaven) und ihrem eigenen Minihaus. Foto: Leuschner

Nur einen Katzensprung vom Wattenmeer entfernt, hat Christina Bleier sich ihren Traum vom „Wohnwagon“ erfüllt. Für Mieter sollen weitere Minihäuser entstehen.

Von Heike Leuschner Mittwoch, 11.09.2024, 17:40 Uhr

Landkreis Cuxhaven. Gleich hinter dem Seedeich in Cappel-Neufeld gibt es ein winziges neues Baugebiet. Auf der einen Seite wird die Siedlung vom Cappel-Neufelder Feuerwehrhaus flankiert, auf der anderen von landwirtschaftlichen Flächen. Die Kreisstraße, über die das Wohngebiet erschlossen wird, endet ein paar Meter weiter – direkt an einer Überfahrt über den Hochwasserschutzwall.

Links und rechts vom Deich erstreckt sich Cappel-Neufeld, eines der kleinsten Dörfer der Gemeinde Wurster Nordseeküste. Ein idyllisches Fleckchen Erde mit ein paar Hundert Einwohnern, die fast alle in klassischen Einfamilienhäusern oder auf Bauernhöfen leben.

Drei Minihäuser mit jeweils 45 Quadratmetern Fläche

Da fällt es schon auf, wenn jemand drei Minihäuser an der Dorfstraße baut. Identische Häuser mit Bullaugen, jedes 45 Quadratmeter groß. Abgesehen von der geringen Größe handelt es sich um klassische, Stein auf Stein gebaute Wohngebäude.

Weil auf dem Grundstück noch Platz war, hat Christina Bleyer drei weitere Tiny-Häuser konzipiert. Die 45 Quadratmeter großen Minihäuser will sie fest vermieten.

Weil auf dem Grundstück noch Platz war, hat Christina Bleyer drei weitere Tiny-Häuser konzipiert. Die 45 Quadratmeter großen Minihäuser will sie fest vermieten. Foto: Leuschner

Noch mehr Blicke als die Steinhäuser mit ihren Pultdächern zieht ein Domizil mit Holzfassade in zweiter Reihe der Siedlung auf sich. Ein Tiny-Haus, das wie ein Zugwagon aussieht, auch wenn es nicht auf Rädern steht, sondern auf einem Fundament ruht und von einer mehrstufigen Terrasse umgeben ist.

Augsburgerin kauft Grundstück „mit altem Baurecht“

Eigentümerin des Holzhauses und der anderen Häuschen ist Christina Bleier, eine Augsburgerin, die die Nordsee liebt und seit Jahren mit ihrem Sohn in Wremen Urlaub macht. Die Idee, ein Minihaus zu besitzen, habe sie schon länger im Kopf, erzählt die 51-Jährige.

„Je älter man wird, desto mehr wird einem bewusst, wie stark Eigentum verpflichtet und wie viel Arbeit man damit hat. Es macht freier, wenn man weniger besitzt.“ Der Gedanke gefällt der freiberuflichen Fotografin so gut, dass sie sich vorstellen kann, im Ruhestand ihren Lebensmittelpunkt nach Cappel-Neufeld zu verlegen.

Während einem ihrer Ferienaufenthalte sei sie mit einem Bauunternehmer aus Bremerhaven ins Gespräch gekommen. Auch er habe, wie sie, immer schon mal ein Tiny-Haus bauen wollen. Eines Tages habe er sie angerufen. „Er hatte ein Grundstück gefunden. Ein Grundstück mit altem Baurecht“, sagt Bleier.

„Auch Tinyhäuser sind Wohngebäude im baurechtlichen Sinne“

Tatsächlich sei das Baurecht für das Fleckchen Land in Cappel-Neufeld bereits 1987 geschaffen worden, erklärt Norma Warncke, Bauamtsleiterin der Gemeinde Wurster Nordseeküste. „Es handelt sich um einen qualifizierten Bebauungsplan aus einer Zeit, als man noch nicht über Tiny-Häuser nachgedacht hat.“ „Das ist zwar kein Gebiet, das für Tiny-Häuser ausgewiesen ist“, erklärt Warncke weiter. Allerdings spiele das keine Rolle, weil auch Tiny-Häuser Wohngebäude im baurechtlichen Sinn sind.

Anders als die Steinhäuschen, die Christina Bleier fest vermieten will, besteht ihr eigenes Tiny House in Cappel-Neufeld aus Holz und ähnelt einem Wohnwagon.

Anders als die Steinhäuschen, die Christina Bleier fest vermieten will, besteht ihr eigenes Tiny House in Cappel-Neufeld aus Holz und ähnelt einem Wohnwagon. Foto: Leuschner

„Warum soll ich ein Baugebiet nicht für Tiny-Häuser zulassen, wenn sich der Bauherr sonst an alle Bauvorschriften hält?“, sagt die Bauamtsleitern. Die Kommune schreite auch sonst nicht ein, wenn es um gestalterische Elemente gehe.

Wohnwagon bietet Wohnküche, zwei Schlafräume und Duschbad

Bleier erwarb das kleine Baugebiet – zunächst für ihr eigenes Häuschen, das sie mit „Wohnwagon“, einem österreichischen Unternehmen für Tiny-Häuser für ihre Ansprüche konzipierte und bauen ließ. Auf 45 Quadratmetern gibt es neben einer Wohnküche zwei Schlafräume und ein Duschbad, in das auch eine Waschmaschine hineinpasst.

Die Entscheidung für „Wohnwagon“ habe sie bewusst getroffen: „Weil das Unternehmen seine Häuser im eigenen Land und mit regionalen Materialien baut.“ Wenn das Minihaus fertig ist, will sie es mit ihrer Familie zeitweilig bewohnen.

Blick ins Innere eines der nur 45 Quadratmeter großen Häuser. Der offene Wohn-Koch-Bereich nimmt etwa die Hälfte der Wohnfläche ein.

Blick ins Innere eines der nur 45 Quadratmeter großen Häuser. Der offene Wohn-Koch-Bereich nimmt etwa die Hälfte der Wohnfläche ein. Foto: Leuschner

Dauerhaftes Wohnen und ein Anschluss ans öffentliche Versorgungsnetz ist dagegen für die drei Steinhäuser vorgesehen, die Bleier gemeinsam mit einem Bremerhavener Bauunternehmer konzipiert hat. Wie ihr eigenes Domizil sind die Häuser 45 Quadratmeter groß und stehen jeweils auf einem 350 Quadratmeter großen Grundstück, das auch eine Terrasse und einen Autostellplatz umfasst.

Bezahlbarer Wohnraum für Menschen, die sich verkleinern wollen

Drinnen gibt es ein Schlafzimmer, ein Duschbad, einen Technikraum und einen offenen Wohn-Küchen-Bereich. Geheizt werde energiesparend über eine spezielle Klimaanlage, die eine Wand- oder Fußbodenheizung entbehrlich mache. Über eine Leiter gelangt man auf eine kleine (Schlaf-)Empore und Stauraum unter dem Dach.

„Ich möchte bezahlbaren Wohnraum für Menschen schaffen, die sich verkleinern wollen“, erklärt Bleier. Dabei wünscht sie sich, „die richtigen Menschen auf einen Fleck“. Keine Kommune, betont sie, aber Menschen, die nicht stur ihr Ding machen, sondern aufeinander achtgeben. „Gern Ältere und Jüngere gemischt, vielleicht sogar mit einem Kind.“

Bezugsfertig sollen die Miethäuschen im kommenden Frühjahr sein. Ihre Mietvorstellung überschlägt Bleier grob mit 750 bis 800 Euro kalt.

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