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Fußball

TVom BSV fast traumwandlerisch in die Bundesliga – Jetzt muss Elias Saad beißen

Am vierten Spieltag verlor Augsburg mit 1:4 gegen Mainz. Elias Saad wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Am vierten Spieltag verlor Augsburg mit 1:4 gegen Mainz. Elias Saad wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Foto: Harry Langer/dpa

Sein Aufstieg zum Profi war traumhaft. Der einstige BSV-Fußballer Elias Saad hat die WM vor Augen. Doch die langjährige Leichtigkeit, die ihn auszeichnete, sucht er derzeit.

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Von Jan Bröhan
Samstag, 29.11.2025, 05:50 Uhr

Buxtehude. Der 25-jährige Elias Saad wechselte vor dieser Saison von St. Pauli zum FC Augsburg. Die Mannschaft ist unter dem neuen Trainer Sandro Wagner auf der Suche nach sich selbst, die Ergebnisse stimmen noch nicht. Zuletzt gab es aber den wichtigen 1:0-Heimerfolg gegen den HSV.

Doch Saad kämpft um seine Einsatzzeiten. Gegen den HSV wurde er in der 64. Minute eingewechselt. „Ich wollte Fußballprofi werden“, sagt er, er lebe seinen Traum. Im derzeit schwierigen Alltagsgeschäft ist das auch harte Arbeit. Saad hat bisherige Herausforderungen aber immer gemeistert.

Die Karriere von Saad ist in der heutigen Zeit mit den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten tatsächlich ein selten wahrgewordener Traum. Saads Werdegang zeigt, was mit Talent, Wille, den richtigen Entscheidungen und dem nötigen Quäntchen Glück möglich ist.

In Nachbetrachtung ist BSV schicksalhafter Startschuss

In der U19 wechselte Saad 2016 zum Buxtehuder SV. Es war anfangs eine Notlösung für ihn. Er hatte beim Niendorfer TSV nur noch wenig Einsatzzeiten, die Mannschaft stieg in die Bundesliga auf. Die Wege trennten sich. Einen neuen Verein in Hamburg fand er nicht. Schulfreunde schwärmten ihm dann vom BSV vor. „Ich wollte wieder Spaß haben“, sagt Saad.

Der damals 17-Jährige machte die eh schon gute Mannschaft von Wolfgang Nitschke noch besser. Saad spielte seine Gegner schwindelig. Die U19 wurde Vizemeister der Verbandsliga. An das Trainer-Unikat Nitschke habe er nicht so viele Erinnerungen, weil er ihn nur ein Jahr als Trainer hatte. Nitschke sei zwar sehr streng gewesen, aber korrekt zu den Jungs, so Saad. Besonders nett war Herrenspieler Ahmed Mhamdi, zu dem er auch heute noch sporadisch Kontakt hat.

Zwei Jahre spielte Saad dann für den BSV, der gerade wieder aus der Oberliga abgestiegen war, in der Landesliga. Er brauchte etwa ein halbes Jahr, um sich an den Herrenfußball zu gewöhnen. Dann war er aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken. Der BSV hatte einen Jahrgang, auf dem er hätte aufbauen können. Doch 2019 erfolgte die Auflösung aufgrund eines Streits zwischen dem Vereinsvorstand mit den Abteilungsverantwortlichen.

Für Saad geht es im Eiltempo Liga um Liga höher

Saad wechselte in die Oberliga zu Barmbek-Uhlenhorst. „Das hatte aber nichts mit der Abmeldung zu tun, die Idee war schon vorher da“, sagt er.

Der Sprung in die höhere Liga glückte sofort. „Das passte direkt“, sagt Saad, „wir hatten auch einen Trainer, der offensiv spielen wollte.“ Zwei Jahre später klopfte Regionalligist Eintracht Norderstedt an. Bei D/A war Saad zwar beim Probetraining gewesen, hatte aber keine Anfrage bekommen.

Auch in der Regionalliga fasste er trotz des merklichen Unterschieds schnell Fuß und bekam direkt seine Einsatzzeiten bei der Eintracht. „Das war über Jahre eine Phase, in der ich leicht im Kopf war, es immer schnell gepasst hat“, sagt Saad. Er habe auch immer gute Vereine gehabt, die auf junge Spieler gesetzt haben.

Der Traum vom Profifußball erfüllt sich

Saad brauchte dann nur eineinhalb Regionalligasaisons, um die Aufmerksamkeit von Bundesligisten zu bekommen. Die zweite Saison lief gleich richtig gut für ihn. Sein Berater, den er seit dem Schritt in die Regionalliga hatte, erzählte ihm, dass es Vereine gibt, die ihn im Blick haben.

„Da ist man natürlich schon überrascht und auch ein bisschen nervös“, sagt Saad, „und klar, man träumt sich alles aus.“ Es sei dann umso wichtiger gewesen, dass er weiter gut spiele und seine Scorerpunkte sammelte.

Mit St. Pauli ist Elias Saad 2024 Meister in der 2. Bundesliga geworden. Nach einer erfolgreichen Erstligasaison wechselte der Hamburger nach Augsburg.

Mit St. Pauli ist Elias Saad 2024 Meister in der 2. Bundesliga geworden. Nach einer erfolgreichen Erstligasaison wechselte der Hamburger nach Augsburg. Foto: Frank Molter/dpa

Im Januar 2023 wechselte Saad dann während der Winterpause zu St. Pauli. Der Traum vom Profifußball hatte sich erfüllt. Hätte er einen Plan B gehabt, wenn seine Laufbahn ins Stocken geraten wäre? „Ich hatte meine Ausbildung“, sagt Saad, und er hätte wohl in der Regionalliga weitergespielt.

Er musste aber erst mal im harten Profigeschäft ankommen. Drei, vier Monate brauchte er, um sich an das Tempo und die Robustheit zu gewöhnen. Er musste lernen, defensiv mit zu arbeiten. „Es gab viele Punkte, an denen ich arbeiten musste. Das war der bisher größte Schritt für mich“, sagt Saad über den Sprung in die 2. Bundesliga.

In der Anfangszeit ohne Einsätze habe er auch gezweifelt. „Aber die Phase war wichtig, man wird charakterlich und mental stärker.“ Seine Zeit kam, seine Spielfreude sei dann umso größer gewesen. Saad setzte sich durch und stieg mit St. Pauli in die 1. Bundesliga auf, und er performte weiter.

Nächster Karriereschritt mit Anlaufschwierigkeiten

Saad ist in Hamburg geboren und natürlich verwurzelt. Den Wechsel zum FC Augsburg hat er aber mit sich selbst ausgemacht. „Meine Eltern lassen mich meinen Weg gehen“, sagt Saad. Er hätte sich diesen Schritt aber ein bisschen leichter vorgestellt, wie er zugibt. Mit Freunden und Eltern kann er nun nur noch telefonieren. „Ich habe mich aber mittlerweile eingelebt und fühle mich wohl in Augsburg.“

Dass sein neuer Verein in eine sportliche Krise gerät, war natürlich nicht eingeplant. Er selbst hat noch kein Spiel (zehn Einsätze bei elf Spielen) durchgespielt und wurde zuletzt nur noch eingewechselt.

Da kommt der nächste Traum ins Spiel. Saad ist mittlerweile Nationalspieler von Tunesien. Mit neun Spielen und drei Treffern war er an der erfolgreichen WM-Qualifikation beteiligt. Die WM ist natürlich das große Ziel. „Wenn ich gesund bleibe und meine Spielanteile bekomme, ist es wahrscheinlich“, sagt Saad bezüglich der WM-Teilnahme. Es sei ein unglaubliches Gefühl, wenn das Land anklopft. „Das war auch schön für meine Eltern, sie waren sehr stolz.“

Saad ist aber im Jetzt, die WM ist noch weit weg. „Der Fokus liegt aktuell auf dem FC Augsburg.“ Die Leichtigkeit, mit der er bis ins Jetzt rauschte, muss Saad sich wieder erarbeiten. Er weiß, wie das geht, wie man seine Chancen nutzt. Was ihm vor allem bewusst ist: „Wir können uns alle glücklich schätzen, diesen Beruf auszuüben.“

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