TVon wegen Krise: Das baut Lindemann in der nahen Zukunft

Der geplante Neubau in der Bürgerei Steinkirchen mit sieben Wohnungen. Foto: Lindemann
Die Bauwirtschaft steckt in der Krise. Heißt es. Friedrich Witt, Geschäftsführer der Stader Baufirma Lindemann, ist der Tenor derzeit zu negativ. Er kann und will den in der Branche weit verbreiteten Pessimismus nicht teilen. Im Gegenteil.
Stade. Die Lage scheint angespannt. Projekte werden aufgegeben, weil sich Preise für Baustoffe stark erhöht haben und auch die Darlehenszinsen gestiegen sind. Investoren und Firmen gehen kapeister, prominentes Beispiel in Stade ist die HIT, die die Sanierung und Bebauung des ehemaligen Mineralölwerk-Geländes vorantrieb, aber Insolvenz angemeldet hat.
Acht Millionen Euro soll hier an der Bahn in Campe allein die Sanierung des kontaminierten Grundstücks gekostet haben. Der verseuchte Untergrund soll potenzielle Käufer davon abgehalten haben, sich Wohnungen zu sichern. Die Finanzierung brach zusammen. Ein Spezialfall.
Vertriebschef: „Wir sind weit weg von einer Krise“
Mario Thomaschewsky, Leiter des Vertriebs bei Lindemann, sagt dagegen: „Wir sind weit weg von einer Krise.“ Lindemann hat für die kommenden Monate und Jahre diverse Bauprojekte in Planung, verteilt im Landkreis Stade. Im TAGEBLATT-Gespräch zählt er mit Friedrich Witt die Projekte auf, um zu zeigen, dass die Bauwirtschaft eben nicht am Boden liegt. Es gebe viele positive Nachrichten und interessante Immobilien.
Am Hohenwedeler Weg in Stade hat Lindemann gerade drei Reihenhäuser fertiggestellt. Interessenten hätten Schlange gestanden. Im gleichen Quartier ist ein weiterer Neubau mit sechs Wohneinheiten projektiert. Zusammen mit der Wohnstätte wird in der Teichstraße gegenüber der Polizei ein Gebäudekomplex mit 16 Wohnungen entwickelt.
Am Gierenberg in Harsefeld sind 14 Einheiten mit Größen zwischen 70 und 90 Quadratmetern in drei Häusern vorgesehen, Baubeginn soll noch dieses Jahr sein.
Dankersquartier in Horneburg im Herbst fertig
Kurz vor der Fertigstellung steht das Dankersquartier in Horneburg nach Plänen des Buxtehuder Architektenbüros Frenzel. Ab Herbst sollen 25 Wohnungen in zwei Gebäuden in die Vermietung gehen. Die Größen liegen zwischen 50 und 125 Quadratmeter. Die BürgerEnergie Buxtehude eG betreibt im Quartier ein Mieterstrommodell. Das sei für Mieter wie für Kapitalanleger interessant, sagt Witt.

An der Hinterstraße in Hollern-Twielenfleth sollen 22 Wohnungen entstehen. Foto: Lindemann
Lindemann will auch an mehreren Stellen im Alten Land aktiv werden. In der Bürgerei in Steinkirchen sollen sieben Wohneinheiten entstehen, das Unternehmen warte auf die Baugenehmigung dafür. In Hollern-Twielenfleth sind vier Wohneinheiten in Siebenhöfen vorgesehen und eine deutlich umfassendere Planung in der Hinterstraße mit 22 Wohneinheiten in Größen zwischen 70 und 100 Quadratmetern Wohnfläche.
Finanzamt und Gummi-Schmidt als große Projekte
In der Pipeline sind auch noch die Großaufträge altes Finanzamt und Gummi-Schmidt, beide in Stade beheimatet. Gemeinsam mit der Buxtehuder Wohnungsbau-Firma HBI hat sich Lindemann das 14.400 Quadratmeter große Grundstück an der Harburger Straße gesichert, wo jetzt noch das Finanzamt steht. Ein neues ist in Bau. Im Camper Park sollen einmal 160 Wohnungen in sechs Blöcken entstehen.
Die Neubebauung des ehemaligen Fabrikgeländes von Gummi-Schmidt in direkter Nachbarschaft zur Altstadt ist ein außergewöhnliches Projekt. Die alten Gebäude zwischen Burggraben und Freiburger Straße sind bereits abgerissen. Hinter den Kulissen werde intensiv an den Planungen weiter gearbeitet, so Friedrich Witt.
Mit der Stadt seien die städtebaulichen Verträge abgeschlossen. Noch in diesem Jahr solle der Bauantrag gestellt werden, damit 2025 der Bau der etwa 200 Wohnungen in diversen Größen gestartet werden kann. Bauzeit: drei Jahre.

Friedrich Witt: „Warum müssen wir immer alles schlecht reden?" Foto: Archiv
Gute Nachrichten aus und für die Region
Summa summarum schätzt Witt sein Investitionsvolumen für die projektierten Pläne auf 250 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren. Das ist schon mal eine Hausnummer und entspricht seinem Credo, selbstbewusst und mutig voranzugehen. Es gebe in der Region genug Gründe für Optimismus, sagt er und fragt rhetorisch: „Warum müssen wir immer alles schlecht reden?“.
Witt denkt an den Bau des LNG-Terminals im Industriegebiet Bützfleth oder dort auch an die mögliche Ansiedlung eines Batterieherstellers für E-Autos. Das biete neue Jobs, Menschen zögen in die Stader Region, hätten hohe Kaufkraft. Wohnraum werde gesucht.
Energieversorgung
Milliarden-Investition in Stade: LNG-Terminal wird gebaut
Auch die Jobs bei Airbus und der Anschluss der A26 von Stade zur A7 in Hamburg seien gute Perspektiven. Der Raum südlich der Elbe werde in Zukunft stärker von der Hamburger Dynamik profitieren, ist sich Witt sicher. Vor diesem Hintergrund sei Wohnungsbau und -kauf eine werthaltige Kapitalanlage. Einer wie er, muss das so sagen.