TSo wird es auch am Krankenbett zu Weihnachten festlich

Weihnachten als Patient in einem Krankenhaus zu verbringen, ist für viele Menschen nicht leicht. Aber es gibt durchaus Dinge, mit denen sich der Klinikaufenthalt schöner gestalten lässt. Foto: Soeder/dpa
Pünktlich zum Fest raus aus der Klinik: Vor Weihnachten werden viele Patientinnen und Patienten entlassen. Aber nicht alle. Wie wird es am Krankenbett zumindest etwas festlich? Wir haben einige Ratschläge und Tipps bei zwei Seelsorgerinnen eingeholt.
Beckenbruch, Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen nie zur rechten Zeit. Erwischt es einen kurz vor Weihnachten, ist das besonders unglücklich. Und Betroffene sind es meist auch, wenn es im Krankenhaus kurz vor den Festtagen heißt: Wir müssen Sie über Weihnachten leider hierbehalten.
„Natürlich ist der Krankenhausaufenthalt immer mit einigen Sorgen verbunden, aber wenn man zur Weihnachtszeit nicht bei seinen Lieben sein kann, fällt das oft besonders schwer“, sagt Margot Kruse, Seelsorgerin im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg. Da fragt man sich: „Wird es dann überhaupt ein richtiges Weihnachtsfest?“
„Die schweren Gefühle nicht verdrängen“
Eins vorab: Es ist ganz normal, dass in so einer Situation der Boden unter den Füßen ruckelt. Schließlich kommt einiges zusammen: die Erkrankung oder Verletzung, die verarbeitet werden will. Und dann die Erkenntnis, dass Weihnachten dieses Jahr ganz anders aussehen wird als geplant und erhofft.
„Es gibt immer Situationen im Leben, in denen etwas nicht nach Plan läuft“, sagt Hanna Hagedorn, Diakonin des Ev.-luth. Kirchenkreises Bremerhaven, die als Seelsorgerin im Ameos Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven und Ameos Klinikum Mitte Bremerhaven im Einsatz ist. Da können sich Traurigkeit melden, Enttäuschung, Ängste, Wut: „Solche Gefühle haben immer ihre Berechtigung“, betont die Diakonin. Sie rät, die schweren Gefühle nicht zu verdrängen, sondern ihnen einen Platz zu geben. Eines solle man sich, bei allem Unwohlsein, aber immer bewusst machen: „Im besten Fall geht es mir nach einem Klinikaufenthalt besser.“
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Manchmal breitet sich bei Patienten aber auch Erleichterung aus - was ebenso eine legitime Reaktion ist. „Es gibt Menschen, die über Weihnachten gern im Krankenhaus sind, weil sie sich dort gut umsorgt und nicht einsam fühlen. Sie wissen: Hier ist immer jemand für mich da“, sagt Hanna Hagedorn.
Traditionen ins Krankenhaus holen
Damit an den Festtagen zumindest ein wenig Weihnachtszauber den Weg ins Krankenhaus findet, braucht es einen guten Plan. Wenn also feststeht, dass sie über die Festtage in der Klinik bleiben werden, können Betroffene überlegen: Was ist mir an Weihnachten besonders wichtig? Auf dieser Grundlage lässt sich gemeinsam mit den Liebsten ein Plan stricken: Wie können wir das ins Krankenhaus holen?
Diakonin Margot Kruse hat dabei eine gute Nachricht für betroffene Familien: „Weihnachten ist für uns alle eine besondere Zeit.“ Für Krankenhäuser gilt: Die Versorgung der Patienten muss auch feiertags an 24 Stunden gewährleistet sein. „An Weihnachten ermöglicht das Personal im Krankenhaus viel, weil alle wissen: Es ist eine große Herausforderung für die Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen.“
Seelsorger haben Rufbereitschaft
„Es ist gut und wichtig, die Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten, ihnen Gehör und Zuwendung zu schenken“, sagt Margot Kruse. Auch an den Feiertagen haben die Seelsorger Rufbereitschaft und sind für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter da. „Vor den Feiertagen erhalten die Patienten einen kleinen Weihnachtsgruß mit Tee und Lebkuchen“, verrät Hanna Hagedorn. Ähnlich halten es auch Margot Kruse und ihre Kollegen in Rotenburg: „An Heiligabend besuchen wir jeden einzelnen Patienten, bringen ihm ein kleines Präsent“ - in diesem Jahr in Form einer Lichtertüte.

Auch das wird in vielen Kliniken angeboten: Der Weihnachtsmann schaut mal vorbei. Gerade auf den Kinderstationen kommt das ausgezeichnet an. Foto: Büttner/dpa
Wichtig sei es, den Menschen zu zeigen, dass sie „nicht nur medizinisch bestmöglich versorgt werden.“ So liegt das Hauptangebot der Seelsorger darin, ein Gespräch anzubieten: „Nicht alle haben Angehörige, die die Zeit oder die Möglichkeit haben, zu kommen“, weiß Margot Kruse. Hanna Hagedorn ergänzt: „Manchmal hilft es den Patienten auch, einfach mit mir, einem neutralen Gegenüber, zu sprechen - etwa, wenn sie ihre Angehörigen nicht belasten wollen.“
Gottesdienst vor Ort oder im Fernsehen
Das Fest mit einem Gottesdienst zu feiern, das geht auch im Krankenhaus - oder sogar im Krankenbett. „Wir bieten am Vormittag des 24. Dezember einen Gottesdienst an, an dem jeder teilnehmen kann, der möchte“, sagt die Seelsorgerin aus Rotenburg. Wer allein nicht mobil ist, wird auf Wunsch vom Krankenhaus-Team abgeholt. „Wenn man die Klinik-Kapelle nicht aufsuchen kann oder lieber einen großen Gottesdienst verfolgen möchte, kann man sich auch einen Fernsehgottesdienst anschauen“, so Margot Kruse. Denn das „große Drumherum“, das weiß die Seelsorgerin, könne ein Gottesdienst im Krankenhaus nicht ersetzen.
Weihnachtsessen auch im Krankenhaus
Kartoffelsalat mit Würstchen, Gänsekeule oder Braten mit Klößen - am wohligen Weihnachtsgefühl hat oft das Essen einen entscheidenden Anteil. Wer bei seiner Ernährung keine Einschränkungen auferlegt bekommen hat, kann diese Weihnachtsleckereien auch in der Klinik genießen. „Essen ist für viele zu Weihnachten ein wichtiges Thema“, sagt Margot Kruse.
Auf fast jeder Station gibt es zudem eine Mikrowelle. „Angehörige können also vorkochen und dann zum gemeinsamen Essen vorbeikommen“, sagt die Diakonin. Das sei grundsätzlich eine gute Idee, um etwas Abwechslung in den Klinikalltag zu bringen: „Selbst gekochtes Essen ist im Vergleich zum Essen aus der Großküche natürlich immer etwas Besonderes.“ Fast jeder Patient freue sich über ein „Care Paket“ – nicht nur an Weihnachten.
Das Krankenzimmer dekorieren
Wie im eigenen Zuhause sind es auch im Krankenhaus die vermeintlichen Kleinigkeiten, die für besondere Stimmung sorgen. Die Deko-Klassiker sind zwar schwierig: Ein kleiner Tannenbaum, der in der Erde steht, darf aus hygienischen Gründen natürlich nicht ins Krankenzimmer. „In unserer großen Halle steht aber ein Weihnachtsbaum, um den sich Patienten und Angehörige versammeln können“, sagt Margot Kruse. Echte Kerzen sind am Krankenbett nicht erlaubt - es droht Brandgefahr. „Aber auch batteriebetriebene Kerzen können zu einer schönen Atmosphäre beitragen“, sagt sie. Die dürfen Besucher den Patienten also gern mitbringen.
Aber abseits davon bleiben viele Möglichkeiten übrig, das Krankenzimmer etwas festlicher zu gestalten. Und wenn es nur ein paar Fotos von den Enkelkindern auf dem Nachttisch sind.
Gemütliches Beisammensein am Krankenbett
Zeit mit den Liebsten verbringen: Das geht auch im Krankenhaus. Die Einrichtungen sind an den Feiertagen in vielen Fällen flexibler und großzügiger, was die Besuchszeiten betrifft. „Es ist aber hilfreich, sich in der Familie abzusprechen. Denn so verteilt sich der Besuch besser. Es soll für Patienten und Angehörige auch nicht zu anstrengend werden“, sagt Margot Kruse.
Man darf nicht vergessen: Wer über Weihnachten im Krankenhaus ist, für den ist das in aller Regel ungeplant – und diesen Menschen geht es oft nicht gut. „Manche Patienten haben Schmerzen, möchten auch einfach ihre Ruhe haben und vergessen, dass Weihnachten ist. Auch das sollte man akzeptieren“, sagt die Seelsorgerin aus Rotenburg. Und auch auf Zimmernachbarn sollte Rücksicht genommen werden.
„Weihnachten findet immer statt“
Eines ist Margot Kruse besonders wichtig: „Weihnachten findet immer statt, egal wo“, betont die Diakonin. Dabei denkt sie nicht an Weihnachtsmärkte, gemeinsames Schlemmen oder Geschenke – sondern an die ursprüngliche Botschaft von Frieden und der Liebe unter den Menschen. Weihnachten bedeute vor allem, mitmenschlich zu sein. Die Diakonin spricht von einer „besonderen Stimmung“, die an Weihnachten auf den Stationen herrscht. „Manch einer hat Weihnachten im Krankenhaus schon als besonders schön erlebt.“