TTraum erfüllt: Aus dem Familienbetrieb zum eigenen Café an der Oste

Laura Martin, Betreiberin vom Oste-Café in der Eitzter Wassermühle. Foto: Hilken
Statt zur gewohnten Saisonarbeit auf Juist zurückzukehren, entschließt sich Laura Martin 2017, das Oste-Café in der Eitzter Wassermühle zu übernehmen und betreibt es erfolgreich.
Selsingen. Plötzlich geht es schnell für die gelernte Konditorin Laura Martin, die bis 2016 in der Sommersaison Torten und Kuchen für einen Gastro-Betrieb auf Juist herstellt und in der Küche aushilft, während sie in der Wintersaison im elterlichen „Landgasthof Martin“ in Selsingen mit anpackt. Denn 2017 fragt der Mühlenschutzverein Selsingen an, die Gastronomie in deren idyllisch gelegener Eitzter Wassermühle zu übernehmen.
Laura Martin ergreift die Chance: „Wir waren uns ziemlich schnell einig: Das probieren wir.“ Seither betreibt die heute 32-Jährige das Oste-Café. „Das ging alles relativ schnell. Der Vorteil war, dass in der Wassermühle vorher schon ein Café war. Die Grundausstattung haben wir übernommen.“ Laura Martin trifft wichtige Entscheidungen, setzt auf Selbstbedienung, die weniger Personal bindet, weitet die Zahl der Sitzplätze im Freien deutlich aus.
Jungunternehmerin trifft wichtige Entscheidungen
Unter den Bäumen an der Oste finden bis zu 120 Gäste Platz, in der Wassermühle weitere 60 Besucher. Und es gibt fortan von April bis Oktober neben dem Café-Betrieb an Sonn- und Feiertagen zusätzliche Aktionen wie Frühstücksbuffets, Grillabende, Tapas- und Fingerfood-Buffets.

In der Küche des elterlichen Landgasthofes in Selsingen bereitet Laura Martin Torten für ihr Oste-Café zu. Foto: Hilken
Was die Jungunternehmerin motiviert? „Es macht einfach Spaß“, sagt sie lachend. „Wenn die Leute gut gelaunt kommen und sich auf ein leckeres Buffet freuen, wenn dann alles gut läuft und sie zufrieden sind. Oder wenn Feiern stattfinden und man in glückliche Gesichter schaut.“ Und ökonomisch betrachtet: „Wenn am Ende so gut wie alles verkauft ist und man gut kalkuliert hat“. Ein Bonus ist der idyllische Standort des Cafés: „Der Platz ist einfach schön. Ich freue mich richtig darauf, dort hinzufahren“, sagt Laura Martin. Und ja: „Wir haben ein tolles Team.“
Federführend vom Einkauf bis zur Personalplanung
Obwohl sie das Oste-Café federführend betreibt, vom Einkauf bis zur Personalplanung alles organisiert, gibt es keine 100-prozentige Trennung zum elterlichen Betrieb. Das ist schwierig, weil in der Küche des Landgasthofes die Speisen vorbereitet werden, was in der historischen Wassermühle nicht möglich ist.
„So 100-prozentig selbstständig ist das nicht“, räumt die Jungunternehmerin ein, die das Café quasi als Zweigstelle des Landgasthofes betreibt. Welche Stolpersteine sie in Kauf nimmt? Die Wassermühle ist denkmalgeschützt. „Da können wir nichts verändern.“ Im Winter ist sie mangels Heizung daher nicht geöffnet.
Gibt es Auflagen wie eine barrierefreie Homepage, holt sie sich gegebenenfalls Hilfe. „Man kann nicht alles selbst machen.“ Ihre Arbeitsstunden zählt sie nicht. Obwohl das Café meist nur an Wochenenden geöffnet ist, gilt es vorab den Einkauf und „Bürokram“ zu erledigen. Die Vorbereitungen in der Küche beginnen je nach Veranstaltung am Donnerstag oder Freitag.
Ideen müssen durchdacht und realisierbar sein
Vorteil des selbstständigen Arbeitens? „Man kann sich seine Arbeit auch mal selbst einteilen.“ Sie weiß: „Es gibt immer Arbeit, aber wenn sie Spaß macht, fällt es einem leicht.“ Ihre Vision? „Ideen gibt es immer“, sagt Laura Martin strahlend. Die müssen indes durchdacht und personell zu schaffen sein. So liebäugelt sie damit, weitere Angebote zu unterbreiten oder die Öffnungszeiten zu erweitern, eventuell freitags zusätzlich zu öffnen. Aber: „Man muss einen langen Atem haben.“

Betreiberin Laura Martin im Inneren der Wassermühle, in der sich das Oste-Café befindet. Foto: Hilken
Welche Meilensteine sie stolz machen? „Dass wir die Corona-Zeit so gut überstanden haben.“ Überbrückt mit Außer-Haus-Torten-Verkauf. „Das fand ich schön, dass uns viele Menschen unterstützt haben.“ Und die Auszeichnung „Goldener Hecht“ der AG Osteland im Jahr 2018 für das von Nordpfade-Wanderern, Oste-Kanuten, Fahrradtouristen und Wochenendausflüglern angesteuerte Café.
Mut und Durchhaltevermögen sind wichtig
Was beim Einstieg in die Selbstständigkeit wichtig ist? „Durchhaltevermögen und Mut“, so die Café-Betreiberin. Man müsse improvisieren können und sollte Hilfe annehmen, rät sie. Sie holt sich Tipps von Menschen mit mehr Erfahrung und schaut über den Tellerrand. „Manchmal bringe ich eine Idee aus dem Urlaub mit.“
Traum vom eigenen Café erfüllt
Was sie besonders freut? Wenn Freunde den Betrieb mit Besuchen unterstützen oder Hilfe anbieten, wenn die Mühle bei Hochwasser vollzulaufen droht. Was sie schwierig findet? „Dass man auch mal zurückstecken muss.“ Sie arbeitet, wenn andere freihaben und etwas unternehmen. „Da kann ich nicht immer mitmachen, auch wenn ich gern dabei wäre.“
Zeit nimmt sie sich für ihr Hobby. Mit der Sportpistole schießt sie in der Landesverbandsoberliga. „Eigentlich ist mein Ziel, mal wieder zur Deutschen Meisterschaft zu fahren“, sagt sie beiläufig. „Da war ich früher häufiger mal.“ Qualifizieren müsste sie sich bei der Landesmeisterschaft. Doch die fällt in die Hauptsaison ihres Cafés. Das ist wohl der Preis, sich mit dem Oste-Café einen Wunschtraum erfüllt zu haben.