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Entwässerung

TViel Wasser vor unter hinter dem Deich: Die Lage an der Oste

Bis nach Hammahermoor reicht das Gebiet des Schöpfwerkverbands Burgbeck. Der Burgbeckkanal lief Mitte der Woche hier noch über.

Bis nach Hammahermoor reicht das Gebiet des Schöpfwerkverbands Burgbeck. Der Burgbeckkanal lief Mitte der Woche hier noch über. Foto: Klempow

Wasser steht auf Feldern und Weiden und mitunter auch auf Straßen. Auch der Wasserstand der Oste ist erhöht. Mehr als 250 Pumpen laufen entlang des Flusses auf Hochtouren. So ist die Lage an den Ostedeichen.

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Von Grit Klempow
Samstag, 06.01.2024, 19:20 Uhr

Oldendorf-Himmelpforten. Das Telefon klingelte oft. „Pumpt ihr gar nicht?“, wurde Thorsten Ratzke, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands Untere Oste, gefragt. Doch, sie pumpen. Durchgehend. Aber das Wasser auf den Wiesen wird nur langsam weniger. „So ist es nun mal, wenn mehr Regen fällt, als wir wegschaffen können“, sagt Ratzke. Der Unterhaltungsverband ist dafür zuständig, das Land zu entwässern.

„Das ist momentan eine Herausforderung“, sagt Ratzke. 41 Mündungsschöpfwerke befördern das Wasser in die Oste, alle zusammen schaffen 100 Kubikmeter in den Fluss - pro Sekunde. Insgesamt laufen in 151 Schöpfwerken des Verbands derzeit 255 Pumpen auf Hochtouren. Ratzke hofft, dass die Technik durchhält. „Es darf auch kein Schöpfwerk ausfallen“, sagt er.

Thorsten Ratzke ist Geschäftsführer in Doppelfunktion, sowohl beim Ostedeichverband als auch beim Unterhaltungsverband Untere Oste.

Thorsten Ratzke ist Geschäftsführer in Doppelfunktion, sowohl beim Ostedeichverband als auch beim Unterhaltungsverband Untere Oste. Foto: Klempow

Wärter „Hinni“ Jungclaus verbringt manche Nacht im Schöpfwerk

Dass am Burgbeckkanal so viel gepumpt wird, wie es nur geht, ist Sache von Hinrich „Hinni“ Jungclaus. Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist er der Schöpfwerkswärter. Seit Weihnachten hat er wieder mal manche Nacht hier verbracht. „Zwei Pumpen laufen automatisch“, sagt er. Aber die große Pumpe, die sogar fünfeinhalb Kubikmeter pro Sekunde schafft, braucht einen bestimmten Pegelstand. Sinkt der, schaltet sie sich ab.

Also managt Jungclaus das Zusammenspiel der drei Pumpen. Wenn das tief gelegene Land so wie jetzt unter Wasser steht, verbringt er hier immer einsatzbereit die Nächte auf dem Sofa.Wie viel Wasser die Pumpen aus dem Kanal in die Oste drücken können, hängt auch von der Tide ab. Hat der Fluss viel Wasser, ist der Gegendruck höher. Bei Niedrigwasser lässt es sich leichter pumpen.

Hinni Jungclaus ist seit mehr als 50 Jahren Wärter im Schöpfwerk und sorgt für den reibungslosen Betrieb der Pumpen.

Hinni Jungclaus ist seit mehr als 50 Jahren Wärter im Schöpfwerk und sorgt für den reibungslosen Betrieb der Pumpen. Foto: Klempow

Das Wasser läuft über ein Netz aus Drainage-Rohren, Grüppen und Gräben aus dem Hinterland zusammen. Das Einzugsgebiet des Burgbeck-Schöpfwerks reicht bis Groß Sterneberg.

Ist das neue Schöpfwerk schon einsatzbereit?

Der Wasserstand im Burgbeckkanal direkt vor dem Schöpfwerk wäre vielleicht noch höher, hätte der Kanal nicht eine neue Abzweigung bekommen. Darüber fließt das Wasser in den Mahlbusen vor dem neuen Schöpfwerk. Die große Fläche ist zusätzlicher Stauraum für das Wasser. Im neuen Schöpfwerk laufen die Pumpen noch nicht.
Der Mahlbusen vor dem neuen Schöpfwerk (rechts) am Ostedeich in Neuland bietet zusätzlichen Stauraum für die Wassermassen. In Betrieb ist der Neubau noch nicht. Noch laufen die Pumpen im alten Schöpfwerk (links).

Der Mahlbusen vor dem neuen Schöpfwerk (rechts) am Ostedeich in Neuland bietet zusätzlichen Stauraum für die Wassermassen. In Betrieb ist der Neubau noch nicht. Noch laufen die Pumpen im alten Schöpfwerk (links). Foto: Klempow

Es ist funktionstüchtig, aber noch nicht abgenommen. Laut dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist der Bau bis auf Restarbeiten abgeschlossen. Der NLWKN stimmt sich derzeit mit der Baufirma ab. Denn noch fehlt beispielsweise der wissenschaftliche Nachweis, dass die eine der drei neuen Pumpen fischschonend arbeitet. Laut NLWKN ist das Sache der Baufirma in Zusammenarbeit mit dem Pumpenlieferanten.

„Das Schöpfwerk soll ja fischfreundlich arbeiten“, sagt Oberdeichgraf Dr. Albert Boehlke vom Deichverband Kehdingen-Oste. Dass das fast sechs Millionen Euro teure Bauwerk in dieser Wetterlage noch nicht in Betrieb ist, macht ihm keine Sorgen.
Oberdeichgraf Dr. Albert Boehlke auf dem festen Ostedeich.

Oberdeichgraf Dr. Albert Boehlke auf dem festen Ostedeich. Foto: Klempow

Absackendes Hinterland erschwert die Arbeit des Schöpfwerks

„Vom Grundsatz her haben wir ja ein funktionierendes Schöpfwerk“, sagt er mit Verweis auf die unverwüstlichen Pumpen am Burgbeckkanal. „Die Leistung ist genau gleich“, so Boehlke. „Auch mit dem neuen Schöpfwerk wird das Wasser nicht bergauf fließen“, sagt Ratzke.

Auf lange Sicht ist der Betrieb des alten Schöpfwerks aber immer schwieriger. Das Hinterland sackt ab. Deshalb wurde das neue gebaut, mit Pumpen, die, dem Wasserstand angepasst, viel tiefer liegen.

Sorge um das Wasser zwischen den Ostedeichen?

Und das Wasser zwischen den Ostedeichen? Boehlke und Ratzke winken ab. Keine Probleme. Solange kein Sturm auf die Mündung bei Balje drückt und das Sperrwerk regelmäßig auf ist, nimmt die Tide die Wassermassen aus der Oste mit. An der unteren Oste gab es deshalb zwar einen deutlich erhöhten Wasserstand, aber keine großen Probleme und noch ausreichend Luft bis zur Deichkrone.

Der Wasserstand an der Oste Mitte der Woche: deutlich erhöht, aber ungefährlich.

Der Wasserstand an der Oste Mitte der Woche: deutlich erhöht, aber ungefährlich. Foto: Ratzke

Die Deiche sind fest. Sollten sie es nicht sein, sagt Boehlke, sondern durchweicht, ist das deutlich zu merken. „Das ist dann wie eine wabernde Masse, die nachgibt.“ Aber im Beritt der Deichverbände auf beiden Seiten bestehe absolut kein Grund zur Sorge.

Für Entlastung sorgt zum Beispiel der Polder Fresenburg bei Bremervörde. Die Stadt ist ein Nadelöhr für die Oste. Hinter dem Bremervörder See aber gibt es einen geplanten, etwa 30 Meter langen Überlauf. Dort ist der Deich statt knapp vier Meter nur 2,65 Meter hoch. Fließt das Wasser über, „sieht das zuerst dramatisch aus“, sagt Ratzke, der auch Geschäftsführer des zuständigen Ostedeichverbands ist. Wenn sich das Wetter wieder berappelt, kommt das Wasser zurück in die Oste - auch dann laufen wieder Pumpen.
Sieht dramatisch aus, ist aber gewollt: Wasser strömt über den Deich - der Überlauf der Oste beim Polder Fresenburg.

Sieht dramatisch aus, ist aber gewollt: Wasser strömt über den Deich - der Überlauf der Oste beim Polder Fresenburg. Foto: Ratzke

Ohne Deich: Die Fährzufahrt Ende Dezember in Gräpel unter Wasser.

Ohne Deich: Die Fährzufahrt Ende Dezember in Gräpel unter Wasser. Foto: Ratzke

Die Pumpen im Burgbeck-Schöpfwerk laufen derzeit ununterbrochen.

Die Pumpen im Burgbeck-Schöpfwerk laufen derzeit ununterbrochen. Foto: Klempow

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