TSo wird aus D/A-Kapitän Nico von der Reith der Maskenmann
Maskenmann Nico von der Reith (32) hat für D/A bislang 370 Spiele bestritten. Foto: Berlin
Zweikampf, Nasenbeinbruch, Operation, Maske. Nach drei Wochen steht D/A-Kapitän Nico von der Reith wieder auf dem Platz. Wie funktioniert das mit dem Schutz aus Carbon?
Drochtersen. Die zweite Halbzeit des Auswärtsspiels beim SV Meppen läuft gerade ein paar Minuten. Nach einem Einwurf steigen D/A-Kapitän Nico von der Reith und sein Gegenspieler zum Kopfballduell hoch. Die Köpfe beider Spieler prallen zusammen. Von der Reith spürt ein leichtes Knacken in der Nase. Kurze Zeit später ist sein weißes Trikot voller Blut.
Die dritte Halbzeit
T Kolumne: D/A kürt die besten Sänger und die schlechtesten Beifahrer
Das war vor gut dreieinhalb Wochen. Ein Rettungswagen brachte von der Reith in ein Meppener Krankenhaus. Erst nach 25 Minuten versiegte der Blutstrom. Beim Röntgen stellten die Ärzte einen recht komplizierten Bruch des Nasenbeins fest. Zurück in der Heimat legte sich von der Reith schließlich auf den OP-Tisch. Ein paar Tage später überlegten er und D/A, wann und vor allem wie er wieder Fußball spielen könnte.
So bekommt das Gesicht eine Maske
Der heutige D/A-Sportdirektor Sören Behrmann trug zu seiner aktiven Zeit schon mal eine Maske. Zuletzt schützte sich Innenverteidiger Tjorve Mohr mit dem leichten Carbon-Teil. Nico von der Reith holte sich schließlich einen Termin im Stader Sanitätshaus Manfred Klein. In wenigen Tagen wurde aus dem D/A-Kapitän auch ein Maskenmann.

Schritt eins: Walter Wildt (links) tastet das Gesicht von Nico von der Reith ab. Foto: Berlin
Orthopädietechnikermeister Walter Wildt tastet im Sprechzimmer das Gesicht von Nico von der Reith mit Gummihandschuhen ab. Er erklärt dem 32-Jährigen, wie die Maske einmal wirken soll. Wohin geht der Druck, wenn es zu einem Stoß kommt? Stirn? Wangenknochen? Walter Wildt macht in einem Tablet Notizen bei der Anamnese.
Nico von der Reith bindet sich auf dem Kopf einen kleinen Zopf, damit seine Haare nicht ins Gesicht fallen. Walter Wildt zückt erneut das Tablet. An der langen Seite des Gerätes ist eine 3D-Kamera montiert. Entsprechende Software ist auf dem Mini-Computer installiert. Wildt scannt den kompletten Kopf des Fußballers, geht langsam um ihn herum, hebt das Tablet, geht in die Knie. „Der Scan ist auf Bruchteile von Millimetern genau“, sagt Wildt.
Vier Schichten leichtes und robustes Carbon
Der Orthopädietechnikermeister erzählt, dass diese Technik seit dem Jahr 2018 verbreitet sei. Früher haben seine Kollegen aus der Branche Gipsabdrücke angefertigt. Heute gehen die Daten aus dem Gesichts-Scan an einen 3D-Drucker.

Schritt zwei: Walter Wildt (links) scannt den Kopf von Nico von der Reith. Foto: Berlin
Im 3D-Drucker entsteht über Nacht ein Modell. Nach einer Anprobe von Nico von der Reith überzieht Walter Wildt das fertige Modell mit einer Art Polster und vier Schichten Carbon. Nur diese Schichten und das dünne Polster bleiben am Ende übrig. Die Maske härtet dann mehrere Stunden bei 80 bis 100 Grad im Ofen aus.

Die erste Anprobe: Zunächst entsteht im 3D-Drucker ein Modell, das mit Gips ausgegossen wird. Dann fertigen die Techniker eine Maske aus Kunststoff für den Test. Nach der Anprobe ändern sie entsprechend das Modell aus Gips und gießen zum Schluss die eigentliche Maske aus Carbon. Foto: Sanitätshaus Manfred Klein/Wildt
Gesichts-Scan am Dienstag, Anprobe am Donnerstag. Am Freitag ist die Maske fertig. Am Samstag schlägt Nico von der Reith mit Maske in der „D/Arena“ auf dem Kunstrasen ein paar Bälle. Am Montag steigt er nach seiner Verletzung wieder ins Training ein. „Ich hatte zwar keine großen Kopfballduelle, aber die Maske hält gut“, sagt von der Reith. Das Sichtfeld sei nicht eingeschränkt.

Das Sichtfeld des Fußballers ist durch die Maske kaum eingeschränkt. Foto: Berlin
Am nächsten Samstag, 22. November, wird Nico von der Reith den Gesichtsschutz das erste Mal unter Wettkampfbedingungen tragen. D/A empfängt ab 14 Uhr Aufsteiger FSV Schöningen im Kehdinger Stadion.
Ein weiterer D/A-Spieler bricht sich die Nase
Nico von der Reiths Maske ist ein Unikat. Seine Kopfform allein gibt es kein zweites Mal. Aber es sind die kleinen Accessoires, auf die der Innenverteidiger Wert legt. Die Riemen der Maske tragen die Vereinsfarben Rot und Blau. Seine Rückennummer 12 und sein Name sind auf den Riemen notiert. Auf dem schwarzen Carbon reflektiert das Licht der Flutlichtanlage des Kehdinger Stadions.
Fußball-Regionalliga
T Ist D/A bereit für die 3. Liga? So arbeitet der Club am Aufstieg
Der D/A-Kapitän ist nicht der einzige Drochterser Fußballer mit einer Nasenverletzung. Beim 2:2-Unentschieden der Spielvereinigung am letzten Spieltag in Emden musste Mittelfeldmann Maximilian Geißen bereits nach 19 Minuten den Platz verlassen.

Maximilian Geißen erleidet im Spiel in Emden ebenfalls einen Nasenbeinbruch. Er wird in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten. Foto: Berlin
Auch er musste ins Krankenhaus, auch er brach sich die Nase. Bereits am Donnerstag steht für Geißen die Operation an. Der Verein schätzt, dass der 26-Jährige die in diesem Jahr noch ausstehenden Spiele gegen Schöningen, den Hamburger SV II (29. November, 15 Uhr) und Blau-Weiß Lohne (6. Dezember, 17 Uhr) verpassen wird.
Ob auch aus Maximilian Geißen ein Maskenmann wird, steht heute noch nicht fest.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.