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Kritik

TUnterführung in Stade: Zu dunkel und zu schnelle Radler

Viel Platz, und doch kommen sich Fußgänger und Radfahrer näher. Die Radfahrer sollen sich eigentlich rechts halten.

Viel Platz, und doch kommen sich Fußgänger und Radfahrer näher. Die Radfahrer sollen sich eigentlich rechts halten. Foto: Klempow

Der Weg in die Stader Altstadt ist kurz. Trotzdem gehen ihn diese älteren Bürger nicht gern. Ihr Unbehagen hat zwei Seiten: Unsicherheit im Dunkeln - und der schnelle Radverkehr am Tag.

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Von Grit Klempow
Donnerstag, 19.09.2024, 00:17 Uhr

Stade. Die nostalgischen Laternen, die Bögen im Straßenpflaster, das ehemalige Regierungsgebäude - eigentlich macht diese Ecke in Stade was her. Aber Armgard Bettermann und ihre Bekannten sind hier nicht gerne. Für die Nachbarn aus Campe ist der Weg von der Harburger und Harsefelder Straße durch die Unterführung der Bahngleise der kürzeste Weg in die Innenstadt. Aber sie nutzen ihn kaum noch. Schon gar nicht am späten Abend.

“Funzellicht“ statt strahlender Laternen

Rechts liegt die Grünfläche mit hohen Bäumen. Laternen beleuchten den Weg bis zur Unterführung. Aber: „Funzellicht“, sagt Armgard Bettermann. Dunkelheit flankiert die Unterführung. Auch unter den Gleisen sei es zu schummrig, kritisieren die Camper Bürgerinnen.

Gestaltet wurde der Bereich in den 80er Jahren. Die nostalgisch anmutenden Laternen reichten aber nicht aus, so die Kritik.

Gestaltet wurde der Bereich in den 80er Jahren. Die nostalgisch anmutenden Laternen reichten aber nicht aus, so die Kritik. Foto: Klempow

Die Lampen in der Mauer strahlen kaum Licht ab. Die beleuchteten Schaukästen auf der gegenüberliegenden Seite verbreiteten eher diffuses Licht. Eine Kamera überwachte den Bereich, erzählt Armgard Bettermann, die ist aber seit längerem abgebaut. Nein, Vorfälle gab es hier nicht, auch im kleinen Park sei es ruhiger geworden.

Das Gefühl der Unsicherheit ist dennoch da, wie so oft im Areal rund um den Bahnhof (das TAGEBLATT berichtete). Das ist die eine, die dunkle und stille Seite des Unbehagens.

E-Bikes sausen um Fußgänger herum

Die andere ist belebt und zackig. Wenn viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind, ist die Situation in der Unterführung das Kontrastprogramm zum Abend. Das zeigt ein Ortstermin um die Mittagszeit. E-Bike-Fahrerinnen sausen vom Fuß der Treppe zur Harburger und Harsefelder Straße hoch, E-Scooter rollen wendig und schnell durch die Lücken zwischen den Passanten.

Radfahrer, die ihr Vehikel schieben, sind eher selten in der Unterführung zu sehen. Zweiradfahrer müssen von der rechten Seite nach links ziehen, um Richtung Innenstadt oder Bahnhof zu kommen.

Radfahrer, die ihr Vehikel schieben, sind eher selten in der Unterführung zu sehen. Zweiradfahrer müssen von der rechten Seite nach links ziehen, um Richtung Innenstadt oder Bahnhof zu kommen. Foto: Klempow

Fußgänger und Radfahrer teilen sich kreuz und quer die abschüssige Strecke bis zur Treppe. Gedacht ist das anders. Bemerkenswert unbeachtet teilt das blaue Schild den Radfahrern von der Harburger und Harsefelder Straße kommend die rechte Seite zu. Das Schild steht oberhalb der Unterführung.

Etwas erhöht weist das Verkehrsschild Fußgängern und Radfahrern die Seiten zu: Radfahrer rechts, Fußgänger links. Eine eher ungewöhnliche Einteilung. Meist sollen Radfahrer sich links halten.

Etwas erhöht weist das Verkehrsschild Fußgängern und Radfahrern die Seiten zu: Radfahrer rechts, Fußgänger links. Eine eher ungewöhnliche Einteilung. Meist sollen Radfahrer sich links halten. Foto: Klempow

Nur wenige halten sich daran, rechts der steinernen Poller nach unten zu fahren. Vielleicht auch, weil sie vor der Treppe ohnehin quer über den Fußgängerbereich wechseln müssen. Nur einige halten sich an das Gebot, auf dem separaten Weg links neben der Treppe das Zweirad die Kehre runter oder hochzuschieben. Der E-Antrieb macht auch letzteres möglich.

Steinerne Poller markieren die Abgrenzung zwischen Radverkehr und Fußgängern. Als Grenze werden sie von vielen nicht wahrgenommen.

Steinerne Poller markieren die Abgrenzung zwischen Radverkehr und Fußgängern. Als Grenze werden sie von vielen nicht wahrgenommen. Foto: Klempow

Die anderen umkurven rollend und in die Pedale tretend die Absperrbügel. Fußgänger werden dabei sportlich geschnitten, von leisen und schnellen E-Rädern ebenso wie von E-Scootern. Das, in Kombination mit der unübersichtlichen Trennung von Fuß- und Radverkehr, sorgt bei Älteren wie Armgard Bettermann, Renate Stein, Dr. Gisela und Christian Feneis sichtlich für Unbehagen. Dass aus dem Pflaster wildes Grün sprießt, in dem sich Müllfetzen verfangen, mache den Gesamteindruck auch für Touristen nicht besser.

Sie nutzen den kürzesten Weg in die Innenstadt nicht gern: Die Camper Anwohner Christian Feneis, Dr. Gisela Feneis, Armgard Bettermann und Renate Stein im Gespräch.

Sie nutzen den kürzesten Weg in die Innenstadt nicht gern: Die Camper Anwohner Christian Feneis, Dr. Gisela Feneis, Armgard Bettermann und Renate Stein im Gespräch. Foto: Klempow

Die Stadt Stade reagiert auf die Kritik: „Die Beleuchtung auf dem Weg und in der Unterführung wird überprüft“, so Pressesprecher Stephan Voigt auf Nachfrage. Damit seien die Stadtwerke nun beauftragt. Die Kamera sei Sache der Deutschen Bahn gewesen. Grundsätzlich sei es aber nicht gestattet, den öffentlichen Raum mittels Kameras zu überwachen, darauf weist Voigt vorsorglich hin.

Polizei: Es wird rücksichtslos gefahren

Ein Hotspot für Kriminalität ist der Bereich nicht. Auch kein Unfallschwerpunkt, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Aber er könne nachvollziehen, dass Fußgänger dort mit Bedenken unterwegs sind. „Wir sehen selbst, dass dort rücksichtslos gefahren wird - wie zum Beispiel auch in der Fußgängerzone.“ Die Polizei spreche Radfahrer an und kontrolliere auch - aber ständig sei das nicht zu machen.

Die Stadt indes will sich die Verkehrsführung noch einmal genau ansehen und prüfen, ob Fußgänger und Radfahrer übersichtlicher getrennt werden können.

Viel Platz, und doch kommen sich Fußgänger und Radfahrer näher. Die Radfahrer sollen sich eigentlich rechts halten.

Viel Platz, und doch kommen sich Fußgänger und Radfahrer näher. Die Radfahrer sollen sich eigentlich rechts halten. Foto: Klempow

Die Schaukästen beleuchten eine Wand der Unterführung. Bei Dunkelheit nicht ausreichend, kritisieren Passanten.

Die Schaukästen beleuchten eine Wand der Unterführung. Bei Dunkelheit nicht ausreichend, kritisieren Passanten. Foto: Klempow

Wenig Licht strahlen die Lampen in der Unterführung ab.

Wenig Licht strahlen die Lampen in der Unterführung ab. Foto: Klempow

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