T„Trail Magic“: Dipshorner erlebt magische Momente auf dem Appalachian Trail
Natur und Landschaft begeistern Jörg Seeger. Mindestens ebenso begeistert ist der Dipshorner von den Begegnungen mit Menschen entlang des Trails. Foto: Seeger
Eine Wanderung auf dem Appalachian Trail ist der große Traum von Jörg Seeger. Diesen Traum erfüllt er sich jetzt. Sechs Monate will der ehemalige Dipshorner in den USA unterwegs sein. Etwas mehr als 2600 Kilometer liegen bereits hinter ihm.
Dipshorn. Jörg Seeger wandert auf dem Appalachian Trail in den USA. Seit Ende März ist der 54-Jährige unterwegs. Seeger ist ein sogenannter Thru-Hiker, das heißt, er wandert die gesamte Strecke in einem Rutsch. Die meiste Zeit wandert er allein. Dennoch erlebt er immer wieder besondere Begegnungen und Momente. „Trail Magic“, sagen Wanderer auf dem Appalachian Trail (AT) dazu.
Wanderer erleben unerwartete Freundlichkeit von Fremden
„Trail Magic“ ist ein Begriff, der von Wanderern auf dem AT verwendet wird, um unerwartete Freundlichkeit oder Hilfe zu beschreiben, die sie erfahren. Diese magischen Momente kommen von Fremden und können ganz unterschiedlich ausfallen. Für die Hiker sind sie kostenlos.

Große Freude bei den Hikern: Jörg Seeger veranstaltet gemeinsam mit Verwandten eine Trail Magic. Es gibt Burger, Hot Dogs, Snacks und Obst. Foto: Seeger
Manchmal werden dabei große Essensstände aufgebaut, ein anderes Mal reichen Leute den Wanderern kalte Getränke oder stecken ihnen etwas Obst zu.
Es gibt Trail Magics, bei denen werden Ausrüstungsgegenstände verteilt und Hygieneartikel.
Andere bieten einfach eine Mitfahrt im Auto in die nächste Stadt an. „Manchmal steht da auch eine gefüllte Kühlbox vor einem Gebäude, an der steht ‚Hiker help yourself‘“, sagt Seeger und schiebt nach: „Einfach diese Tatsache, dass plötzlich irgendwo was steht für die Wanderer, das ist schon sehr beeindruckend.“

Ein kräftiger Happen am Wegesrand: Eric Peter, ein Verwandter von Jörg Seeger, zaubert Hikern eine sogenannte Trail Magic. Foto: Seeger
Seeger hat auch schon Leute getroffen, die ihm bei sich zu Hause ein warmes Mittagessen angeboten oder die ihm die Gegend gezeigt haben. So wie Roger.
Mit dem 80-Jährigen hatte Seeger nicht nur ein wunderbares Gespräch, wie er sagt, sondern er hat in dessen Garage auch einen Schatz entdeckt: Eine Corvette, Baujahr 1966. Seit 52 Jahren ist der Wagen in Rogers Besitz und wird von ihm gefahren.

Die Corvette, Baujahr 1966, läuft immer noch. Seit 52 Jahren gehört sie dem US-Amerikaner Roger, der immer noch mit dem Wagen fährt. Foto: Seeger Foto: Seeger
Die Hilfsbereitschaft entlang des Trails ist bemerkenswert
„Das ist das Coole an diesem Trail. Da sind diese Leute und die sind da. Du musst nur mit dem Rucksack irgendwo stehen, dann sprechen die dich an und wollen dir helfen. Das ist etwas, was es in Deutschland so nicht gibt“, sagt Seeger. „Diese Nettigkeit, die Aufmerksamkeit dieser Leute in den USA rund um den AT finde ich eine ganz tolle Sache.“ Manchmal sind es Kirchengemeinden oder andere Organisationen, die Trail Magics anbieten. Oft sind es jedoch Privatpersonen, die den Hikern etwas Gutes tun möchten.
Trail Magics
Immer wieder erlebt Jörg Seeger während seiner Wanderung auf dem Appalachian Trail in den USA sogenannte Trail Magics. Organisiert werden diese vielfach von Privatpersonen, die den Wanderern kostenloses Essen, Getränke oder auch Ausrüstungsgegenstände und Hygieneartikel anbieten.
So wie Mike, der den Trail 1975 selbst gewandert ist und sich jetzt freut, den Wanderern Burger und Wurst zu braten und mit ihnen zu plaudern. Oder auch Tom, der sich mit seiner Frau nichts zu Weihnachten schenkt, weil beide beschlossen haben, mit diesem Geld lieber die Hiker zu unterstützen und ihnen etwas Leckeres während ihres Trails anzubieten, sagt Seeger.
Männer und Frauen kochen wie vor 200 Jahren
Ein besondere Trail Magic erlebte der 54-Jährige bei einer von der Green Mountain Brigade organisierten Veranstaltung. Dort kochten die Frauen und Männer in historischer Kleidung und über offenen Feuer eine Mahlzeit für die Wanderer. „Wie vor 200 Jahren“, sagt Seeger.

Eine besondere Trail Magic erlebt Jörg Seeger bei Burningtown Gap. Dort Helfer kochen dort wie vor 200 Jahren über dem offenen Feuer. Foto: Seeger
Insgesamt hat der Dipshorner bislang rund 30 Trail Magics bekommen. „Das sind Leute, die stehen da teilweise ein ganzes Wochenende und machen das aus freien Stücken, aus Nächstenliebe. Nur um fremden Leuten, um Hikern, zu helfen, denen was zu bieten, das ist grandios.“
Jetzt hat Seeger zusammen mit seinen Verwandten Annette und Eric Peter in Great Barrington (Massachusetts) Wanderern selbst eine Trail Magic geboten.

Jörg Seeger mit Annette und Eric Peter, die die Trail Magic organisiert haben. Annette Peter ist eine Cousine von Jörg Seegers Mutter und lebt mit ihrem Mann in Albany im US-Bundesstaat New York. Foto: Seeger
Ein tolles Erlebnis, sagt er und für ihn eine gute Gelegenheit, etwas von der großen Freundlichkeit, die er bislang erfahren hat, zurückzugeben.
Aus der Ferne dabei
Der Applachian Trail (AT) ist einer der längsten Weitwanderwege der Welt. Auf einer Länge von 3.500 Kilometern führt er durch 14 US-Bundesstaaten - von Georgia bis nach Maine.Jedes Jahr machen sich 3000 bis 4000 Menschen auf, den AT zu wandern. Einer von ihnen ist Jörg Seeger. Sechs Monate will der gebürtige Dipshorner unterwegs sein.