TVfL-Fans machen die Geestlandhalle zur Geestlandhölle – aber es werden weniger

Michael Braune schwenkt die vier mal fünf Meter große Clubfahne, das Prunkstück des VfL-Fanclubs „Blue Dragons“ Foto: Jörg Struwe/Picselweb
Es ist laut, hitzig und für den Gegner nicht selten ungemütlich: Die Geestlandhalle in Fredenbeck ist in der Handball-Szene berüchtigt. Dafür sind vor allem zwei Fanclubs verantwortlich. Doch sie kämpfen mit Mitgliederschwund. Kann der Verein helfen?
Mehr als 600 Fans haben in der vergangenen Oberliga-Saison durchschnittlich die Geestlandhalle gefüllt, wenn die Handballer des VfL Fredenbeck zu ihren Heimspielen angetreten sind und ihre Mannschaft anfeuerten. Für viele Handballfans, Frauen und Männer jeden Alters, aus Fredenbeck und Umgebung gehört der Besuch der Heimspiele fest zum Freizeitprogramm am Wochenende.
Der treue Bürgermeister
Rund 150 Dauerkarten verkaufte der VfL für die laufende Saison. Auch Ulrich Schumacher, Bürgermeister der Gemeinde Fredenbeck, ist Dauerkartenbesitzer - seit 1986. Eigentlich sei er ja Fußballer, sagt Schumacher. Aber die Stimmung in der Halle sei riesig. „Wegen der Spannung und um Freunde zu treffen bin ich gerne da.“ Auch viele ehemalige Fredenbecker Handballgrößen aus den Anfängen des Leistungshandballs besuchen noch regelmäßig die Heimspiele, zum Beispiel Hermann Wiebusch, Klaus Brokelmann, Wolfgang Isler, Hans Hinrich Ehlers und viele andere.
Die lautstarken Dragons
Bei den Gastmannschaften ist die Geestlandhalle gefürchtet, wird darum Geestlandhölle genannt. Denn es wird schnell laut und hitzig und für Gastmannschaften ungemütlich. Dabei besorgen das Stakkato der Trommeln die „Blue Dragons“, einer von zwei Fanclubs der Fredenbecker Handballer.
Wie es zu dem Namen Blue Dragons gekommen ist, daran erinnert sich Michael Braune, Mitbegründer und seitdem organisatorischer Kopf der Gruppe, nicht mehr genau. „Damals waren Drachenmotive gerade total angesagt. Drachen sehen martialisch aus. Und Blau ist ja die Vereinsfarbe des VfL.
Mitgliederzahl schrumpft seit einiger Zeit
Die Blue Dragons haben etwa 50 Mitglieder. Derzeit sind etwa 20 bis 30 Mitglieder davon aktiv, sie unterstützen den VfL bei Heim- und Auswärtsspielen durch Anwesenheit, Anfeuerung mit Trommeln und Fahnen. Hinzu kommen Fans, die nicht fest zur Gruppe gehören, aber die Dragons und das Team immer wieder unterstützen.
Der Fanclub wurde vor rund 20 Jahren gegründet, als der VfL Fredenbeck in der 2. Bundesliga spielte. Die Zahl der Mitglieder schrumpft seit einiger Zeit. Ältere Fans steigen aus, es kommen weniger junge Fans nach. Das sei ein Problem des Handballs generell, sagt Braune. Handball werde immer mehr ein „Altmännersport“. Der Mitgliederschwund sei durch Corona beschleunigt worden. Die Fans seien immer schwerer vom Sofa wegzubekommen. An Werbung unter Kindern und Jugendlichen für Handball und Verein mangele es dabei nach Ansicht von Braune nicht. „Der VfL tut, was ihm möglich ist.“
Braune wünscht sich vom Verein mehr gemeinsame Aktivitäten mit der Mannschaft. Die Mannschaft verändere sich laufend und ein stärkeres Zusammenwachsen mit den Blue Dragons wäre eine schöne Belohnung und würde auch die Fangruppe stärken. Er bedauert, dass der VfL beim Verkauf von Fanprodukten wie Shirts und Schals hinter anderen Vereinen zurückbleibe.
Wenn die Trommel kaputt ist
Der VfL Fredenbeck unterstützt die Blue Dragons bei deren Ausrüstung. „Wenn mal wieder eine Trommel repariert werden muss, gehe ich zu Lars Müller und der öffnet dann seine Schatulle“, sagt Braune. Prunkstück des Fanclubs ist die vier mal fünf Meter große Clubfahne des VfL, die vor den Heimspielen meistens von Braune selbst auf dem Hallenparkett geschwungen wird. Die Mitglieder des Fanclubs erhalten zudem ermäßigte Dauerkarten. Zu Auswärtsspielen werden kostenlose Mitfahrgelegenheiten im Mannschaftsbus geboten.
Braune hofft auf neue Mitglieder. Das gelte für alle, für Jung und Alt, für Leute, die Lust haben, sich über Handball auszutauschen und den Verein und die Mannschaft über die bloße Teilnahme hinaus zu unterstützen. „Uns trifft man am festen Ort hinter dem Tor bei den Trommlern.“
Erst eine Tasse Tee - dann zum Heimspiel
Neben den Blue Dragons gibt es mit „Remember 1988“ eine zweite, kleinere Fangruppe, die sich um ehemalige Aktive des VfL Fredenbeck herum im Mai 2013 in Anlehnung an den ersten Aufstieg in die 1. Bundesliga im Jahr 1988 gegründet hat. Regelmäßig trifft sich die Gruppe vor den Heimspielen zu einer Tasse Tee, um anschließend gemeinsam in die Geestlandhalle zu ziehen.
Die Remembers 1988 haben sich auch die Unterstützung des Vereins neben dem Spielfeld auf die Fahne geschrieben. Mehrere Mitglieder helfen bei Handballturnieren und sorgen dafür, dass die von ihnen angelegte Tribüne am Beachplatz in einem Top-Zustand bleibt. Inzwischen ist die Gruppe etwas geschrumpft. Bei den letzten Spielen waren rund zehn „Remembers“ in „ihrem Block B“.
Der Verein hat bisher von sich aus noch keine eigenen Überlegungen angestellt, wie seine Fangruppen gestärkt und die Zahl aktiver Fans erhöht werden können. Einen Fanbeauftragten gibt es nicht. „Darüber müssen wir einmal nachdenken“, sagt Handballboss Lars Müller.