TSpieler, Trainer, Urgestein: Hees ist „der Zidane von Oste/Oldendorf“
Seit 2022 trainiert Arne Hees die erste Mannschaft von O/O. Foto: Berlin
Oste/Oldendorf spielt im Abstiegskampf gegen Stinstedt 1:1. An der Linie steht mit Arne Hees ein O/O-Trainer, der den Verein liebt. Was ist der Grund für die Treue?
Estorf. Am Rand des Nebenplatzes plaudern der Trainer des Fußball-Bezirksligisten FC Oste/Oldendorf, Arne Hees, und sein alter Kumpel Matthias Quadt. Quadt betreut den VfL Güldenstern Stade in der Landesliga und unternimmt am Sonntag einen Ausflug nach Estorf. Aus alter Verbundenheit. Gleich spielt O/O im Abstiegskampf gegen die SG Stinstedt. Tipps braucht Quadt seinem Trainerkollegen nicht zu geben. Dafür stimmt er ein Loblied an.
Fußball-Kreisliga
T Spiele des FC Oste/Oldendorf sind immer auch ein bisschen Karneval
Quadt nennt Hees „menschlich eine Granate“, fußballerisch einen „Ballstreichler“. In seiner aktiven Zeit soll Hees am Ball die Ruhe selbst gewesen sein. Mit 30 Jahren musste Hees seine Laufbahn nach dem zweiten Kreuzbandriss beenden. Er wurde Trainer. Bei O/O. Dies ist eine Geschichte über Vereinsliebe und eine fußballverrückte Familie.
So beschreibt Trainerkollege Quadt Arne Hees
Die Charaktereigenschaften des Spielers Hees übernahm der Trainer Hees. Quadt erzählt: „Er ist immer ruhig und sachlich. Kein Schreihals.“ Hees habe immer schon eine natürliche Autorität ausgestrahlt, allein durch seine Präsenz und seine Leistungen.

Seine aktive Laufbahn als Spieler musste Arne Hees mit 30 Jahren nach seinem zweiten Kreuzbandriss beenden. Foto: Berlin
Bezirksligaaufsteiger FC Oste/Oldendorf betritt kurz vor zwei das Spielfeld. Arne Hees geht als Letzter auf den Platz. In der Kabine schwor Hees vorher seine Spieler auf Stinstedt ein. O/O braucht als Tabellenletzter jeden Zähler. Der 37-jährige Coach erinnerte an die Standards, an die Laufwege. Während des Spiels muss Hees mehrfach nachjustieren.
Hees brüllt nicht. Er gibt genaue Anweisungen. Er lobt gute Pässe und gewonnene Zweikämpfe. Er mag das sachliche, durchdachte Spiel. Es gibt gefühlt keinen anderen Trainer im ganzen Landkreis Stade, der seinen Befehlen ein „Bitte“ voranschickt. „Bitte mehr unten Fußballspielen, Männer“, ruft Hees. Er will flaches Spiel, kein hohes Gebolze.
Kelvin Elfers hat die Führung auf dem Fuß
Die erste Halbzeit gegen die SG Stinstedt endet torlos. Chancen sind da. Kelvin Elfers bekommt in der 26. Minute nicht genug Druck hinter den Ball. Janko Buck zieht in der 33. Minute aus 16 Metern ab. Wieder Elfers hat in der 40. Minute die Führung auf dem Fuß. Auch Stinstedt spielt gut mit.
Fußball-Regionalliga
T Nach „gefühlter Niederlage“- Tjorve Mohr und D/A bleiben fokussiert
In der Halbzeit trottet Arne Hees Richtung Kabine. Vorbei an seinem Bruder Thorsten. „Arne war der Zidane des FC Oste/Oldendorf“, sagt Thorsten liebevoll. Der zehn Jahre ältere Bruder bildet als Coach bei der JSG Osteland selbst Talente aus. Aus der U19 schickt er regelmäßig die Besten zum Training der Männer.
Patrick Hees, Thorstens Zwilling, fungiert im Verein als zweiter Vorsitzender. Vater Karl-Heinz ist Stadionsprecher. Familie Hees ist aus dem Verein nicht wegzudenken. „Traumhaft wäre“, sagt Thorsten Hees, wenn alle drei Brüder in der Ü40 noch mal zusammen kicken könnten.

Arne Hees' Bruder Thorsten ist zehn Jahre älter und trainiert die U19 bei der JSG Osteland. Foto: Berlin
Die SG Stinstedt geht in Estorf nach dem Seitenwechsel in Führung. In der 51. Minute zwingt Christoph Roes O/O-Keeper Nico Meyer aus Nahdistanz zu einem Weltklasse-Reflex. Den Abpraller köpft Roes aber über die Linie.
In der Schlussphase hat O/O Glück
Die Zuschauer bejubeln den verdienten Ausgleich von Mika Schomacker in der 73. Minute. Nach einer Flanke von Nico Wiegmann schweißt Schomacker den Ball aus 16 Metern ins untere Toreck.

In der 73. Minute hat O/O Grund zum Jubeln. Mika Schomacker erzielt das 1:1 und sein erstes Saisontor. Foto: Berlin
Das Spiel verflacht nach dem 1:1-Ausgleich. In der Schlussphase kann Stinstedt einen Hochkaräter nicht nutzen. Die Teams teilen sich die Punkte. Für den Tabellenletzten O/O ist das zu wenig. „Drei Punkte würden uns mehr helfen“, sagt Arne Hees. Viele „gute Dinger“ habe er gesehen. Jetzt müsse die Mannschaft an sich glauben. Daran, dass sie noch gewinnen kann. Arne Hees lächelt freundlich unter seiner Wollmütze. Der Blick strahlt etwas Gutmütiges aus.
Fußball-Landesliga
T Trotz Trainer-Kritik: Harsefeld fegt Stade weg - D/A II Herbstmeister
Arne Hees scheint genau dort zu sein, wo er sein will. Eingepackt in einen dicken Parka steht er bei feuchter Kälte im Mittelkreis des Fußballplatzes. 50 Meter entfernt bauen die Ehrenamtlichen den Kuchenstand ab. Die Helfer braten dem Schiedsrichtergespann eine frische Krakauer. Am Bierstand rollt der Euro. Arne Hees nennt das „Heimat“.
Warum ist der Verein für Hees Heimat?
Einen Heimatverein zu haben, Freunde und Familie sei „eine feine Sache“ sagt Hees. Er wollte nie etwas anderes. Als er mal eineinhalb Jahre in Göttingen arbeitete, kickte er vor Ort mit einem Zweitspielrecht. Sonst spielte er immer für den TuS Oldendorf und nach der Fusion mit Eintracht Osten vor 15 Jahren eben für O/O.

Kämpferisch gibt O/O alles, aber die Ergebnisse des Tabellenletzten stimmen nicht. Foto: Berlin
Klar hätte er bei einem sportlichen Tapetenwechsel anderweitig Erfahrungen sammeln können. „Aber ich bin stolz, immer hier gewesen zu sein“, sagt Hees. Seine Liebe zum Verein fußt auf der Liebe zum Fußball und das Zusammengehörigkeitsgefühl beim FC.
Fußball-Regionalliga
T Ist D/A bereit für die 3. Liga? So arbeitet der Club am Aufstieg
Seit 2017 arbeitet Arne Hees als Trainer, seit 2022 coacht er die erste Mannschaft. So einer wie er sitzt auch in schwierigen Zeiten fest im Sattel. Aber ein wenig mehr sportliche Konstanz wünscht sich der Trainer schon. Er will mal eine „sorgenlose Saison“ in der Bezirksliga erleben.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.