TTeure Mieten, wenig Schatten: Experten wollen Altkloster attraktiver machen

Die Visualisierung zeigt eine Idee des Büros Umbau Stadt zur Umgestaltung des Schafmarktplatzes in Altkloster. Sie sieht eine öffentliche Nutzung für Freizeitsport und schattenspendende Bäume vor. Foto: UmbauStadt
Fehlentwicklungen bereiten Bürgern im Buxtehuder Stadtteil Altkloster Sorgen. Stadtplaner stellen Ideen zur Aufwertung vor. Das sind ihre Vorschläge.
Buxtehude. Bodenversiegelung, zu dichte Bebauung sowie Abriss ortsbildprägender Häuser: Die bauliche Entwicklung im Buxtehuder Stadtteil Altkloster läuft nach Ansicht von Einwohnern schief. Mit einem sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) versucht Buxtehude, im gesamten Stadtgebiet Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.
Integriert bedeutet in diesem Fall, die Planung für Bebauung, Verkehr und Freizeit miteinander zu verbinden. Umgesetzt wird sie voraussichtlich in den kommenden 10 bis 15 Jahren. Die Menschen in Altkloster und im übrigen Buxtehude sollen aber schon früher Verbesserungen erleben. Deshalb sind auch einzelne Projekte, etwa Aufwertungen von städtischen Grundstücken, im Gespräch.
Stadtentwicklung
T Stärken und Schwächen Buxtehudes: Das sagen die Bürger
Das mit dem ISEK beauftragte Berliner Stadtentwicklungsbüro Umbau Stadt sucht dazu das Gespräch mit Bürgern. Bei einem öffentlichen, zwei Stunden langen Stadtteilspaziergang mit Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn nannten Stadtplaner und Bürger erste Ideen.
Hier braucht Altkloster Schutz vor Sonne
32 Grad heiß ist es am Tag des Spaziergangs. Die Hitze macht anschaulich, worauf die Stadtplaner den Fokus legen werden: Klimaanpassung nennen sie das. Auf die Hauptstraße, Ferdinandstraße, Lutherallee und auf den Schafmarktplatz brennt nahezu ungehindert die Sonne. Verschattungen schlagen die Stadtplaner deshalb vor.

Diese Visualisierung des Büros Umbau Stadt zeigt die Idee von Marktbuden auf dem Schafmarktplatz in Altkloster. Zu Veranstaltungen könnten die Marktstände weggeräumt werden. Foto: UmbauStadt
Jeden Dienstag und Sonnabend ist Wochenmarkt auf dem Schafmarktplatz. Vor allem ist er öffentlicher Parkplatz. Die Stadtplaner schlagen vor, Parkplätze zurückzubauen. Stattdessen würden zusätzliche Bäume gepflanzt und öffentliche Spiel- und Sportflächen darauf entstehen. Eine andere Idee sind Marktbuden aus Holz, die bei Veranstaltungen weggeräumt werden könnten.

Der Schafmarktplatz in Altkloster heute wird überwiegend als Parkplatz und Veranstaltungsfläche genutzt. Stadtplanerin Eva Hoppmanns (Umbau Stadt) und Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn beginnen hier die Stadtteilführung. Foto: Sulzyc
Die Umgestaltung dürfe jetzige Veranstaltungen nicht verdrängen, sagt Uwe Gährs. Er ist in Altkloster geboren und Präsident des Schützenvereins. Der Schafmarktplatz ist Schauplatz des Schützenfestes und des vorweihnachtlichen Nachmittags. Bei Sportveranstaltungen im Jahnstadion nutzen ihn Besucher als Parkplatz.

Kleiner Schafmarkt nennen die Menschen in Altkloster diese überwiegend als Parkplatz genutzte Fläche. Eine Idee ist eine Teilnutzung für bezahlbare Wohnungen. Foto: Sulzyc
Den kleinen Schafmarkt nennen die Einheimischen eine als Parkplatz genutzte Fläche an der Lutherallee. Stadtbaurätin Springhorn könnte sich darauf eine Teilbebauung vorstellen. „Wir haben zu wenig bezahlbaren Wohnraum.“ Dringend benötigte Menschen mit Berufen wie zum Beispiel Krankenschwestern, Polizisten oder Rettungssanitäter würden dadurch verdrängt, sagt sie.
Neubauten mit hohen Mietpreisen kritisieren Einwohner von Altkloster seit Jahren. Investoren errichteten großflächige Wohnungen. 17,50 Euro bis 20 Euro pro Quadratmeter kosteten die Mieten, behauptet ein Einheimischer. Nichts, was die von der Stadtbaurätin genannten Berufsgruppen bezahlen könnten. Investoren setzten auf eine Zielgruppe: gut situierte Paare ohne Kinder.
In städtebaulichen Verträgen könne die Stadt mit Investoren den Bau von bezahlbaren Wohnungen vereinbaren. „So etwas kann man weiter entwickeln“, sagt Springhorn. Auf dem kleinen Schafmarkt sieht sie offenbar die Möglichkeit dazu.
Stadtentwicklung
T Altkloster in Gefahr: Das macht diesen Buxtehuder Stadtteil so besonders
Menschen in Altkloster bereiteten Neubauprojekte von Investoren seit Jahren Sorgen. Eine ungesteuerte extreme Versiegelung des Bodens mit dem Verzicht auf grüne Gärten und eine enge Nachverdichtung seien die Folgen.
Ist die Stadt hilflos gegenüber privaten Investoren?
Ob die Stadt hilflos dagegen sei, fragt jemand. „Wir können niemanden enteignen“, antwortet die Stadtbaurätin. Die Stadt sei gerichtlich vorgegangen. „Die Gerichte haben anders entschieden.“ Welche privaten Neubauprojekte die Stadt Buxtehude vor Gericht prüfen ließ, nannte Springhorn nicht.

Die Klosterruine von Altkloster: Stadtplaner haben die Idee, den öffentlichen Platz aufzuwerten. Eine Idee ist, von dort einen Zugang an den Mühlenteich zu schaffen. Foto: Sulzyc
Mit einzelnen Projekten könne Altkloster lebenswerter werden. Fast vergessen wirkt die Klosterruine. Das könne sich ändern. Die Stadtplaner erwägen eine Fußwegverbindung von der archäologischen Stätte hin zum Mühlenteich. Sie sprechen von einer sozialen und grünen Spange am Eichholz, vom Jahnstadion bis zu Klosterruine und Mühlenteich.

Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Stadtteilspaziergangs sprechen über eine mögliche Aufwertung des Platzes um die Klosterruine. Bei mehr als 30 Grad bietet er angenehmen Schatten. Foto: Sulzyc
Eine andere Idee der Stadtplaner: Ein sogenannter shared space könnte die Lebensqualität entlang der Hauptstraße verbessern. Der englische Begriff shared space bedeutet gemeinsam genutzter Raum. Die bisher von Kraftfahrzeugverkehr dominierte Hauptstraße würde demnach entschleunigt, für Radfahrer besser befahrbar. Zonen zum Verweilen würden geschaffen. Einheimische geben zu bedenken: Die Hauptstraße sei Zufahrtstraße zur B73. Lastwagen benutzten sie.
Die Bürgerbeteiligung im ISEK-Prozess geht nach den Sommerferien weiter. Einwohner aus Altkloster und dem übrigen Buxtehude haben im Herbst online über die ISEK-Homepage https://isek.buxtehude.de/ die Gelegenheit, Vorschläge zu unterbreiten.
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