TTraditionscafé mit Hotel hat endlich einen neuen Chef

Für Hamza Atilgan stehen die individuellen Kundenbedürfnisse im Fokus. Foto: Hippler
Einen Nachfolger für ein kleines Café samt Hotel zu finden, ist nicht leicht. Rolf Schürmann, über viele Jahre Inhaber von Café Lohmann in Nordenham, hat es dennoch geschafft. Er setzte auf den richtigen Mann: Hamza Atilgan.
Nordenham. Das Café Lohmann gibt es in Nordenham seit 1927, am jetzigen Standort an der Bahnhofstraße 4 seit 1955. Rolf Schürmann übernahm den Traditionsbetrieb 1979 und ergänzte ihn um ein kleines Hotel. Zusätzlich erweiterte er das Gebäude um einen Wintergarten. Nach erfolgreichen 42 Jahren suchten Rolf Schürmann und seine Frau Karin im Jahr 2020 einen Nachfolger - und sie fanden auch einen.
Hamza Atilgan hatte vom Studium an gespart und in Wohnungen investiert. Das Hotel-Café Lohmann habe er eher spontan übernommen, wie er sagt. Vier Stunden lang habe er mit dem Vorbesitzer verhandelt, bis es zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss kam.
Seine Eltern führen das Restaurant Akropolis in der Viktoriastraße 24. In dem Restaurant habe er bereits als Kind mitgeholfen. „Als ich fünf Jahre alt war, kam meine Familie aus der Türkei nach Deutschland. Wir mussten zunächst der deutschen Sprache mächtig werden. Für mich war immer klar, dass ich nach meinem Studium zurück in die Gastronomie gehen werde. Das ist ein schöner Kaufmannsberuf“, führt der 30-Jährige aus.

Rolf Schürmann erweiterte das kleine Lokal um einen modern eingerichteten Wintergarten. Foto: Hippler
Studium in Boston absolviert
Im Jahr 2014 legte er das deutsche Abitur ab, danach zog es Hamza Atilgan nach Frankfurt. Dort absolvierte er bei Kaufland ein duales Betriebswirtschaftsstudium. Während er in Heilbronn für die Theorie büffelte, erlernte er das praktische Arbeiten in Frankfurt am Main.
Die Ausbildung bereitete ihn darauf vor, einen Kaufland-Markt mit rund 120 Mitarbeitern leiten zu können. Das Studium erfolgreich bestanden, erfüllte er sich seinen Traum, in den USA, genauer gesagt in Boston ein Master-Studium in „International Business“ zu absolvieren.
Während Gastronomiebetriebe in der Pandemie um ihre Existenz kämpften, machte der 30-Jährige rückblickend einen profitablen Geschäftsabschluss. Wegen Corona habe das Café damals keinen Umsatz machen können. „Wir konnten das Haus deshalb günstiger kaufen als zum eigentlichen Marktwert. Zusätzlich waren die Zinsen während der Übernahme sehr niedrig“, sagt Hamza Atilgan. Ein geschickter Schachzug, von dem er heute noch profitiert.
Dennoch hatte es der Jungunternehmer von Beginn an nicht leicht. Nach der Pandemie bereiteten ihm die wegen des Ukraine-Kriegs gestiegenen Strom- und Gaspreise einige Kopfzerbrechen. Trotz der Krise stand für Hamza Atilgan aber eines fest: An der Qualität wird nicht gespart. Schon Rolf Schürmann habe ihn davor gewarnt, dass sonst die Seele des Hauses verloren gehen würde.
Hamza Atilgan beweist kaufmännisches Geschick
Während die Kunden anfangs skeptisch waren, bewies der Junginhaber jedoch kaufmännisches Geschick: „Wir haben an der Qualität nichts geändert. Wir können sogar einige Extras einführen. Wir bieten Caterings an, um mit den Umsätzen die Fixkosten-Degression zu stimulieren. Das wirkt sich ebenfalls auf die Gewinne aus. Wir beliefern Firmen mit Kanapees, Kuchenstücken und Gebäck“, sagt Hamza Atilgan.
Im Kuchen- und Torten-Sortiment verkaufe sich die Marzipan-Nusstorte bisher am besten, gefolgt von der Schwarzwälder Kirschtorte. Das Café bietet auch regionale Spezialitäten an wie die Ostfriesentorte mit Rum, Rosinen und einer Baiserhaube. „Die Erdbeerschnitte ist bei uns ebenfalls sehr beliebt“, sagt der 30-Jährige.
Die Konditorei bietet zu jedem Anlass, ob Hochzeit oder Taufe, die richtige Torte an. Im Fokus steht das individuelle Bedürfnis der Kunden. Es kann aus 23 verschiedenen Sorten gewählt werden.
Die größte und teuerste Torte, die er bislang verkauft hat, sei siebenstöckig gewesen. Sie wurde für eine Hochzeitsfeier in Bremen gefertigt. Sie musste für 390 Personen reichen“, sagt Hamza Atilgan. Dafür zahlte der Kunde inklusive der Liefergebühr rund 1.000 Euro.

Hamza Atilgan und seine Frau Katja führen das Hotel-Café Lohmann in Nordenham. Foto: Hippler
Erweiterung des Hotels steht fest
Das Café Lohmann hat sich längst den aktuellen Food-Trends angepasst. „Wir bieten vegane Torten an, weil die umweltbewusstere Lebensweise stärker im Kommen ist. Wer laktoseintolerant ist oder etwas glutenfrei möchte, kann sich jederzeit an uns wenden. Das ist unser Anspruch, immer kundenspezifisch auf die Wünsche eingehen zu können“, sagt der 30-Jährige.