TStadt Buxtehude zahlt zig Millionen für externe Berater und Planer

Für die Planung einer Sporthalle an der Grundschule Rotkäppchenweg bezahlte die Stadt Buxtehude fast 980.000 Euro. Gebaut wurde die Sportstätte bis heute nicht. Foto: Stadt Buxtehude
Suche nach Führungskräften, Planung von Sporthallen, Kitas und einer Toilette: Für all das hat die Stadt Buxtehude viel Geld ausgegeben. Dabei sind manche Projekte nie gebaut worden.
Buxtehude. Trotz der mehr als 800 Beschäftigten gibt die Buxtehuder Stadtverwaltung Millionen Euro für externen Sachverstand aus. Selbst für eine kommunale Kernaufgabe wie Personalplanung beauftragt sie Private.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Stadt nach eigenen Angaben 15,9 Millionen Euro für externe Berater und Planer bezahlt. Das geht aus der Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Rat der Stadt Buxtehude hervor. Insgesamt 73 Planungs- und Beratungsleistungen von Fremden listet die Verwaltung auf.
Spezialisierte Personalvermittler, sogenannte Headhunter, suchen und rekrutieren für die Stadt Führungskräfte. Mehr als 128.000 Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Allein 72.904 Euro erhielten Headhunter, um die Leitung des Fachbereichs für Bildung, Jugend, Sport, Soziales und Senioren zu besetzen. Das gelang am Ende teilweise erfolgreich: Dr. Dirk Mellies begann am 1. September 2022 als neuer Fachbereichsleiter und schied auf eigenen Wunsch zum 1. März 2024 aus.
Externe Personalsuche nur begrenzt erfolgreich
Auf der Suche nach einem Nachfolger habe die Stadt eine andere Agentur beauftragt - aber ohne Erfolg, sagte der für Personal zuständige Fachbereichsleiter Ralf Dessel dem TAGEBLATT. Seit dem Ausscheiden von Mellies ist die Stelle vakant.
Stadtentwicklung
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Die Leistung von Headhuntern nahm die Stadt zudem bei der Suche nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen für die Fachbereichsleitung Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt in Anspruch. 45.946 Euro bezahlte die Stadt dafür. Stadtbaurätin ist seit dem 14. August 2023 Michaela Springhorn. Ein kleiner Wermutstropfen: Michaela Springhorn hatte sich von selbst auf das Stellenangebot aus Buxtehude gemeldet.
Stellenangebote alleine reichen heute nicht mehr
Günstiger ist die Headhunter-Dienstleistung in der Hierarchie darunter: Einen Personalvermittler beauftragte die Stadt damit, einen Fachgruppenleiter oder eine Fachgruppenleiterin für Bauordnung und Denkmalschutz zu finden. Laut Dessel sei der private Vermittler nicht erfolgreich gewesen. Die Bezahlung sei mit einer Erfolgsprämie verbunden gewesen. Fällig wurden noch 9520 Euro.
Der Fachkräftemangel bei kommunalen Führungskräften spitzt sich zu.
Ralf Dessel, Erster Stadtrat
Auf Führungskräfte im öffentlichen Dienst spezialisiert seien zum Beispiel Agenturen aus Hamburg, Köln oder dem Bergischen Land. Eine Stellenanzeige allein verspreche heute keinen Erfolg mehr: „Der Fachkräftemangel bei kommunalen Führungskräften spitzt sich zu“, so Dessel.
Fachkräftemangel: 250 bis 300 Telefonate für eine Stelle
Üblich sei, dass Headhunter 250 bis 300 Telefonate führen, um Kandidaten oder Kandidatinnen für nur eine Stelle zu rekrutieren. Zu zweit führten Personalvermittler Gespräche, zögen Arbeitspsychologen hinzu. „Sie machen das komplette Auswahlverfahren“, sagt Dessel - deshalb die fünfstelligen Honorare. Zusätzlich schreibt die Stadt die Stelle öffentlich aus, das ist rechtlich vorgeschrieben.
Externe erledigen auch Bauplanungen für die Stadt. „Wir übernehmen in der Verwaltung nur noch die Bauherren-Tätigkeit“, sagt Springhorn. Zum Beispiel kostete die Planung des Neubaus an der Halepaghen-Schule 3,17 Millionen Euro. 2,8 Millionen Euro gab die Stadt für die Planung der Halle Nord aus. Beide Großprojekte laufen parallel.
Dieses Fachwissen gibt es in der Verwaltung nicht
Will die Stadt ein Baugebiet ausweisen, verlangen heutige Bauvorschriften spezielle Expertisen, zum Beispiel für Umweltgutachten. „Ein Fachwissen, das heute in einer normalen Kommunalverwaltung nicht vorrätig ist“, sagt Dessel.
Pikant an der Auflistung externer Dienstleistungen: Die Stadt hat Geld ausgegeben für die Planung von Projekten, die nie realisiert wurden. 553.958 Euro kostete der externe Sachverstand, einen Kitaneubau im Baugebiet Giselbertstraße vorzubereiten - gebaut wurde die Kita bis heute nicht. Die Realisierung ist mindestens auf Eis gelegt. Mittlerweile sind Kitaplätze in Buxtehude nicht mehr Mangelware.
Eine Million Euro: Kostengrab Sporthalle Rotkäppchenweg
Noch mehr Geld kostete die Planung für den Neubau einer Sporthalle am Rotkäppchenweg: 979.734 Euro. Das Vorhaben ist Anfang 2023 auf unbestimmte Zeit verschoben worden und die Planung in Teilen veraltet. Zudem sind durch das Scheitern der Umsetzung 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern verloren gegangen.
„Wenn wir solche Projekte wieder aufnehmen, müssen wir prüfen, wie aktuell die Planungen noch sind“, sagt Stadtbaurätin Springhorn. Bei der Planung für die Sporthalle für die Grundschule Rotkäppchenweg fallen ihr mehrere Punkte ein, die heute nicht mehr so geplant werden könnten.
16.741 Euro für ein öffentliches Klo
70.578 Euro fielen für die Planung der sogenannten Gisi-Box an, ein öffentliches Quartierszentrum für Bewohner im Neubaugebiet Giselbertstraße. Bis heute blieb es eine Idee auf dem Papier - oder besser auf der Festplatte.
Sachverstand von außen leistete sich die Hansestadt Buxtehude auch dafür, eine öffentliche Toilette auf dem Altstadtparkplatz zu planen. 16.741 Euro erhielt ein Externer dafür. Immerhin: Der Klo-Container verrichtet heute seinen Dienst.

Der Entwurf zeigt den geplanten Kita-Neubau im Wohngebiet Giselbertstraße. Fast 554.000 Euro kostete die Planung. Gebaut wurde das Gebäude nicht. Foto: Foto: Stadt Buxtehude/BKSA

70.579 Euro kostete die Planung für das Quartierszentrum im Neubaugebiet Giselbertstraße. Gebaut wurde die Gisi-Box nicht. Foto: Herr & Schnell Architekten
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