TSolarpark und Tennet-Trasse: Warum Burweg eine große Ausnahme ist

In Burweg ist ein Solarpark geplant, der insgesamt rund 22 Hektar groß ist (Symbolbild). Foto: Christoph Dernbach/dpa
Grünland für die Energie-Ernte weggeben? Solche Pläne für Solarparks sind nicht überall willkommen. Burweg hat sich entschieden - und könnte damit bundesweit besonders werden.
Burweg. Solarparks brauchen eine gewisse Größe, ansonsten rentieren sich die Investitionen in die Energie-Infrastruktur nicht. Das gilt auch für das Projekt in Burweg, das insgesamt rund 22 Hektar groß ist. Im Norden grenzt es an die Horsterbeck, im Süden an die Straße Milchstelle, dazwischen liegt das Bahngleis. Privilegiert sind die Flächen an der Bahn nicht - das gilt nur für zweigleisige Strecken.
Den nördlichen Abschnitt des Solarparks, eine Fläche von 12,2 Hektar, hatte der Gemeinderat Burweg schon im vergangenen Jahr abgesegnet - vorab hatten die Gemeinde und der Investor sogar eine große Ausnahme verhandelt. Die Tennet als Netzbetreiber hatte signalisiert, dass über der Kabeltrasse der Suedlink-Leitung die Photovoltaik-Anlage gebaut werden könnte. „Als einzige und erste Stelle deutschlandweit“, so Bürgermeister Matthias Wolff.
Kabel werden unter der Horsterbeck durchgeschossen
Das geht nur, weil Solarmodule und Suedlink-Kabelstränge sich nicht in die Quere kommen. Denn in diesem Bereich werden sie bis fast nach Breitenwisch nicht offen verbaut, sondern unter der Horsterbeck durchgeschossen und liegen in bis zu neun Metern Tiefe. Weil zwischen den Kabeln und den Gründungspfählen für die Solarmodule noch immer ein Puffer von fast fünf Metern Erdreich liegt, hat Tennet die Überbauung nicht abgelehnt.
Zur Debatte stand in Burweg nun der Süd-Abschnitt. Der war zwischenzeitlich im Umfang abgespeckt worden, die Abstände zum Dorf fallen damit wie von der Gemeinde gewünscht größer aus. Auch mit den Flächeneigentümern hatte es eine Einigung gegeben.
Kritiker in der Jägerschaft
Kritiker gab es in der Jägerschaft. Auch, weil die Module großflächig eingezäunt werden. Zum Boden bliebe ein durchgehender Abstand von 20 Zentimetern, damit könnte das Niederwild auf und von der Fläche wechseln.
„Rehe können sich nicht verfangen“, versicherten die Investoren von On Energy aus Dortmund. Das Unternehmen war mit Projektmanager Tobias Reineke und Geschäftsführer Alexander Street in Burweg vertreten.
Die Module werden ohne Fundamente aufgebaut, was den Rückbau des Parks nach 30 Jahren ermöglicht. Weil es sich bei den Flächen um Moorboden handelt, wird der Strom nicht nach dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) vergütet, der Betreiber muss „frei am Strommarkt agieren“.
Rentieren kann sich der Park somit nur über eine gewisse Größe. Das gilt auch für den Bau des eigenen Umspannwerks. Damit kann der Strom an die Hochspannungsleitung angeschlossen und eingespeist werden. Ein Zuhörer regte an, zu prüfen, ob Bürgerinnen und Bürger vor Ort auch direkt mit günstigem Strom versorgt werden könnten.
Strom für mehr als 11.000 Haushalte
Die Anlage wird nach jetzigem Planungsstand eine Leistung von etwa 34.000 kWp (Kilowatt Peak) haben. Dadurch könnte die Anlage jährlich ungefähr 34.400.000 Kilowattstunden Sonnenstrom produzieren. „Wenn man als durchschnittlichen Verbrauch für einen Drei-Personen-Haushalt 3000 Kilowattstunden pro Jahr zugrunde legt, dann erzeugt die Anlage genug Strom für 11.466 Haushalte“, kalkuliert Projektleiter Reinecke.
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Bürgermeister Matthias Wolff machte keinen Hehl daraus, dass er den Vorteilen für seine Gemeinde einiges abgewinnen kann. In Zahlen: Knapp 44.000 Euro jährlich fließen über den Nord-Abschnitt in die Gemeindekasse. Für den Süd-Teil kommen noch einmal 56.000 Euro hinzu. Das liegt an der niedersächsischen Akzeptanzabgabe, die den Kommunen zugutekommt: 0,3-Cent wird On Energy als Betreiber pro erwirtschafteter Kilowattstunde an die Gemeinde überweisen.
Gemeinde erschließt neue Geldquellen
Geld, das die Gemeinde langfristig brauchen könnte. Darauf hatte auch die Verwaltung hingewiesen. Zwar sei die Gemeinde schuldenfrei und könne die Projekte der Dorferneuerung noch immer gut schultern - auf Dauer aber müsse sie auch andere Einnahmequellen erschließen.
Olaf Borchers argumentierte gegen das Energie-Projekt. „Wir sagen immer, Burweg wird eingekesselt“, verwies er auf die Situation des Dorfes zwischen Deichbau, Sandabbau, B73 und der geplanten A20. „Jetzt kesseln wir uns selbst ein, mir ist das zu groß.“
Knappe Abstimmung im Gemeinderat
Wolfgang Dipper und Matthias Wolff hielten dagegen und verwiesen darauf, dass die Flächeneigentümer selbst Vollerwerbslandwirte und einverstanden seien. Die Fläche werde nicht versiegelt. „100.000 Euro bringen für uns alle etwas“, betonte Wolff. Mit einer knappen Mehrheit von sechs zu vier Stimmen beschloss der Rat, auch den südlichen Projekt-Abschnitt auf den Weg zu bringen.
Der Gemeinderat Kranenburg hatte sich in geheimer Abstimmung Ende Januar klar gegen Freiflächenphotovoltaik auf einer rund 6,6 Hektar großen Fläche entschieden. In Engelschoff hatte der Rat im letzten Juni den Startschuss für die Planung eines 40 Hektar großen Solarparks gegeben. Den will die Bremer Firma Energiekontor bauen. Den Antrag eines weiteren Unternehmens aus Mannheim lehnte der Rat im vergangenen Herbst ab.

Das Luftbild zeigt, wie die Solaranlage zwischen Burweg und Himmelpforten (rechts, außerhalb des Bildausschnittes) gebaut werden soll. Links unten verläuft die B73. Foto: Klempow Grit

Die Kabelstränge der Suedlink-Leitung liegen in acht bis neun Metern Tiefe und dürfen ausnahmsweise überbaut werden. Foto: On energy