TGefälschte Corona-Zertifikate: Wie die Stader Ex-Polizistin aufgeflogen ist

Eine Stader Polizistin soll Covid-19-Bescheinigungen gefälscht haben (Symbolbild). Foto: Sven Hoppe/dpa
Polizisten ermitteln gegen Polizisten: Am zweiten Verhandlungstag werden weitere Details bekannt - auch die Gesinnung der angeklagten Ex-Beamtin gerät in den Fokus.
Stade. Dass vier weitere Kollegen mitmischten, wirft die Frage auf, was zu Corona-Zeiten bei der Polizei in Stade los gewesen ist. Die jetzt angeklagte 34-Jährige soll Vergleiche zur Zeit des Nationalsozialismus gezogen und kommuniziert haben, dass man als „unreiner, nicht geimpfter Mensch“ womöglich noch mit einem gelben Stern markiert werde. Dem Test- und Impfzwang habe sie sich nicht unterwerfen wollen. Darin könnte ein Motiv für die Fälschung von Testergebnissen und Impfausweisen liegen, die sie selbst benutzte und an Kollegen weitergab.
Diese als Urkundenfälschung angeklagten Taten gelten juristisch gesehen zwar als noch nicht bewiesen, denn es gilt die Unschuldsvermutung bis zum Urteil, das die Richter der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Stade sprechen, wenn die Beweisaufnahme beendet ist. Aber es tauchen immer mehr Anhaltspunkte auf, die die Anklage der Staatsanwaltschaft stützen.
Wenn Polizisten gegen Polizisten ermitteln müssen
Dafür haben die ermittelnden Beamten der Sonderkommission aus Lüneburg und Rotenburg gesorgt, die sich gegen ihre Stader Kollegen ins Zeug legten. Allein das beschlagnahmte Bildmaterial umfasste 150.000 Dateien, das in wochenlanger Sichtung ausgewertet wurde.
Am Anfang stand das kriminalistische Gespür eines Fachkommissariatsleiters in Stade. Ihm fielen Ungereimtheiten bei den Impf-Zertifikaten auf, die seine Mitarbeiterin vorgelegt hatte. Auf der Dienststelle konfrontierte er die untergebene Kollegin mit den Vorwürfen, es folgte eine Durchsuchung ihres Büros. Dort habe die Frau ihr Handy ausgehändigt und sich kooperativ gezeigt, so der Polizeibeamte im Zeugenstand. Dann fanden die Ermittler im Auto der Kollegin einen Impfausweis ohne Namen, an dem ein Zettel heftete, dass noch 50 Euro offen seien. Weiter ging es in der Wohnung der Frau aus Zeven, wo ein Laptop mitgenommen wurde.
Nachdem der Stein ins Rollen gekommen war, übernahmen die Kollegen aus Rotenburg und Lüneburg und sichteten die sichergestellten Dinge, suchten nach Beweisen für oder gegen die Polizistin und schrieben Bericht um Bericht.
Angeklagte soll einfach weiter Dokumente gefälscht haben
Unterdessen machte die beschuldigte Polizistin anscheinend weiter. Eine Polizistin aus Lüneburg führte jedenfalls eine zweite Hausdurchsuchung durch, weil aus dem Fälscher-Milieu zu Ohren gekommen war, dass die Beschuldigte einfach weiter fälschte und verkaufte.
Sowieso gingen manche Beteiligte recht sorglos mit ihren kriminellen Taten um. So sind zwar Chatverläufe gelöscht worden, aber zuvor wurden manche Aussagen fotografiert. Daraus erfuhr die Polizei dann, dass die Angeklagte ihre Fälschungen als qualitativ hochwertig einschätzte.
Mit Spannung wird für den dritten Prozesstag das Rechtsgespräch der beteiligten Juristen erwartet. Das wünschte sich die Verteidigung, bevor vielleicht eine Einlassung der Angeklagten überhaupt in Betracht gezogen werde. Der Vorsitzende Richter Zazoff gab dem Wunsch nach.