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TVernachlässigt und gequält: Was manche Halter ihren Tieren antun

Mit verwahrlosten Hunden (Symbolbild) hatte es das Veterinäramt auch in der Wesermarsch zu tun.

Mit verwahrlosten Hunden (Symbolbild) hatte es das Veterinäramt auch in der Wesermarsch zu tun. Foto: dpa

Das Veterinäramt JadeWeser musste im vergangenen erneut gegen tierschutzrechtliche Verstöße vorgehen. Auch in der Wesermarsch kam es zu teils haarsträubenden Vorfällen. Attacken gegen Mitarbeiter des Veterinäramtes gab es ebenfalls.

Von Detlef Glückselig Mittwoch, 21.02.2024, 18:08 Uhr

Landkreis Wesermarsch. Tierschutz ist eine wichtige Aufgabe des Zweckverbands Veterinäramt JadeWeser. 2023 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1121 Tierschutzkontrollen in ihrem Einzugsgebiet vorgenommen. Sie haben dabei zum Teil Schlimmes gesehen. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den der Zweckverband am Dienstag präsentiert hat.

Viele der Kontrollen wurden aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung vorgenommen. Sowohl in Haustier- als auch in Nutztierhaltungen würden immer wieder erhebliche Mängel festgestellt, darunter eine unzureichende Grundversorgung mit Futter und Wasser, eine fehlende tierärztliche Behandlung schwer kranker Tiere oder eine starke Überbelegung, heißt es im Jahresbericht.

28 Tierhaltungsverbote ausgesprochen

Gegen 28 Tierhalter hat das Veterinäramt im vergangenen Jahr ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen. Damit einher geht in der Regel auch ein Betreuungsverbot; das bedeutet, dass die betreffenden Personen in einer anderen Tierhaltung ebenfalls nicht mehr arbeiten oder aushelfen dürfen.

Auch in der Wesermarsch kam es zu gravierenden Vorfällen. Ein Tierhalter, der sich 2023 nur zeitweise in der Region aufhielt und seinen ersten Wohnsitz andernorts hat, hat nach Mitteilung des Zweckverbands seine beiden Hunde alleine bei seinem Ferienhaus zurückgelassen. Die Veterinäre fanden die Tiere nach einem Hinweis in einem „erbarmungswürdigen Zustand“ vor, wie das Veterinäramt schreibt.

Kurz angebunden ohne jeden Witterungsschutz

Die Hunde waren kurz angebunden ohne jeden Witterungsschutz dem zum Zeitpunkt der Kontrolle fallenden Schneeregen ausgesetzt. Sie saßen zwischen Kothaufen und waren nicht mit Futter und Wasser versorgt. Die Tiere wurden umgehend fortgenommen, und es wurde ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot verfügt.

Zwei Haltern von mehreren Hunden, Katzen und Pferden in der Wesermarsch musste ebenfalls die Tierhaltung und -betreuung untersagt werden, nachdem über Jahre immer wieder Mängel festgestellt worden waren. Die Tiere waren vernachlässigt, notwendige tierärztliche Behandlungen war ihnen verwehrt worden. Sie wurden zunächst anderweitig untergebracht und schließlich an andere Tierhalter vermittelt.

In einem dritten Fall, der sich in der Wesermarsch abgespielt hat, war eine Pferdehalterin mit der Versorgung und Pflege ihrer Tiere überfordert. Sie hatte ihren Pferden keinen Auslauf mehr ermöglicht hat und war nicht in der Lage, eine artgemäße Haltung sicherzustellen. Der Bestand musste aufgelöst werden. Die teils älteren Pferde konnte das Veterinäramt an andere Halter vermitteln. Der Frau wurde das Halten und Betreuen von Pferden untersagt.

Zweckverband schaltet Staatsanwaltschaft ein

In insgesamt 26 Fällen, die das gesamte Einzugsgebiet betrafen, hat der Zweckverband wegen tierschutzrechtlicher Verstöße die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Das geschah zum Beispiel, weil schwer kranke Rinder nicht tierärztlich behandelt wurden oder weil Halter ihren Tieren massive körperliche Gewalt angetan hatten.

Mitarbeiter bedroht und angegriffen

Zu Gewalt kam es aber auch gegen Mitarbeiter des Veterinäramtes. Sie sahen sich Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt. In einem Fall bedrohte ein Pferdehalter Mitarbeiterinnen und wurde ihnen und einem Polizisten gegenüber handgreiflich. In einem anderen Fall ging eine Tierhalterin mit einer Forke auf die Tierärztinnen los. Neben Konflikten bei Vor-Ort-Kontrollen hatte das Veterinäramt mit Drohungen und Beschimpfungen in E-Mails oder am Telefon zu tun.

Zweckverband Veterinäramt JadeWeser

Der Zweckverband Veterinäramt JadeWeser wurde am 1. Januar 2007 von den Landkreisen Wesermarsch, Friesland und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven gegründet. Diese Gebietskörperschaften haben dem Verband alle kommunalen Aufgaben des Veterinärwesens sowie des gesundheitlichen Verbraucherschutzes übertragen. Zum Zuständigkeitsbereich gehören auch die drei ostfriesischen Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge.

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