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Porträt

TTrotz Krankheit: Dollerner Politikerin kämpft weiter für ihr Dorf

Seit fast 24 Jahren engagiert sich Bianka Lange in verschiedenen politischen Gremien.

Seit fast 24 Jahren engagiert sich Bianka Lange in verschiedenen politischen Gremien. Foto: Buchmann

Bianka Lange spricht lieber direkt mit Menschen als digital. Seit 24 Jahren engagiert sich die Dollernerin politisch. Doch eine Krankheit zwang sie zum Umdenken.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 24.04.2025, 15:50 Uhr

Dollern. Gemeinderäte und Kliniken haben derzeit das gleiche Problem: Es fehlt an frischem Blut. Das bemängelt auch Bianka Lange, die sich seit 24 Jahren in der Kommunalpolitik engagiert. Samtgemeinderat, Schulausschuss, SPD-Fraktionsvorsitz, stellvertretende Bürgermeisterin in Dollern: Die Ämterliste ist lang. Die Lust, Politik zu machen scheint bei Bianka Lange ungebrochen - auch dank ihres dicken Fells.

„Man darf nichts persönlich nehmen, manche meckern eben“, sagt Bianka Lange. Sie sei sich bewusst, dass sie als gewählte Amtsträgerin in der Öffentlichkeit stehe. Der Großteil der Gespräche sei jedoch konstruktiv und sachlich. „Die Menschen kommen zu uns, weil sie Interesse an ihrem Ort haben“, sagt Lange. Das sei auch der Grund gewesen, weshalb sie damals in die Politik gegangen ist. „Man hat die Hoffnung, etwas verändern zu können“, sagt sie.

Durchgeplante Tage und Vorliebe für besondere Vögel

Aufgewachsen ist die 60-Jährige in der Hansestadt Lübeck. Mit Zwischenstationen in Holzminden und Steinkirchen zog es Bianka Lange und ihren Ehemann Jens 1992 nach Dollern. Als gelernte Erzieherin leitete sie viele Jahre die Kita Am Fleet in Jork, seit kurzem ist sie in der Kita Regenbogenkinder in Estebrügge beschäftigt.

Bei Bianka Lange ist alles genau durchgeplant. Etliche Ehrenämter - unter anderem im Dollerner Bürgerverein - bestimmen ihren Alltag. Die vielbeschäftigte SPD-Frau pflegt auch eine Sammelleidenschaft: Pinguine. „Ich liebe sie einfach“, gesteht Lange und lacht, während sie hinter sich auf ganze Reihe von Pinguin-Figuren in ihrem Hausflur zeigt.

Ihren Weg in die Politik fand Bianka Lange über den ehemaligen Dollerner Bürgermeister Peter Vollmers. „Ich war damals im Elternrat der Kita meiner beiden Töchter“, sagt Lange. Vollmers habe sie persönlich angesprochen und sie zu einer SPD-Fraktionssitzung eingeladen. Das war der Startschuss für Langes Politikkarriere: 2001 zog sie erstmals für die SPD in den Samtgemeinderat ein, 2006 folgte der Dollerner Gemeinderat.

Frauen waren in Räten schon immer unterrepräsentiert.

Bianka Lange, Ratsmitglied aus Dollern

In der Dorfpolitik habe sich inzwischen vieles verändert. „Es ist kontaktärmer geworden, vieles wird inzwischen digital abgewickelt“, sagt Lange. Ihr sei der persönliche Kontakt mit Ratskollegen und Bürgern lieber. Doch gerade neu Zugezogene zu erreichen, sei schwierig.

Lange würde sich wünschen, mehr neue Gesichter in den Räten zu sehen. Die Politik würde so fairer werden, gerade durch mehr junge Menschen und Frauen. Aktuell sind nur zwei der zwölf Ratsmitglieder in Dollern weiblich. Das sei jedoch kein Novum. „Frauen waren in Räten schon immer unterrepräsentiert“, sagt Lange.

Bianka Lange arbeitet aktiv daran, das zu ändern. Vor vier Jahren bildete sie ein Mentoring-Tandem mit Jennifer Barnes aus Agathenburg, die bis Februar 2025 für die Grünen im Samtgemeinderat aktiv war. Von jemand Erfahrenem zu lernen, hätte Lange sich damals auch selbst gewünscht. „Das hätte einiges erleichtert“, sagt sie. Für Politikneulinge würde sie sich mehr bereitgestellte Informationen wünschen, etwa was Entschädigungen für die Kinderbetreuung angeht.

Räte müssen jünger und weiblicher werden

Dass sich auf dem Land immer noch so wenige Frauen politisch engagieren, sei Mitschuld der Rollenklischees. „Ich habe schon oft von Frauen gehört, dass sie ihren Mann abends ja nicht mit den Kindern alleinlassen können“, sagt Lange. Frauen trauten sich oft nicht genug zu und wollten „hundertprozentig“ sein - gerade beim Vereinbaren von Beruf und Familie.

Dass die Räte zukünftig jünger und weiblicher werden, sieht Lange optimistisch. Sie selbst will gerne weitermachen, doch ihre Gesundheit habe sie zuletzt auf eine harte Probe gestellt. Seit Monaten leide sie unter den Folgen einer Long-Covid-Erkrankung, wie sie verrät. Deshalb habe sie bei ihren Ehrenämtern Abstriche machen müssen. Die Politik wollte Bianka Lange jedoch nicht aufgeben: „Man muss ja immer ein bisschen was um die Ohren haben.“

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