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TVon der Lüneburger Heide über Afrika nach Bliedersdorf: So tickt die neue Pastorin

Pastorin Mira Neckel wird von Regionalbischof Hans Christian Brandy in der Katharinenkirche in Bliedersdorf ordiniert.

Pastorin Mira Neckel wird von Regionalbischof Hans Christian Brandy in der Katharinenkirche in Bliedersdorf ordiniert. Foto: Vasel

Die Gebete der Bliedersdorfer wurden erhört: Im Pfarrhaus der Katharinenkirche tobt wieder das Leben. Pastorin Mira Neckel ist mit ihrer Familie eingezogen. Die 33-Jährige hat einiges vor. Ihre Entscheidung, Theologie zu studieren, fiel in Afrika.

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Von Björn Vasel
Freitag, 23.02.2024, 18:40 Uhr

Bliedersdorf. Bereits im Oktober 2021 hatte sich die langjährige Pastorin Manuela Handelsmann von den Bliedersdorfern verabschiedet und war - nach elf Jahren - frühzeitig in den Ruhestand gegangen. Die Pfarrstelle blieb lange vakant, die Pastorinnen Meriam Kalmbach und Heike Kircher sowie Uwe Keilhack, Pastor im Ruhestand, sprangen vorübergehend ein.

Jetzt tobt wieder das Leben in dem 1834 erbauten, lange Zeit verwaisten Pfarrhaus unterhalb der Bliedersdorfer Feldsteinkirche: Die neue Pastorin Mira Neckel, 33, ist mit zwei kleinen Kindern und ihrem Partner Nico Albrecht, Lehrer für Deutsch und Politik, im Februar eingezogen. Er ist zurzeit in Elternzeit und hat bereits den Garten des Pfarrhauses auf Vordermann gebracht.

Als Kind wurde die neue Pastorin nicht getauft

Die neue Pastorin wird am kommenden Sonnabend, 24. Februar, 14 Uhr, von Dr. Hans Christian Brandy ordiniert. Der Regionalbischof führt gemeinsam mit Pastorin Heike Kircher durch den Ordinationsgottesdienst in der 1243 erbauten Katharinenkirche. Die Ordination ist mit dem Recht verbunden, das Evangelium öffentlich verkünden, die Sakramente spenden und als Seelsorgerin wirken zu dürfen. Dass Mira Neckel heute Pastorin ist, wurde ihr allerdings nicht in die Wiege gelegt.

Aufgewachsen in dem kleinen Dorf Fintel in der Lüneburger Heide, hätten ihre Eltern sie nicht religiös erzogen. „Sie ließen mich nicht taufen“, sagt Mira Neckel. Unter anderem die Neugier habe sie als Jugendliche bewegt, erst einmal den Konfirmationsunterricht zu besuchen sowie sich später taufen und letztlich auch konfirmieren zu lassen. Doch erst in der Oberstufe habe sie sich wieder für den Religionsunterricht begeistert.

Nach dem Abitur nach Afrika

Doch auch nach dem Abitur habe nicht festgestanden, dass sie einmal Theologie studieren würde. Mit einer Freundin zog es Mira Neckel nach Afrika. Dort half sie - im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes - in einer Schule in einem der ärmeren Viertel von Accra, der Hauptstadt Ghanas. In Westafrika reifte schließlich der Gedanke, Theologie zu studieren. Ihre Freundin lernte morgens Hebräisch, sie wollte Theologin werden. Das habe sie stark beeindruckt.

Mira Neckel studierte Theologie in Leipzig, Tübingen und Göttingen. Dass sie Pastorin werden würde, habe allerdings nicht sofort festgestanden. Im März 2019 zog es sie in die Mariengemeinde Barsinghausen - als Vikarin, unterbrochen von einem Jahr in Elternzeit.

Sie sei nach Bliedersdorf gekommen, um zu bleiben, betont Neckel. Sie wisse, wie wichtig es den Bliedersdorfern sei, dass die Pastorenstelle wieder besetzt ist. Die Großeltern ihrer Kinder leben in der Nähe, ihre Tochter ist drei Jahre alt, ihr Sohn ein Jahr. Auch deshalb sei die Wahl auf die Region gefallen. Drei Jahre nach der Ordination kann ihr die Stelle der Pastorin in Bliedersdorf - nach der Probezeit - im Zuge eines regulären Besetzungsverfahrens von der Kirchengemeinde übertragen werden. Für den Ordinations-Gottesdienst hat sich Mira Neckel den biblischen Psalm 31,9 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ ausgesucht.

Neckel will neue Formate mit Kirchenvorstand entwickeln

Bereits in ihren ersten Tagen habe sie gespürt, wie wichtig den Bliedersdorfern ihre Kirche ist. Das werde nicht nur am gemeinsamen Neujahrsempfang von Rat und Kirchengemeinde sichtbar. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand will sie neue Formate und Angebote - zusätzlich zu den klassischen Gottesdiensten, für sie zentraler Bestandteil kirchlichen Lebens - entwickeln. Das Pfarrhaus ist für sie ein Zentrum des dörflichen Lebens - für alle Generationen. Das zeigte sich etwa bei den Geburtstagscafés. Auch die Jugendarbeit will sie stärken, weiteren Gruppen eine Heimat bieten. In Barsinghausen gab es beispielsweise Fahrrad- und Literaturgottesdienste. Kirche müsse auch dorthin gehen, wo die Menschen sind, sagt die 33-Jährige, die lange Zeit auch in der DLRG aktiv war. Es gelte, auch die abzuholen, die an der Türschwelle stehen.

In den kommenden Wochen und Monaten will Mira Neckel die ersten Kontakte vertiefen. Es gelte, „Kräfte durch Zusammenarbeit zu bündeln“ - unter anderem mit den Vereinen wie dem Bäuerlichen Hauswesen, aber auch der Feuerwehr. Das gelte auch für die Arbeit im verbundenen Pfarramt der Kirchengemeinden Horneburg und Bliedersdorf sowie in der Region der kirchlichen Gemeinden Bliedersdorf, Apensen, Horneburg und Neukloster. „Wir können uns gegenseitig befruchten“, sagt die 33-Jährige. Sie wolle sowohl für die Kirchenmitglieder als auch für nicht konfessionell gebundene Menschen da sein. Neckel: „Wir sind für alle da.“

www.kirchengemeindebliedersdorf.de

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