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Bauernproteste

TStader Protest-Camp der Landwirte: Im strömenden Regen an der Feuertonne

Jan Christoph Wandt, Christian Wandt und Sina Bernhard mit Baby sitzen am 26. Januar 2024 im Protestcamp der Landwirte an einer Feuertonne auf dem Platz Am Sande.

Gut beschirmt: Jan Christoph Wandt, Christian Wandt und Sina Bernhard mit Baby an der Feuertonne. Foto: Anping Richter

Mitten in Stade haben Landwirte aus der Region ein Lager aufgeschlagen, um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen. Wie berichtet wollen sie drei Wochen lang dort ausharren. Nach dem Aufbau am Mittwoch schaute das TAGEBLATT erneut vorbei - und erfuhr Spannendes.

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Von Anping Richter
Freitag, 26.01.2024, 19:47 Uhr

Stade. Wegen Sturmböen musste die Feuertonne am Mittwoch, dem ersten Tag des Protestcamps, aus bleiben. Jetzt brennt sie - allerdings unter einem großen Anglerschirm. Christian und Jan Christoph Wandt aus Ahlerstedt wechseln sich beim Festhalten ab. Auf Gartenstühlen sitzen sie am Feuer und wärmen sich. Sie haben die Nachtwache abgelöst, einer um 4.20 Uhr, der andere um 5 Uhr morgens: „Die mussten zur Arbeit.“

Sina Bernhard stellt sich nur kurz an die Tonne. Sie will nicht zu viel von dem Rauch abbekommen, denn sie hat ihr Baby dabei: Elia Elva heißt die Kleine und ist acht Wochen alt. Von Frankenmoor, einem kleinen Ort zwischen Bargstedt und Harsefeld, ist die junge Mutter heute mit dem Trecker gekommen.

Die Zukunft von Opas Hof ist ungewiss

Ihr Mann hat das Baby mit dem Auto hinterhergebracht. „Es geht schließlich um ihre Zukunft“, erklärt Sina Bernhard. Und um den Mastrinderbetrieb, der dem Opa der Kleinen gehört. „Wir wissen noch nicht, ob wir den Hof übernehmen, weil wir nicht wissen, wo es hingeht“, erklärt die 20-jährige Sina Bernhard. Angesichts der Lage der Landwirtschaft sei nur schwer einzuschätzen, was die Zukunft bringt.

Volker Peters von „Land schafft Verbindung“ (LSV) bittet hinüber in einen Viehwagen, wo eine Plane den prasselnden Regen abhält. LSV hat ihn zum Info-Wagen umgebaut. Die Nachtwache schläft im orangefarbenen Bauwagen gegenüber. Im Container daneben stehen unter anderem die Kaffeemaschine und der Wasserkocher für Bockwurst.

Der mit Plane überdachte Viehwagen dient als Lager und als trockener Aufenthaltsraum.

Blick in den umgebauten, mit Plane überdachten Viehwagen. Er dient als Lager und als trockener Aufenthaltsraum. Foto: Anping Richter

Um 5.30 Uhr hat eine nette Frau heißen Kaffee gebracht. Einfach so, bevor sie zur Arbeit fuhr, berichtet Volker Peters. Donnerstag war auch Landrat Kai Seefried mit Kaffee und Kuchen bei ihnen. Es sei ein guter Tag mit vielen Gesprächen gewesen, bei denen sie Bürgern ihre Anliegen erklären konnten.

Landwirte nehmen Sonnabend an der Mahnwache teil

Auch Kai Koeser, der Stader SPD-Vorsitzende, war da, aber nicht etwa, um den angekündigten Brief an den Kanzler abzuholen. Den haben sie erst heute abgegeben, weil es noch Abstimmungsbedarf gab. Mit Koeser haben sie über die Mahnwache am Sonnabend, 27. Januar, gesprochen, dem Holocaust-Gedenktag. Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ werden auf dem Platz ab 11 Uhr bis zu 500 Teilnehmer erwartet.

Die Landwirte haben zugesichert, dass die Feuertonne aus und das Protestcamp ruhig bleibt. Sie wollen selbst an der „Mahnwache gegen Demokratieverachtung und Menschenhass“ teilnehmen. „Wir haben auch angeboten, dass die Transparente und Banner über unsere gehängt werden“, sagt Peters.

Stader Beteiligung an Treckerdemo am Montag unklar

Ob jemand aus dem Kreis Stade am kommenden Montag an der angekündigten Protestfahrt nach Hamburg teilnimmt, ist unklar. Die Polizei geht davon aus, dass fast 1500 Trecker auf den Straßen der Hansestadt unterwegs sein werden.

„Ich persönlich möchte die Menschen, die durch den Bahnstreik schon genervt sind, nicht mehr strapazieren“, sagt Volker Peters. Er vermutet, dass am Freitag aus dem gleichen Grund nur wenige Landwirte dem Aufruf zur Sternfahrt nach Stade gefolgt sind. Zur angekündigten Treckerdemo in Hamburg am Montag erklärt Kreislandwirt Johann Knabbe auf Nachfrage, der Aufruf sei privat, über die Teilnahme entscheide jeder individuell.

Tret-Treckerfahrten für Kinder am Sonntag

Die Landwirte auf dem Platz Am Sande haben eine Trecker-Aktion geplant, die bessere Sympathiewerte verspricht: Sie laden Familien mit Kindern tagsüber für Sonntag, 28. Januar, zum Tret-Treckerfahren auf dem Platz am Sande ein. Eine ausreichende Anzahl kleiner Trecker soll bereit stehen.

Das Protestcamp der Landwirte auf dem Platz Am Sande am 26. Januar 2024.

Protestcamp auf nassem Pflaster: Landwirte auf dem Platz Am Sande. Foto: Anping Richter

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