TRettungsdienst GmbH: Es hagelt Kritik – nicht jeder will mitmachen

Ab 1. Januar 2025 nimmt der Kreis Cuxhaven den Rettungsdienst in die eigenen Hände. Die gemeinnützige GmbH ist startbereit. Foto: Keck
Alles neu im Landkreis Cuxhaven: 200 Einsatzkräfte sind bei der Neustrukturierung dabei. Ein gebürtiger Stader ist der Chef - begleitet von weiterer Kritik.
Landkreis Cuxhaven. Das Thema Rettungsdienst bewegt weiter die Gemüter. Ab 1. Januar 2025 liegt der Rettungsdienst in den Händen des Kreises Cuxhaven. Dann geht die gemeinnützige GmbH an den Start, die der Kreis aus der Taufe gehoben hat. Bislang haben das die beiden DRK-Kreisverbände Wesermünde und Hadeln erledigt. Der Grund für die Neuorganisation: Der Kreis will den Rettungsdienst effizienter, schlagkräftiger und besser machen.
Jahrzehntelang hatte er die Aufgabe delegiert, hauptsächlich an die beiden DRK-Kreisverbände. Jetzt wird eine gemeinnützige GmbH in der Hand des Kreises diese für die Versorgung der Bevölkerung so wichtige Aufgabe übernehmen.
Sanitäter fürchten schlechtere Arbeitsbedingungen
Nicht nur die bisherigen Betreiber waren nicht begeistert von den Plänen. Auch die dort beschäftigten Sanitäter und Notärzte fürchteten schlechtere Arbeitsbedingungen. Diese Bedenken sind offenbar nicht ausgeräumt. Trotz des im Sommer abgeschlossenen Tarifvertrags, der über dem Bundestarif liegt. Nachdem der Kreis vergangene Woche angekündigt hat, dass die Rettungsdienst GmbH im neuen Jahr startbereit sei, meldeten sich die Kritiker erneut zu Wort.
Björn Andreasen klagt darüber, „dass die Angestellten bislang nicht mal wissen, wie sie ab dem 1. Januar arbeiten sollen“. So langsam müsse der Kreis damit mal rüberkommen, findet er. Vonseiten des Kreises heißt es, dass man derzeit dabei sei, die Urlaubsplanung für 2025 zu koordinieren. Laut Betriebsvereinbarung müsse der Dienstplan bis zum 15. Dezember stehen. Und das werde man schaffen, versichert Kreis-Sprecherin Simone Starke. Im Übrigen seien die Mitarbeiter informiert, ob sie in 12- oder 24-Stunden-Schichten arbeiteten, an welchem Standort sie tätig sein werden und dass ihr eingereichter Urlaub genehmigt worden sei.
Debatte um Rettungswachen und Notfallsanitäter
Ein anderer Kritiker, der anonym bleiben will, nennt eine Reihe von Gründen, warum die Übernahme aus seiner Sicht alles andere als in trockenen Tüchern sei. So habe es der Kreis entgegen seiner Ankündigung nicht geschafft, eigene Rettungswachen bereitzustellen. Auch Fahrzeuge und Equipment übernehme er offenbar einfach vom DRK. Zudem behauptet der Kritiker, dass der Kreis nicht genügend Notfallsanitäter stellen könne, weil nicht alle DRK-Mitarbeiter beim Kreis unterschrieben hätten. Er stellt in den Raum, dass eine Unterversorgung drohen könnte und mutmaßt, ob die geplante Übergabe des Rettungsdienstes an den Kreis am 31. Dezember um 8 Uhr morgens überhaupt legal sei.
Aus Sicht des Landkreises sind das haltlose Vorwürfe. Niemand habe behauptet, dass bis Januar zehn neue Rettungswachen stehen werden, stellt Kreis-Sprecherin Starke klar. Das sei auch völlig unrealistisch. „Wir haben nur gesagt, dass wir bis zum Jahresende Lösungen für alle Standorte haben.“ Und die habe man. Die Mietverträge für Übergangslösungen seien unterzeichnet. Auch stammten weder die Fahrzeuge noch das Equipment vom DRK.
Kreis: Wir haben externe Notfallsanitäter eingestellt
Aus der Tatsache, dass 11 DRK-Mitarbeiter nicht in die gGmbH wechseln wollten, abzuleiten, dass der Kreis zwei Rettungswagen nicht besetzen könne, sei falsch. Der Kreis habe stattdessen externe Notfallsanitäter eingestellt. „Alle Rettungswagen sind ab Januar vollständig besetzt“, versichert Starke. Niemand müsse sich Sorgen machen.
Krüger hatte zuvor Zahlen genannt: 22 Rettungswagen und Notarzteinsatz-Autos hat der Kreis angeschafft, mehr als 200 Rettungs- und Notfallsanitäter, Assistenten und Auszubildende eingestellt, Rettungswachen angemietet beziehungsweise neue in Betrieb genommen, Fachleute wie den Geschäftsführer Lars Oehmke, der gebürtig aus Stade stammt, und seinen Prokuristen Thorsten Staarmann eingestellt, Einsatzkleidung und Materialien besorgt.
Und was den Übergang an Silvester angeht: „Der Wechsel wurde in enger Abstimmung mit dem DRK sorgfältig geplant.“ Entscheidend sei doch, dass der Rettungsdienst funktioniere - gerade an einem Tag wie Silvester mit vergleichsweise vielen Einsätzen, betont Landrat Thorsten Krüger. „Und darauf können sich die Menschen im Kreis Cuxhaven verlassen.“
Anfangs hatte die Rettungsdienst GmbH viele Gegner
Kritik hatte es schon vor einem Jahr gegeben. Die bisherigen Betreiber, die beiden DRK-Kreisverbände Wesermünde und Cuxhaven-Hadeln sowie die private Falck GmbH in Dorum, die das zum Teil schon seit Jahrzehnten machten, fühlten sich düpiert.
Falck warf aus Frust sofort die Brocken hin - und der Kreis musste binnen weniger Wochen Rettungsdienst und Notarztversorgung an der Wurster Nordseeküste bereitstellen. Es gelang. Doch der Aufbau einer kreisweiten gemeinnützigen Gesellschaft hatte anfangs viele Gegner, die der Kreis für seinen Neustart dringend brauchte - Sanitäter und Notärzte, die zuvor für das DRK oder für Falck im Einsatz waren.
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Rettungsdienst-Übernahme: Der neue Chef stammt aus Stade
Der neue Chef stammt gebürtig aus Stade. Seine berufliche Laufbahn hat aber bislang in Hamburg und Schleswig-Holstein stattgefunden. Der 47-Jährige ist gelernter Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin, Notfallsanitäter und hat auch eine Zusatzausbildung auf dem Rettungshubschrauber absolviert. 21 Jahre hat er als Rettungssanitäter gearbeitet, zunächst im Bereich Intensivtransport, dann auf dem Hubschrauber des BG Klinikums in Hamburg.
Danach war er mehrere Jahre Regionalleiter bei der ADAC Luftrettung GmbH, seit 2018 war er dann in der Leitung der Rettungs-Kooperation in Schleswig-Holstein tätig. Parallel hat er an der Hochschule Fresenius in Hamburg Gesundheitsmanagement sowie in Idstein Krisen- und Notfallmanagement studiert.