TSo kommt die bissige Titanic-Satire auf der Holk-Bühne an

Humoristen-Trio beim Holk (von links): Elias Hauck und Dominik Bauer geben den Charakteren ihrer Cartoons eine Stimme und Thomas Gsella liest zwischendrin aus seinen Gedichten. Foto: Weselmann
Hauck & Bauer oder Thomas Gsella haben ihre Bühne sonst in Zeitungen und Magazinen. Beim Holk-Festival überraschte das Satire-Trio nun mit einem kollektiven Lach-Erlebnis.
Stade. Humoristische Gedichte auf der Bühne - klar. Aber Cartoons live vertont? Mit dem gemeinsamen Auftritt vom Karikaturisten-Duo Hauck & Bauer und Satiriker Thomas Gsella servierte das Holk Festival am Dienstagabend im Theatersaal der Stader Jobelmannschule ein besonderes Kulturformat.
Thomas Gsella übernimmt die Aufwärmphase. Sein heiterer Buchstabendreher, der den Aufführungsort kurzerhand zur „Jodelmannschule“ macht, braucht noch ein „Das ist jetzt lustig.“ Aber ein paar Cartoons und Gedichte später ist das Publikum in Stade auf Betriebstemperatur.
Auf der Leinwand geht es fröhlich von einer Hauck & Bauer Satire-Zeichnung zur nächsten. Dabei geben Elias Hauck und Dominik Bauer den Charakteren ihrer Cartoons mit unerwarteter Klangvielfalt die Stimme. Worüber jeder sonst für sich lacht, wird so zum kollektiven Humor-Erlebnis.
Was den beiden Cartoonisten zur großen Kunst einfällt, sorgt für viel Amüsement. Der humoristische Blick auf den Museumsbesuch mit dem Spruch „Als Hommage an van Gogh hören sie den Audio Guide nur auf dem rechten Ohr“ erntet schallendes Gelächter.
Politiker bekommen ihr Fett weg
Bei Thomas Gsella geht es poetisch schön böse in Richtung Politik. Neben der FDP als seiner liebsten Zielscheibe kriegen Donald Trump, Markus Söder und Olaf Scholz ihr Fett weg. Das gilt auch für „eine Frau, die wir längst vergessen haben“: Angela Merkel. In bester Titanic-Manier dichtet der ehemalige Chefredakteur des Satire-Magazins ihr an: „Einmal wollt ich fast was tun, aber kam nicht recht dazu...“
Das Konzept der satirischen Lesung funktioniert. Bedauerlich ist nur, dass eine solche Kultur-Perle nur kleine Kreise zieht. Die Lachmuskeln der rund 60 Veranstaltungsgäste werden nämlich ordentlich trainiert - vor allem dann, wenn die Comicstrips mehr als nur eine Sprechblase füllen. „Das schlechtestverkaufte Buch der Welt“, was beim aufgebauten Büchertisch reichlich Absatz findet, liefert reihenweise solcher Kurzdialoge zwischen Hauck und Bauer.
Ein Highlight sind ihre Cartoons für die Apotheken-Umschau. „Wir sagen nicht Alters-Inkontinenz, wir sagen Goldener Herbst“ - bei solchen Witzen brüllen die Leute. Derweil macht Gsella gerne mal ernst - mit nachdenklich-bissigen Gedichten für Mission Lifeline zum Beispiel. Seine sprachliche Finesse geht leider da und dort etwas unter, weil es für manchen Text eben doch ein zweites Lesen braucht.
Die Holk-Gäste bekommen eine Textaufgabe
In der Pause ist das Publikum aufgerufen, kreativ zu werden. Es gilt die leere Sprechblase eines Cartoons zu füllen. Zu sehen ist ein Paar in der Kirche, das ein Smartphone gezückt hält, davor ein Messdiener mit Klingelbeutel, der etwas sagt. Der lustigste Vorschlag wird mit einem Buch belohnt. Tatsächlich gibt es etliche Vorschläge, aus denen die drei Humoristen ihre Favoriten kürten. Dazu gehört etwa „Nein, wir akzeptieren keine Paypal“. Für den größten Lacher sorgt der Spruch „Her mit den Nacktbildern der Messdiener!“.

Was könnte in dieser Sprechblase stehen? In der Pause durfte das Publikum kreativ werden. Für den besten Vorschlag gab es ein Buch zu gewinnen. Foto: Weselmann
Finales Thema ist die Liebe, ein dankbarer Humorstoff, den die drei zwischen Kurschatten, verliebtem Hypochonder, Alexa und Vogelgrippe changieren lassen. Im Beifall des Publikums verlässt das Humoristen-Trio die Bühne. Natürlich verlassen sie den Saal nicht ohne humorvollen Abgang. Via Cartoon fordern sie: „Und jetzt alle: Zu-ga-be, Zu-ga-be!“ Und statt auf diesen Ruf zu warten, kommen sie einfach gleich wieder auf die Bühne - für einen letzten Absacker zum Thema Trinken.
So kommt die satirische Lesung beim Publikum an
- Oliver Grage aus Drochtersen kannte die drei nicht und war neugierig: „Ich mag Humor und ab sofort auch deren Humor. Es ist eine tolle Kombi mit dem Poeten und den beiden Zeichnern. Und das mal nicht im Stadeum. Gerne wieder!“
- Rinald Schneider aus Stade wusste nicht, was ihn erwartet, und war positiv überrascht: „Ich bin meiner Frau dankbar für die Einladung. Die Karikaturen sind schön böse. Es ist sehr gut, auch wenn die Gedichte ein wenig linkslastig sind.“
- Stadeum-Gängerin Gönke Lengsfeld aus Helmste hatte diesen Holk-Abend erst gar nicht im Blick. Sie freut sich über den Tipp von ihrem Schulleiter: „Sehr lustig.“
- Erika Lüchau aus Kakerbeck wusste dagegen genau, was Sache ist: „Ich kenne die Cartoons aus der Apotheken-Umschau, und im Stern lese ich die Gedichte von Thomas Gsella meist als erstes. Witzig, die mal live von ihm zu hören.“