Zähl Pixel
Museen Stade

TTausende Exponate: Das ist Stades streng geheime Schatzkammer

Gemälde-Übergabe im Depot: Museumsleiter Dr. Sebastian Möllers mit Egon Pankow (Fielmann-Niederlassung Stade) und Dr. Constanze Köster (Fielmann Kunstförderung) vor dem Werk von Theodor Herrmann.

Gemälde-Übergabe im Depot: Museumsleiter Dr. Sebastian Möllers mit Egon Pankow (Fielmann-Niederlassung Stade) und Dr. Constanze Köster (Fielmann Kunstförderung) vor dem Werk von Theodor Herrmann. Foto: Weselmann

Zu diesen Räumen haben nur wenige Zutritt. Irgendwo in der Stadt liegt das verborgene Depot gesammelter Kunst- und Kulturschätze der Stader Museen. Ein Einblick.

author
Von Fenna Weselmann
Mittwoch, 25.09.2024, 23:15 Uhr

Stade. An einem geheim gehaltenen Ort hinter unscheinbaren Türen liegt eine wahre Schatzkammer verborgen: das Depot der Museen Stade. Gut gesichert warten hier bedeutende archäologische Funde, Gemälde und andere Exponate, bis sie wieder einmal ins Rampenlicht einer Ausstellung geholt werden.

Von einem kleinen Büroraum geht es in die weitläufigen Lagerräume. Eine Reihe grauer Regale voller Aktenordner säumt den Weg. Auf einem Tisch liegen in kleine Plastiktüten verpackte Objekte. Es sind Tausende von Jahren alte Waffenteile aus der Bronzezeit. Die Beil- und Lanzenspitzen sollen einen neuen Platz im Depot bekommen.

Ein altes Textillager dient jetzt als Museumsdepot

Früher lagerten die gesammelten Objekte verteilt in den Dachboden- und Kellerräumen der einzelnen Museumshäuser. Alles an einem Ort zusammenzuführen, war ein mehrjähriges Mammutprojekt. „Als der Schwedenspeicher saniert wurde, musste ohnehin alles raus. Da haben wir das sukzessive in die Hand genommen“, erklärt Museumsleiter Dr. Sebastian Möllers.

Der wenige Kilometer von den Stader Museen entfernte Gebäudetrakt wurde vorher schon als Textillager genutzt und bot die nötigen Grundvoraussetzungen für die Verwahrung von Kunst- und Kulturschätzen. Im Anfangsjahr standen den Museen hier 300 Quadratmeter zur Verfügung. Mittlerweile sind alle ehemaligen Aufbewahrungsflächen aufgelöst und das Depot umfasst eine Fläche von 1500 Quadratmetern - samt vom Haupthaus aus steuerbarer Klimaüberwachung.

Das wilde Durcheinander ist ein wohlgeordnetes Chaos

Auf den ersten Blick erscheint es wie ein wildes, von diversen Schädlingsfallen geziertes Durcheinander. In Knallfolie eingewickelte Möbelstücke stehen dicht an dicht, dahinter kunstvoll übereinandergetürmte Stühle. Auf der anderen Seite ragt eine Palette mit steinernen Objekten in den Gang, umrahmt von einem Sammelsurium mit historischem Fahrrad, hölzernem Turmmodell und Maschinenteil.

Eine Palette voll steinerner Objekte lagert neben Fahrrad, Maschine und Turmmodell: Im Depot gilt es, den Platz bestmöglich auszunutzen.

Eine Palette voll steinerner Objekte lagert neben Fahrrad, Maschine und Turmmodell: Im Depot gilt es, den Platz bestmöglich auszunutzen. Foto: Weselmann

Tatsächlich ist es ein wohlgeordnetes Chaos - bestimmt von der Maßgabe, den Lagerplatz optimal auszunutzen. Trotzdem lässt sich jedes der rund 70.000 Stücke problemlos auffinden. Der jeweilige Stellplatz ist in einer Datenbank erfasst.

„Hier gibt es immer was zu tun“, sagt Möllers. Zuletzt galt es, die ausgeräumten Exponate aus dem sanierungsbedürftigen Provinzialmuseum zu inventarisieren. Außerdem müssen für Ausstellungen vorgesehene Exponate aus- und wieder eingecheckt werden.

Ein wertvoller Neuzugang wandert ins Gemälde-Magazin

Zum Bestand gehören mehr als 2000 Gemälde und Grafiken. Die hängen in einem Magazin mit reihenweise ausziehbaren Gitterwänden. Gerade erst ist ein neuer Schatz hinzugekommen.

Egon Pankow von der Fielmann-Niederlassung in Stade wirft einen Blick zwischen die Gitterwände des Gemälde-Magazins.

Egon Pankow von der Fielmann-Niederlassung in Stade wirft einen Blick zwischen die Gitterwände des Gemälde-Magazins. Foto: Weselmann

Es ist ein Werk von Theodor Herrmann. Der 1881 in Stade geborene Künstler war zu Lebzeiten ein bedeutender Maler, Illustrator, Bühnenbildner und Wandgestalter. Herrmann verstarb im Alter von nur 45 Jahren. Sein künstlerisches Erbe ging im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig verloren, wodurch er weitgehend in Vergessenheit geriet. Erst eine Ausstellung 1983 im Schwedenspeicher führte zu seiner Wiederentdeckung.

In Stade sind eine Straße sowie ein Raum im Insel Restaurant nach ihm benannt. Auf der Insel hat sein Schaffen bis heute einen festen Platz. Doch von den wenigen existierenden Werken gingen 1992 erneut rund 20 Gemälde bei einem Brand im Restaurant verloren. Seither werden noch erhaltene Werke in der Sammlung der Museen Stade zusammengetragen.

Die Herrmann-Sammlung der Museen Stade ist einzigartig

Im Depot schlummert ein einzigartiger Bestand von mehr als 100 Arbeiten, die Herrmann als Künstler und seine Relevanz in der Kunstgeschichte dokumentieren. Jetzt ist die Sammlung um ein herausragendes Beispiel reicher.

Es handelt sich um eines seiner großformatigen, in öffentlichen und privaten Räumen realisierten Wandgemälde. Mit diesen erlangte er in den 1920er Jahren besondere Bekanntheit. Jahrzehntelang hing es in der Bremer Innenstadt in einem Café als Fresko auf Leinwand. Das Cafégebäude ist einer Shoppingmall gewichen. Vermutlich wurde das Bild beim Abriss gerettet.

Das Gemälde ging in den Besitz des nach dem Krieg als Tierarzt tätigen Dr. Günther Hahn über. Er verwahrte die von der Wand abgelöste Leinwand bei sich zu Hause. Sie hing im Keller, wo die Kinder der Familie Tischtennis spielten.

Dank der Fielmann-Museumsförderung konnte es angekauft und restauriert werden. „Das ist ein großes Glück, denn der Ankauf-Etat der Museen Stade ist seit vielen Jahren auf null“, sagt Museumsdirektor Möllers erfreut über das kulturelle Engagement des Unternehmens.

Nach der offiziellen Übergabe mit Egon Pankow als Leiter der Fielmann-Niederlassung Stade und Dr. Constanze Köster als Beauftragter für die Kunstförderung des Unternehmens bleibt das Werk zunächst im Depot. Für 2026 planen die Museen Stade eine große Ausstellung zu den Neuzugängen in der Sammlung. Da bekommt Herrmanns Werk dann seinen großen Auftritt.

Bruchstücke von Schwert- und Lanzenklingen aus der Bronzezeit liegen ausgebreitet, um neu verzeichnet zu werden.

Bruchstücke von Schwert- und Lanzenklingen aus der Bronzezeit liegen ausgebreitet, um neu verzeichnet zu werden. Foto: Weselmann

Weitere Artikel