T„So was läuft hier nicht“: Wie sich ein Restaurant dennoch zum Erfolg kämpfte

So sieht die begehrte Michelin-Plakette aus: Das Cuxhavener Lokal ist nun in den renommierten Guide Michelin aufgenommen worden. Foto: Marcus Brandt/dpa
Mit Skepsis und Vorurteilen konfrontiert, nimmt ein Restaurant in Cuxhaven heute seinen Platz im Guide Michelin ein. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach.
Cuxhaven. Die Osteria La Fenice hat es geschafft: Das Restaurant von Massimo Milan und Küchenchef Daniele Bertoldo wurde in den Guide Michelin aufgenommen. „Ein Stück Italien in Cuxhaven“, schreibt der Restaurantführer auf seiner Website über das Lokal in der Nordersteinstraße.
Ein großer Erfolg - nicht nur für das Team, sondern auch für die Stadt Cuxhaven, die neben dem Sterneck in Duhnen nun mit zwei Restaurants im renommierten Restaurantführer vertreten ist. Doch hinter der Auszeichnung steckt eine Geschichte aus Leidenschaft, Tradition und dem unermüdlichen Ringen um Qualität in der Gastronomie.
Italiener eröffnet Osteria La Fenice in Cuxhavens Innenstadt 2012
Als Massimo Milan am 18. März 2012 die Osteria La Fenice eröffnete, war die Skepsis groß. „Zu teuer, zu edel, die Leute wollen Pizza und günstige Pasta“, schrieb eine Kritikerin kurz nach der Eröffnung in einem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. „So was läuft in Cuxhaven nicht. Schade, kaum eröffnet, schon zum Scheitern verurteilt.“

Inhaber Massimo Milan (rechts) und Küchenchef Daniele Bertoldo sind stolz: Mit dem Restaurant befinden sie sich jetzt im Guide Michelin. Foto: Keck
Bis heute bewahrt Massimo Milan den Brief auf, hat sich davon aber nie entmutigen lassen. Im Gegenteil: Die Kritik habe ihn immer wieder angespornt, weiterzumachen.
Stolz auf die Entwicklung der Osteria La Fenice
Heute blickt er stolz auf die Entwicklung seines Restaurants und die klare Philosophie, kompromisslos auf Qualität und Tradition zu setzen. „Wir arbeiten in einer der schwierigsten Branchen überhaupt“, behauptet er über die Gastronomie. Gerade in Cuxhaven sei es eine Herausforderung, den Gästen ein hochwertiges Konzept zu vermitteln. „In Italien ist Essen ein kulturelles Konzept. Und wir versuchen, unsere italienische Kultur mit ihren Traditionen und der mütterlichen Leidenschaft herzubringen.“
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Das Restaurant in der Nordersteinstraße ist strikt von einer Pizzeria, die er in der Bahnhofstraße betreibt, getrennt. Carbonara gibt es ohne Sahnesauce und ohne Schinken, sondern nur nach Originalrezept. Pizza mit Remoulade oder gar Pizza Hawaii sind tabu. „Wenn wir nur Geld verdienen wollten, würden wir Pommes und Bratwurst verkaufen. Das wäre einfacher.“ Vor allem in der Anfangsphase sei die kompromisslose Einstellung auf Gegenwind gestoßen. „In meinen ersten zwei Jahren hier gab es Tage, an denen ich nur 70 Euro eingenommen habe.“ Doch er und sein Team hätten weitergekämpft.
Standort Cuxhaven ist „nicht zweitklassig“
Oft werde der Standort Cuxhaven als „zweitklassig“ wahrgenommen, so Milan. Die Verwunderung sei groß, wenn seine Gäste die Speisekarte aufschlugen. Fremde, saisonale Gerichte und höhere Preise schreckten viele potenzielle Gäste ab. Dabei sei die Gleichung so einfach, sagt der Wahl-Cuxhavener: Die Stadt an der Elbmündung sei in nichts zweitklassig. „Das Personal kostet hier genauso viel wie in der Großstadt. Genauso wie Lebensmittel, Strom und Wasser. Wo liegt also das Problem? Warum sind die Leute bereit, zum Beispiel in Hamburg 50 Euro zu bezahlen, in Cuxhaven für das gleiche Essen aber nur 30 Euro?“
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Auch Chefkoch Daniele Bertoldo sieht das so: „Wir wollen die Leute sensibilisieren, nicht nur nach dem Preis zu entscheiden, sondern auch nach dem, was hinter einem Gericht steckt. Meine Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass, wenn etwas sehr billig ist, irgendwo in der Kette jemand schlecht bezahlt wird.“
Das Ziel: anderen Restaurants in Cuxhaven Mut machen
Milan und sein Team wollen anderen Restaurants Mut machen, etwas zu wagen, und das Netzwerk stärken - auch bei der Suche nach hochwertigen, regionalen Lieferanten. Sein Fleisch bezieht der gebürtige Italiener von einem Betrieb in Bülkau.
Mit der Osteria La Fenice begann 2012 Massimo Milans Reise nach Deutschland, doch bei einem Restaurant blieb es nicht. Seit 2016 betreibt er die Pizzeria in der Bahnhofstraße, 2021 kam eine Bäckerei und Pasta-Manufaktur hinzu - nur wenige Meter von seinem Stammlokal entfernt. Auch in Hamburg hat Massimo drei Pizzerien eröffnet. Die Aufnahme in den Guide Michelin sei für den Gastronomen eine große Ehre. „Außerdem sieht das in der Vitrine supergeil aus“, freut er sich und lacht.