TTrauernde nehmen still Abschied vom verstorbenen Arian

Bilder von Arian aus glücklichen Tagen sollen die Trauernden an den verstorbenen Elmer Jungen erinnern. Foto: Algermissen
Im Juni wurde die Leiche von Arian (6) aus Elm auf einem Feld entdeckt. Es war das tragische Ende einer langen Vermisstensuche. Am Freitag ist Arian im engsten Kreis beigesetzt worden. Viele Bremervörder Bürger trauerten in der St. Michael Kirche mit.
Bremervörde/Elm. Nur Familie und enge Freunde sollten am Freitag an der Beisetzung des kleinen Arian teilnehmen. Das hatten seine Eltern über die katholische Kirchengemeinde Bremervörde mitteilen lassen. Deshalb blieb der Ort der Beerdigung geheim.
Nicht zuletzt, weil sich mehr als 1000 Freiwillige an einer der größten Menschensuchen in der Geschichte der Bundesrepublik beteiligt hatten, sollte den Bürgerinnen und Bürgern aus Bremervörde und Umgebung ebenfalls ein Raum zum Trauern geboten werden.
Deshalb war die katholische Kirche in der Straße Am Mahlersberg am Freitagnachmittag von 14 bis 18 Uhr für stilles Gedenken und Gebete geöffnet.

Eine Frau blickt still auf die Bilder von Arian auf dem großen Bildschirm. Foto: Algermissen
Bürger spenden mehr als 33.000 Euro für Beerdigung
Die Familie von Arian, die Mitglied in der katholischen Gemeinde ist, hat das Kirchenschiff im Vorfeld mit Blumen, Kränzen und Luftballons dekorieren lassen.
Fotos von Arian auf einem Bildschirm erinnern an das viel zu früh zu Ende gegangene Leben des Sechsjährigen, als um 14 Uhr die Glocken von St. Michael läuten und die ersten Besucher eintreffen.
Eine Freundin der Familie hatte im Internet Spenden für die Beerdigungskosten gesammelt. Mehr als 900 Menschen hätten gespendet, mehr als 33.000 Euro seien bei der Aktion zusammengekommen, hatte die Anwältin der Freundin der Familie gegenüber dem NDR bestätigt.
Geld, das nach der Beerdigung übrig bleibe, werde die Familie an gemeinnützige Organisationen spenden, die sich um autistische Kinder, Therapien oder verwaiste Familien kümmern.
Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind.
Eltern von Arian, geschrieben auf einem Gesteck
Auf Bildern vor dem Altar: Arian lacht fröhlich
In der Kirche ist es still. Während nach und nach Bürger eintreffen, lacht vor dem Altar der kleine Arian fröhlich von einem aufgestellten Schwarz-Weiß-Bild. Ein großer Bildschirm zeigt wechselnde Fotos aus einem viel zu kurzen Kinderleben: Arian spielend mit einem Dino, Arian im Schnee auf dem Schlitten, Arian fröhlich grinsend mit einem Flugzeugmodell.
Das passt zu den Worten auf dem Blumenkranz der Eltern: „Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ In das Kondolenzbuch am Kircheneingang tragen sich anfangs zaghaft, später immer mehr Trauergäste ein.
Ein älteres Ehepaar, er 84, sie 83 Jahre alt, freut sich leise über die vielen Ballons in der Kirche. „Gone, but not forgotten“ oder „Wir vermissen Dich!“ steht auf ihnen. Andere Ballons haben die Form von Dinos oder Flugzeugen. „Wirklich schön“, flüstert er und fügt hinzu: „Wir wollten unsere Anteilnahme ausdrücken. Die ganze Region hat doch so mitgelitten.“

Der evangelische Pastor Simon Laufer steht im geschmückten Altarraum der katholischen St. Michael Kirche in Bremervörde. Foto: Focke Strangmann/dpa
Hilfsbereitschaft und Anteilnahme bleibt
So erklärt auch Pastor Simon Laufer das öffentliche Gedenken für Arian. Während sein katholischer Kollege bei der Beerdigung weilt, kümmert sich der evangelische Geistliche in der Kirche am Mahlersberg um Journalisten und Trauergäste. Das Gedenken ist eine ökumenische Veranstaltung, ohne Grenzen zwischen den Glaubensrichtungen.
Das, was passiert ist, sei der Alptraum einer jeden Familie, sagt Laufer. Auch ihn als Seelsorger lasse das natürlich nicht kalt. Zumal er selbst Kinder habe. Man habe auch den Menschen, die mit Arian und der Familie gelitten haben, einen Raum zur Anteilnahme bieten wollen.

Der evangelische Pastor Simon Laufer stand Journalisten, aber auch Trauernden für Fragen zur Verfügung. Das stille Gedenken an Arian, so erläuterte er, sei eine ökumenische Veranstaltung, sprich: für Anhänger aller Glaubensrichtungen. Foto: Algermissen
Ob überhaupt etwas Positives bleibt nach so einem traurigen Geschehen, wird der Pastor gefragt. „Ja“, antwortet Laufer nach längerem Nachdenken. „Die Anteilnahme von so vielen Menschen und die über 1000 größtenteils Freiwilligen, die bei der Suche halfen, das bleibt.“
Trauriges Ende
Arian (6) verschwand am 22. April aus dem Haus seiner Familie in Elm. Auf Aufnahmen der Sicherheitskamera eines Nachbarn war später zu sehen, dass er barfuß die Straße in dem kleinen Wohngebiet entlang läuft.
An der folgenden Suche beteiligten sich in der Spitze mehr als 1000 Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und zahlreichen Hilfsorganisationen. Auch Hubschrauber, Drohnen, Spürhunde, Sonarboote, Taucher und ein Aufklärungsflugzeug der Luftwaffe waren im Einsatz.
Ende April stellte die Polizei die groß angelegte Suche ein und übergab den Fall an eine spezielle Ermittlungsgruppe. Ende Juni fand ein Landwirt bei Mäharbeiten auf einer Wiese bei Behrste die Leiche des Kindes. Ein DNA-Abgleich bestätigte, dass es sich um Arian handelte.