TSie rettet die Dorfkneipe – Warum Anna Barndt das Kiek In in Ahrenswohlde übernimmt

Anna Barndt wird die beliebte Geest-Kneipe Kiek In künftig leiten. Foto: Ahrens
Nachfolger in der Gastronomie sind schwer zu finden. Das Kiek In in Ahrenswohlde hat gute Nachrichten: Tochter Anna Barndt zieht von München zurück auf die Geest, um die beliebte Kneipe fortzuführen. Was sie zu diesem Schritt bewegt hat.
Ahrenswohlde. Das dunkle Holzmobiliar sorgt für den typischen Kneipencharme. Am Tresen des Kiek In haben in den vergangenen 25 Jahren wohl die meisten Dorfbewohner mindestens einmal gesessen. Alles wirkt auf den ersten Blick so, wie die Stammgäste der Kneipe es lieben. Doch bei genauerem Hinschauen fällt auf: Hier wurde gewerkelt.
Die Wände strahlen frisch gestrichen in einem gemütlichen Beige. Den Holzboden hat Anna Barndt in tagelanger Arbeit abgeschliffen und neu aufgearbeitet. Die 30-Jährige will das kleine Lokal ins beste Licht rücken. Denn ab jetzt ist sie die neue Chefin.
Von München nach Ahrenswohlde für das Kiek In
Anna Barndt ist in Ahrenswohlde aufgewachsen. Doch die vergangenen vier Jahre hat die gelernte Automobilkauffrau in München gelebt und gearbeitet. Jetzt ist sie zurück - und übernimmt von ihren Eltern das Kiek In. Sie geht damit einen Schritt gegen den Trend. Immer mehr Gastronomiebetriebe auf den Dörfern schließen, weil es keinen Nachfolger gibt.

Auf ihrer Einstandsfeier am Sonnabend heißt Anna Barndt alle herzlich willkommen. Foto: Ahrens
Wenige Wochen nach ihrer Rückkehr feiert Anna Barndt am heutigen Sonnabend ihren Einstand. Ab 18 Uhr sind Gäste zu Freibier und Imbiss in der Kneipe willkommen. Mehrere Monate hatte sie überlegt, ob sie den Schritt wagt. Raus aus München, zurück in die Heimat. Sie kam zu dem Entschluss, dass jetzt, mit 30 Jahren, genau der richtige Zeitpunkt ist. „In München zahlt man inzwischen für ein WG-Zimmer gerne mal 1000 Euro“, sagt Barndt. Es sei Zeit gewesen, sich für einen Zukunftsplan zu entscheiden. „Hier bin ich groß geworden und stand das erste Mal mit sechs Jahren mit meiner Mutter in der Küche“, schwelgt sie in Erinnerungen über das Kiek In. Die Ahrenswohlder hätten ihr die Rückkehr leicht gemacht. „Es ist einfach ein tolles Dorf: Du kannst jahrelang weg sein und sofort wieder überall anklopfen.“
Eltern machten aus Tankstelle eine Kneipe
„Das Dorf hier wäre ohne das Kiek In leer“, sagt Anna Barndt. Vor 25 Jahren eröffneten ihre Eltern die Kneipe mit Speisekarte. Mit Gastronomie in den Räumen, die vorher eine Tankstelle waren, habe sich ihr Vater Christian damals einen Traum erfüllt, erzählt Anna Barndt. Auch eine Schule, ein Friseur und das Feuerwehrhaus seien dort schon beheimatet gewesen, habe ihr ein älterer Gast aus dem Dorf erzählt.
Traditionsbetrieb
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Die Gäste hätten der Kneipe immer die Treue gehalten, sodass sie in all den Jahren immer gut besucht war, erzählt Mutter Kirsten Barndt. Ein, zwei Versuche, das Lokal zu verpachten, seien nach kurzer Zeit gescheitert. Das Kiek In ging immer wieder zurück in die Hände von Familie Barndt. „Aber wir sind jetzt bereit, uns zurückzuziehen“, sagt Kirsten Barndt.
Das Ehepaar Barndt ist inzwischen Ende 60 und betreibt direkt nebenan noch ein Autohaus. Das werden sie auch weiterführen - aber das Kiek In wird ab sofort Wirkungsbereich von Tochter Anna. Mutter Kirsten hat bei der Übernahme keine Bedenken: „Ich bin ganz entspannt und hoffe einfach, dass es ihr Spaß macht.“
Anna Barndt jobbt seit Jahren in der Gastronomie
In München arbeitete Anna Barndt zuletzt bei einem Anbieter für Autoabos im Kundensupport. Nebenher arbeitete die 30-Jährige aber immer in der Gastronomie. Das spontane Jobangebot in einem Restaurant während eines Besuchs in München war es, was sie vor vier Jahren dorthin verschlug. „Ich habe immer in der Gastro gearbeitet und lieb‘ das.“
Für ihre neue Rolle als Betreiberin stehen ihr die Eltern aber immer noch unterstützend zur Seite. Denn als Inhaber gehört noch einiges mehr dazu, dessen ist sich Anna Barndt bewusst. Sie ist verantwortlich dafür, Wünsche von Gästen zu erfüllen, strategisch einzukaufen und auch die Mitarbeiter zufrieden zu stimmen.
Einige neue Ideen für die Kneipe
Die Rückendeckung der Mitarbeiter und der Gäste waren ihr besonders wichtig. „In den letzten Jahren kamen viele Leute auf mich zu und meinten: Willst du das nicht weitermachen?“, sagt Barndt. Auch alle Aushilfen und Minijobber in Service und Küche fragte sie vorher, ob sie auch mit ihr als Chefin noch an Bord bleiben würden.
Für die Gäste wird sich im Kiek In vorerst nicht viel ändern. Das Speiseangebot mit Schnitzel, Steak, Salaten und Co. bleibt. Doch neben neuen Gerichten hat Anna Barndt auch noch einige andere Ideen, um dem Kiek In ihre persönliche Note zu verleihen. „Ich bin total der Frühstücksmensch“, sagt sie. Künftig will sie probieren, einen Brunch zu etablieren. „Und ich will die Kneipenkultur wieder hervorbringen“, sagt Anna Barndt. Sie will regelmäßig Abende einführen, in denen das Kiek In Treffpunkt für Leute aus der Umgebung wird.