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Prozess

T„Ihm war alles egal“: Wie sich Soldat Florian G. vor der Kaserne stellte

Mit den Hosen in den Kniekehlen soll sich Florian G. nach den tödlichen Schüssen gestellt haben. Foto: Sina Schuldt/dpa

Der Prozess um den Vierfach-Mord im Landkreis Rotenburg geht in die nächste Runde. Am Freitag sagten zwei Wachmänner der Von-Düring-Kaserne vor dem Landgericht in Verden aus.

Von Wiebke Bruns Freitag, 01.11.2024, 18:45 Uhr

Scheeßel. Die zwei Wachleute berichteten von dem Moment, als sich der wegen vierfachen Mordes angeklagte Florian G. am Morgen des 1. März vor der Kaserne stellte. „Ich bin der, der gesucht wird“, soll er laut einem der beiden Zeugen gesagt haben. Stunden zuvor soll Florian G. vier Menschen erschossen haben.

Vor der Von-Düring-Kaserne stellte er sich. In der Untersuchungshaft soll er einem psychiatrischen Sachverständigen gegenüber die Taten gestanden haben. Doch in dem Prozess am Landgericht schweigt der 33-Jährige. Vor der Kaserne hatte er die Hosen heruntergelassen. „Er hat gezeigt, dass er nichts am Körper hat“, erklärte gestern ein 58 Jahre alter Wachmann aus Sottrum.

Die Hose hing ihm in den Kniekehlen

Es war 7 Uhr morgens. Nach einer Stunde am Tor sei er gerade abgelöst worden und ins Wachgebäude gegangen, da habe er den Angeklagten bemerkt. Dieser habe sich entkleidet und sei auf das Gebäude zugegangen. „Die Hose hing in den Kniekehlen“, soll ein 52-jähriger Wachmann aus Ahausen am vorangegangenen Verhandlungstag ausgesagt haben.

Übereinstimmend schilderten die Zeugen, dass Florian G. der Anweisung, sich an die Wand zu stellen, sofort nachgekommen sei. Gesprochen hätten sie nicht weiter mit ihm. Gefragt auch nichts. „Das ist nicht meine Aufgabe“, erklärte der ältere Wachmann. Der wachhabende Offizier sei dann informiert worden.

Die Polizei hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sich der Gesuchte bei der Rotenburger Kaserne stellen könnte. „Als ich um halb sechs gekommen bin, waren Polizisten da und haben uns etwas erzählt“, berichtete der Sottrumer. „Dass zwei Leute umgebracht oder angeschossen worden sind. Mehr wussten wir zu der Zeit nicht.“ Sein Kollege will nur die Info gehabt haben, „dass Schüsse gefallen sind und der Täter flüchtig ist“. Ein Autokennzeichen sei genannt worden.

Florian G. wirkte weder fahrig noch nervös noch aggressiv

Ob Florian G. fahrig, nervös, aggressiv oder alkoholisiert war, wollte der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk von den Zeugen wissen. Nichts davon, sagten sie. „War sein Ton eher militärisch?“, fragte der Richter nach. „Nein. Wie ein normaler Mensch. Er hatte alles aufgegeben. Ihm war alles egal“, schilderte der 58-Jährige seinen Eindruck.

Laut Anklage soll Florian G. zwischen 3.20 Uhr und 3.40 Uhr, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen, erst in Westervesede den neuen Partner seiner damaligen Ehefrau und dessen 55 Jahre alte Mutter erschossen haben. Dann in Brockel die beste Freundin seiner Frau und deren dreijährige Tochter.

Am Weichelsee ein Bier aufgemacht und telefoniert

Dann sei er zum Weichelsee nach Rotenburg gefahren, dem Ort, an dem sich der Soldat und seine Ex-Frau das erste Mal getroffen haben sollen. Dort habe er sich ein Bier aufgemacht und Texte über Whatsapp verschickt. Laut dem, was der psychiatrische Sachverständige in dem Prozess berichtet hat, telefonierte der Soldat dort noch mit einem Kameraden.

Diesem habe er gesagt, dass er die Leute umgebracht habe, die er umbringen wollte. Versprochen habe er in dem Telefonat, sich zu stellen. Er habe einen Hubschrauber gesehen, sein Bier ausgetrunken und sei dann zu der Rotenburger Kaserne gefahren.

Fortgesetzt werden soll der Prozess, wie geplant, am 11. November um 9 Uhr. An den darauffolgenden Terminen wird sich aus organisatorischen Gründen voraussichtlich etwas ändern, dies muss aber noch unter den Verfahrensbeteiligten abgestimmt werden. (jba/tom)

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