TSo viel kostet die Regionalligamannschaft des VfL Fredenbeck

Der VfL Fredenbeck trennt sich am Ende der Saison von Trainer Jörg Rademacher. Die Entscheidung hat Fragen aufgeworfen. Foto: Jörg Potreck
Wie sieht die Zukunft der Handballer des VfL Fredenbeck aus? Das angekündigte Sparprogramm des Regionalligisten ließ zuletzt aufhorchen. Der Geschäftsführer erklärt die Details.
Fredenbeck. Die Mitteilung des Geschäftsführers der Handball-GmbH des VfL Fredenbeck, Lars Müller, den Vertrag von Regionalliga-Trainer Jörg Rademacher über den Sommer hinaus nicht zu verlängern, hat vor ein paar Tagen überrascht. Müller begründet den Schritt mit der schlechten wirtschaftlichen Lage im Land, die Sponsorengelder knapper machen könnte.
Handball-Regionalliga
T Sponsoren brechen weg: VfL Fredenbeck trennt sich vom Trainer
Der VfL werde seinen Personaletat senken und wolle sich bei Neuverpflichtungen auf das große Spielerpotenzial in und um Hamburg konzentrieren. „Wir müssen“, so Müller, „in Hamburg wieder einen Fuß in die Tür bekommen und da Spieler finden, die zu uns passen. Ob uns das gelingt, wird sich zeigen.“ Die Entscheidung des VfL-Chefs hat Fragen aufgeworfen.
Ist der VfL in finanzieller Bedrängnis?
Müller dementiert entschieden. „Wir handeln nur so, wie andere Firmen auch. Werden niedrigere Einnahmen befürchtet, müssen Kosten gesenkt werden“, sagt Müller. Der eingeleitete Strategiewechsel sei „eine vorbeugende Reaktion auf sich verändernde wirtschaftliche Gegebenheiten.

Handball-Chef Lars Müller reagiert auf die sinkenden Einnahmen bei den Sponsorengeldern. Foto: Struwe
Niemand brauche Angst zu haben, dass der VfL seine Rechnungen nicht bezahlen könne. Die Summe der weggefallenen Sponsorengelder sei bis jetzt noch überschaubar. Die Gesamtsituation sei im grünen Bereich.
Wie hoch ist das Budget für die 1. Männermannschaft des VfL?
Das Budget liege im sechsstelligen Bereich im unteren Drittel. Damit befinde sich der VfL im Vergleich der Handball-Regionalligamannschaften im Spitzenbereich. In der 3. Liga reiche ein solches Budget aber nur für die unteren Plätze.
Wie setzt sich das Budget zusammen?
Rund ein Viertel des Budgets stammt aus den Eintrittsgeldern und dem Catering, etwa 75 Prozent sind Sponsorengelder. Das Budget konnte in den letzten Jahren durch neue Sponsoren leicht gesteigert werden. „Leider ist aber auch alles teurer geworden,“ so Müller.
Wer sind die Sponsoren? Was bekommen sie für ihr Geld?
Derzeit hat der VfL mehr als 100 Sponsoren, in der Regel mittelständische Unternehmen aus der Region, die häufig schon lange dabei sind. Es werden individuelle Pakete, etwa die Werbung, Anzahl der VIP-Karten und ähnliches vereinbart. Dazu gibt es Sponsorentreffen. Auf Wunsch könnten Sponsoren im Umfeld der Spiele auch eigenständige Aktionen durchführen.„Eine tolle Sache sind aktuell unsere Feldhelden“, eine große Gruppe von Landwirten aus der Umgebung, die sich zusammengetan hat, um den VfL zu unterstützen, berichtet Müller nicht ohne Stolz. „Aktuell sind wir auf der Suche nach strategischen Partnern“, so Müller, die im Leistungsbereich auch mitgestalten sollen. „Es würde uns einen Schritt nach vorne bringen, wenn sich Persönlichkeiten, die ihr Unternehmen seit Jahren erfolgreich führen, bei uns einbrächten.“
Ist der Kreis möglicher Unternehmen, die als Sponsor den VfL unterstützen könnten, ausgeschöpft?
Müller: „Da ist sicherlich noch Potenzial nach oben.“ Einige, auch mittelständische Unternehmen aus Fredenbeck und Umgebung, zeigten bisher kein Interesse. Der VfL mache eine tolle Jugendarbeit, Werbung für den Standort Fredenbeck und die Region Stade, in ganz Niedersachsen und darüber hinaus. In Zeiten von Azubi- und Fachkräftemangel biete der VfL eine Plattform auch für die Werbung um Auszubildende und Arbeitskräfte.
Wie arbeitet der Verein mit der Gemeinde zusammen?
Müller betont, dass die Gemeinde dem Verein „wohlgesonnen sei“. Für seine Vereins- und Jugendarbeit erhalte der VfL die allen Vereinen der Gemeinde gewährte finanzielle Unterstützung. Die Höhe orientiert sich an den Mitgliederzahlen. Außerdem fördert die Gemeinde die 1. Herrenmannschaft als Aushängeschild auch finanziell. Es werde anerkannt, dass es nicht nur um Handball geht. Die Geestlandhalle sei fast ganzjährig ein Ort der Begegnung.Handball-Regionalliga
T Spezialisten im Team: So funktioniert das Fredenbecker Torhüter-Trio
Ist der Zuschauerzuspruch zufriedenstellend?
„Wir haben im Schnitt 800 bis 1000 Zuschauer in der Halle. Damit dürften wir in der Regionalliga einen Spitzenplatz einnehmen. Aber es könnten natürlich mehr sein“, sagt Müller.
Im Schnitt kommen 800 bis 1000 Zuschauer in die Geestlandhalle. Eintrittsgeld und Catering nehmen ein Viertel des Etats ein. Foto: Struwe
„Das Beste, um mehr Zuschauer in die Halle zu bewegen, ist mehr Leistung.“ Der VfL müsse aber noch mehr Werbung machen, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken, aber auch in den Schulen und bei anderen Veranstaltungen.
Was verdient heute ein Handballspieler beim VfL Fredenbeck in der Regionalliga?
Im Kader stehen 19 Spieler und 4 Offizielle (Trainer, Co-Trainer, Torwarttrainer und Physiotherapeut). Alle Spieler sind berufstätig oder Studenten. Es gibt keine Profis. Das Nettogehalt liegt im Durchschnitt aller Spieler bei etwa 500 Euro, mit Abweichungen nach oben und unten. „Für den Aufwand, den die Jungs betreiben, ein vertretbares Entgelt“, sagt Müller.
Welche Rechnungen müssen noch bezahlt werden?
Die Ausgaben für den Mannschaftskader samt der Offiziellen mit 40 Prozent des Budgets sei der größte Posten.
Der VfL Fredenbeck spielt aktuell sehr erfolgreich. Das Team führt die Regionalliga-Tabelle an. Foto: Struwe
Und wie sieht Handball-Boss Lars Müller die Zukunft des VfL Fredenbeck im Leistungssport?
Müller: „Wir versuchen, die Qualität des Teams zu steigern und trotzdem die Kosten zu senken.“ Für die 3. Liga müssten gleichwohl zusätzliche Geldquellen erschlossen werden. Für den Handball in der Region und für eine auch zukünftig erfolgreiche Jugendarbeit, auch in den Nachbarvereinen, müsse eine Mannschaft in der 3. Liga das Ziel sein.
Handball-Regionalliga
T Überraschung beim VfL Fredenbeck: Rückkehrer korrigiert Irrtum
„Unsere Mannschaft wird im nächsten Jahr im Durchschnitt jünger als 23 Jahre sein. Denen möchte ich nicht sagen müssen, in der 4. Liga ist Schluss“, so Müller. Die ganze Arbeit um die 1. Herren werde ehrenamtlich gemacht. An einem Samstagabend seien etwa 25 Personen im Einsatz. „Dafür bin ich sehr dankbar. Ehrlicherweise müssen wir uns aber fragen, ob Ehrenamtlern dies auf Dauer zuzumuten ist.“
Müller glaubt, dass die Maßnahmen für eine nachhaltige Arbeit greifen werden und hofft, dass Sponsoren die Bemühungen des Vereins für den Handballsport anerkennen.