TUnbekannte quälen Hund fast zu Tode – „Regelrecht entsorgt“

Inzwischen steht der Hund wieder auf eigenen Beinen. In der Tierklinik wurde das verfilzte Fell geschoren. Foto: Tierschutz
Dieses Foto lässt wohl niemanden kalt: Ein junger Yorkshire-Terrier-Mischling wurde in Bremerhaven schwer misshandelt aufgefunden. Der Hund kämpft um sein Leben. Der Tierschutzverein stellt jetzt Forderungen auf.
Bremerhaven. Immer häufiger werden Haustiere einfach ausgesetzt. Das soll eine Folge der Corona-Pandemie sein, als viele Familien sich einen Hund oder eine Katze zulegten und nun damit überfordert sind. Schon seit Monaten gilt im Tierheim in Bremerhaven ein Aufnahmestopp, weil es überfüllt ist.
Nun wendet sich das Tierheim mit einem Fall von Tierquälerei an die Öffentlichkeit, der selbst die erfahrenen Tierpfleger fassungslos gemacht hat. Die Feuerwehr hat vor einigen Tagen einen jungen Hund gebracht, der von Unbekannten auf einem Spielplatz in Lehe regelrecht „entsorgt“ worden war. „Wie den letzten Dreck“, sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch aufgebracht. Das Tier habe kaum noch Lebenszeichen von sich gegeben, so dass die Feuerwehrbeamten sich nicht einmal mehr sicher waren, ob der Yorkshire-Terriermix überhaupt noch lebte.
„Der Hund war vollkommen abgemagert, ausgetrocknet und verfilzt und hatte zusätzlich diverse Verletzungen“, so Amelie Bensch. Vorsichtig wurde er auf ein Wärmekissen gelegt.

Der Yorkshire-Terriermix wurde auf einem Spielplatz in Lehe gefunden. „Er wurde regelrecht entsorgt“, heißt es aus dem Tierheim. Foto: Tierheim Bremerhaven
Bei der medizinischen Erstversorgung stellte sich zusätzlich noch heraus, dass der Hund mit einem lebensbedrohlichen Virus infiziert war, in eine Klinik gebracht und dort isoliert werden musste.
Magen des Tieres mit Futter überstopft
Der Hund muss einiges in seinem erst wenige Monate dauernden Leben erlitten haben. Die Tierärzte glauben, dass er sehr lange nichts zu fressen bekommen hat und dann aber geradezu mit Futter vollgestopft wurde. „Der Magen war völlig überfüllt, als er gefunden wurde“, sagt Bensch. Dem Hund müsse eine „unglaubliche Menge“ Futter gestopft worden sein. Allein das sei schon lebensbedrohlich gewesen.
Den letzten freien Platz auf einer Isolierstation fanden die Tierpfleger mehr als 150 Kilometer entfernt von Bremerhaven. „Auf der Fahrt dorthin hat die Mitarbeiterin mehrfach anhalten müssen, um überhaupt zu sehen, ob der Hund noch lebt“, sagt Bensch.
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Es sah so schlecht aus für den Mischling, dass die Klinik nach einem Tag so weit war, das Tier einschläfern zu wollen. „Aber wir haben gesagt, wir wollen alles versuchen, ihn zu retten“, sagt Bensch. Und tatsächlich: Einen Tag später stand der Hund auf, lief auf wackligen Beinen. Er wurde gewaschen und geschoren, „es sieht so aus, als wäre er über den Berg.“
Tierheim will Petition starten
„Die Zustände werden immer schlimmer“, sagt Bensch. „Es gehört zwar zu unseren Aufgaben, aber: Die Tierpfleger haben langsam genug von solchen Fällen.“ Deutschlandweit nehme die Tierquälerei in einem nie dagewesenen Tempo zu. Als eine Reaktion auf den neuerlichen Fall von Tierquälerei in Bremerhaven will der Tierschutzverein nun eine Petition im Internet starten, die sich an die Landesregierung richten soll. Eine Forderung: Mehr Personal für die Tierschutzbehörden.
„Städte, Kommunen und Behörden müssen in die Lage gebracht werden, Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Tiere noch besser anzuwenden“, sagt die Leiterin des Tierheims. In Berlin arbeiteten inzwischen Tierschutz-Inspektoren.
Auch der unkontrollierte Handel mit Tieren - insbesondere über das Internet - müsse geahndet werden, illegaler Welpenhandel sei problematisch, so Bensch. Hunde und Katzen müssten registriert werden, fordern die Tierschützer.
Bensch spricht zudem von einem „unkontrollierten Import von Hunden aus dem Ausland“, der etliche Probleme in Deutschland mit sich bringe.
Für die Behandlung des Yorkshireterrier-Mix rechnet das Tierheim mit Tierarztkosten von bis zu 3000 Euro. Die Polizei ermittelt, wer für das Leid des jungen Rüden verantwortlich sein könnte. Das Schicksal des Hundes hat das Tierheim auch in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Bei Facebook sei der Beitrag fast unglaubliche 1000 Mal geteilt worden, so Bensch. Das Schicksal des Tieres berühre die Menschen.