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Blindgänger

TUnerwartete Explosion im Watt schockiert Wanderer - „Druckwelle gespürt“

30 Menschen nahmen an der Wattführung „Familienwattwanderung zum Jadefahrwasser“ teil, darunter auch ein Kind von unter drei Jahren.

30 Menschen nahmen an der Wattführung „Familienwattwanderung zum Jadefahrwasser“ teil, darunter auch ein Kind von unter drei Jahren. Foto: Büsing

16 Blindgänger explodieren gleichzeitig und überraschen eine Gruppe von Wattwanderern. Weder der Wattführer noch der Butjadinger Bürgermeister sind über die Entschärfung informiert.

Von Stefan Alexander Hippler Mittwoch, 25.06.2025, 15:50 Uhr

Butjadingen . Es ist Montag (16. Juni) als um 11.45 Uhr der Bürgermeister der Gemeinde Butjadingen, Axel Linneweber, eine Nachricht per WhatsApp des Wattführers Matthias Schulz erhält. In der Nachricht heißt es, im Jadebusen sei eine Bombe explodiert. Der Wattführer ist sauer, darüber nicht gewarnt worden zu sein. Sie telefonieren kurz, als sich herausstellt, dass auch der Bürgermeister über die wahrscheinliche Bombenentschärfung nichts wusste.

30 Gäste und ein Kleinkind von Explosion überrascht

Thomas Büsing, der im Team von Matthias Schulz als Wattführer arbeitet, beginnt seine Wattwanderung um 10 Uhr mit der „Familienwattwanderung zum Jadefahrwasser.“ Etwa 30 Gäste hatten sich für die Wanderung angemeldet. Darunter ein Kind von etwa 3 Jahren.

„Ich informierte zunächst allgemein über das Wattenmeer. Wir waren am weitesten Punkt, am Fahrwasser. Ich zeigte Krebse, erzählte vom Jade-Weser-Port und dann gingen wir wieder zurück“, sagt Thomas Büsing, „als wir auf halber Strecke waren, grub ich auf dem Rückweg einen Wattwurm aus und sagte, dass den Teilnehmern, dass sie einen Sicherheitskreis bilden sollen. Sprich, die Gruppe sollte sich einfach nur in einen Kreis stellen.“

„Ich spürte die Druckwelle der Detonation“

Kaum ausgesprochen, explodieren um 11.15 Uhr auf dem Jappensand 16 Blindgänger gleichzeitig, das etwa einer Menge von drei Tonnen Sprengsatz entspricht. Thomas Büsing zuckt zusammen. Die Gruppe schaut erstarrt über seine Schulter hinweg. Der Wattführer dreht sich um und sieht eine Wolke aufsteigen.

Etwa 2,5 Kilometer von der Küste entfernt wurden 15 britische Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Wattführer Thomas Büsing war mit seiner 30-köpfigen Gruppe nicht weit entfernt.

Etwa 2,5 Kilometer von der Küste entfernt wurden 15 britische Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Wattführer Thomas Büsing war mit seiner 30-köpfigen Gruppe nicht weit entfernt. Foto: Hippler

„Wir bekamen die Druckwelle der Detonation noch zu spüren“, sagt Thomas Büsing. Ein leichter Luftzug erreicht die Gruppe. Der Wattwanderer versucht zunächst, die Orientierung nicht zu verlieren, sieht sofort nach seiner Gruppe und klärt über Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg auf, die hier immer wieder gefunden werden.

„In Anbetracht der politischen Weltlage, geht einem in dem Moment sehr viel durch den Kopf“, sagt Thomas Büsing, der davon ausgeht, dass in den Küstenbereichen, in denen Touristen unterwegs sind, bereits alle Blindgänger beiseite geräumt worden sind.

Wasserbomben bereits im Mai entdeckt

Von Seiten der Behörden ist die Sprengung wie geplant verlaufen. Auf Nachfrage beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser teilt ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, mit, dass die britischen Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg von einem Kapitän eines Sportbootes bereits am 9. Mai entdeckt wurden.

Der Kapitän informierte über seinen Fund mit Fotos. Daraufhin wurde der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Hannover informiert, der sich am 12. Juni zurückmeldete und sich die Blindgänger vor Ort ansah. Sie entschieden am 16. Juni, die direkt hintereinander liegenden Blindgänger zu sprengen.

Kürzeste Entfernung zum Ort der Explosion während der Wattführung

Kürzeste Entfernung zum Ort der Explosion während der Wattführung Foto: Schulz

Dem Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes blieben exakt zwei Tage Zeit, die Vorbereitungen für die Sprengung in die Wege zu leiten. Alle Behörden, von der Verkehrszentrale bis hin zur Flugsicherheit, wurden eingebunden. Es wurde ein Sicherheitsradius von 1,5 Kilometern eingerichtet.

Stephan Hellwig, Fachgebietsleiter Schifffahrt beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Wilhelmshaven, ergänzt: „Manche Sprengsätze, die gefunden werden, sind aufgrund ihres Alters nicht mehr transportfähig und müssen direkt an Ort und Stelle beseitigt werden.“ Schiffe der Wasserschutzpolizei waren am Jappensand ebenfalls im Einsatz, als gesprengt wird.

Generaldirektion in Bonn hat Informationssystem umgestellt

Vor etwa zehn Jahren hat die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn entschieden, die E-Mail-Verteiler umzustellen. Die Ämter sind nicht mehr verpflichtet, zu informieren. In einem Rundschreiben ist damals darauf hingewiesen worden, dass jeder, der sich über solche Geschehen informiert werden möchte, das elektronische Wasserstraßeninformationssystem unter www.elwis.de aufrufen und zudem Nachrichten für Seefahrer im Berufs- und -Freizeitbereich abonnieren kann.

Der Wattführer Thomas Büsing, rechts im Bild, zuckte zusammen und rief direkt seinen Chef Matthias Schulz an, als sich die Explosion am 16. Juni ereignete.

Der Wattführer Thomas Büsing, rechts im Bild, zuckte zusammen und rief direkt seinen Chef Matthias Schulz an, als sich die Explosion am 16. Juni ereignete. Foto: Hippler

In einem generellen Mailverteiler werden in der Regel die zuständigen Leitstellen, wie Polizei und Feuerwehr informiert. Hier werde man aber zukünftig auch den Bürgermeister berücksichtigen.

Geschockt, doch besonnen zurück an Land

Von einer kontrollierten Sprengung wissen die Wattwanderer nach wie vor nichts. Thomas Büsing kann es nur erahnen. Die Gruppe bleibt besonnen, geht irritiert und geschockt mit dem Wattführer zurück. Thomas Büsing denkt nach, wen er als Erstes kontaktieren soll. Die Polizei? Er beschließt daraufhin seinen Chef, Matthias Schulz anzurufen.

Der versucht daraufhin mehrfach die Wasserschutzpolizei anzurufen. Als er um 11.34 Uhr jemanden erreicht, fragt er nach, ob die Explosion bekannt gewesen sei. Die Wasserschutzpolizei habe ebenfalls sehr kurzfristig davon erfahren. Gegen 11.45 Uhr kontaktiert Matthias Schulz den Bürgermeister mit der Nachricht per WhatsApp über die Explosion.

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