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Interview

TWacken: Welchen Tipp Reis Against The Spülmachine für Axl Rose hat

Mit gezückten Pommesgabeln feiert Wacken das Buxtehuder Duo.

Mit gezückten Pommesgabeln feiert Wacken das Buxtehuder Duo. Foto: Jasmin Bailer

Bier exen und Crowdsurfen kannten Hanke Blendermann und Philipp Kasburg bei ihren Auftritten vorher nicht. Wie sie es nach Wacken geschafft haben und was sie Guns N’ Roses ans Herz legen.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 07.08.2025, 11:50 Uhr

TAGEBLATT: Glückwunsch, Sie haben ihr erstes Mal Wacken überlebt. Auf einer Skala von eins bis Aaargh: Wie groß war die Aufgeregtheit?

Hanke Blendermann: Definitiv Aaargh!

Philipp Kasburg: Also wenn ich ehrlich bin, war ich herrlich entspannt und habe mich einfach nur darauf gefreut. Aber das ist auch eine Gabe, die ich habe.

Blendermann: Ich bin die Show schon vorher 37-mal durchgegangen. Und jetzt war es endlich so weit. Wir haben das „Welcome to the Jungle“-Intro spielen lassen und die Leute drehen alle völlig durch. Und die Hälfte der Leute kannte uns einfach.

Acht Jahre lang träumten Sie davon, auf Wacken zu spielen. Wie hat es jetzt geklappt?

Blendermann: Wir waren vor 13 Jahren mit meiner Straßenmusikband hier und haben so ein bisschen auf dem Zeltplatz gespielt. Und ich hab immer gesagt: Alter Schwede, wie geil ist das denn bitte?

Seit Jahren haben wir E-Mails, Briefe und sogar Haribos an Wacken geschickt, aber es kam nichts zurück. Letztes Jahr hat Wacken-Gründer Holger Hübner dann unser „Shirt weg“-Video bei Instagram geteilt. Da haben wir die Marketing-Blutgrätsche rausgeholt, von allen Seiten Nachrichten geschickt. Die nüchterne Antwort: „Ach nee, ihr seid uns zu lustig.“ Als wir ihnen dann unser Vorprogramm für Versengold geschickt haben, hieß es plötzlich: „Okay, wann könnt ihr?“

Sie sind jetzt ja nicht einfach irgendwo im Dorf aufgetreten, sondern haben als erste Band den heiligen Acker in Wacken eröffnet. Wie stolz ist man da?

Blendermann: Das war nicht einfach nur ein Konzert, wo die Leute sitzen und dabei lecker an ihrer Weinschorle nuckeln, sondern das war ja von Anfang an ein völliger Abriss. Die hatten alle richtig hart Bock. Und gerade eben meinte noch jemand im Graben zu mir: „Alter, fett! Erste Band am Sonntag, geiler Opener, ich bin jetzt schon heiser.“

Crowdsurfer haben Reis against the Spülmachine wohl eher selten im Publikum.

Crowdsurfer haben Reis against the Spülmachine wohl eher selten im Publikum. Foto: Jasmin Bailer

Kasburg: Das ist eine besondere Energie. Also wenn du weißt, die Leute freuen sich schon ein ganzes Jahr auf dieses Festival und du bist derjenige, der die ersten Töne spielt. Ich sag mal so, es ist wie bei Spider-Man: Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung. Aber ich glaube, wir sind mit dieser Verantwortung gewissenhaft umgegangen und haben niemanden ernsthaft enttäuscht, inklusive uns.

Wie haben Sie sich denn auf Wacken vorbereitet?

Blendermann: Wir haben extra die Setliste mehrfach überarbeitet, dass wir auch genug Rock- und Metal-Songs reinpacken. Ich habe drei Versionen gespielt und mit der letzten war Philipp immer noch nicht zufrieden. Und dann haben wir natürlich zum ersten Mal dieses Luftschlagzeug rausgeholt.

Das Publikum hat sichtlich Spaß an den Cover-Versionen des Duos.

Das Publikum hat sichtlich Spaß an den Cover-Versionen des Duos. Foto: Jasmin Bailer

Kasburg: Und man muss auch sagen: Eine Guns N’ Roses-Parodie auf Wacken zu präsentieren, wo Guns N’ Roses als Headliner auftreten, hätte ich mir nicht schöner vorstellen können.

Erst kürzlich sind Sie ja auch am Ballermann mit „Hast du Saufen Mal probiert“ aufgetreten. Wie anders ticken denn die Leute dort im Vergleich zu Wacken?

Kasburg: Die Leute hier kennen Acts wie Mambo Kurt und gucken einen nicht an wie ein Auto, nur weil man mit Akustikgitarren kommt. Beim Ballermann war ich ehrlich gesagt aufgeregter, weil da wusstest du nicht, wie reagieren die Leute drauf.

Auf Wacken fordern die Fans von den Musikern gerne mal „Noch ein Bier“, wenn man auf der Bühne mittrinkt. Waren Sie darauf vorbereitet?

Blendermann: Wir haben ganz viel dazugelernt. Erstens: Keine weißen Schuhe. Und zweitens: Nie wieder mitten im Set ein Bier exen.

Auf der Bühne Bierdosen exen bis zum letzten Tropfen: Eine neue Erfahrung für Hanke Blendermann.

Auf der Bühne Bierdosen exen bis zum letzten Tropfen: Eine neue Erfahrung für Hanke Blendermann. Foto: Jasmin Bailer

Kasburg: Also ich fand das sehr gut. Aber ich musste ja auch kein Bier exen (lacht). Wir sind ja auch Identifikationspersonen für das Publikum und die wollen auch einen Draht zu uns haben. Deswegen ist es den Leuten sehr wichtig, dass man mit ihnen auf der Bühne ein Bier trinkt.

Jetzt haben Sie sich ja ihren Traum erfüllt und können einen Haken an Wacken setzen. Was kommt als nächstes?

Kasburg: Der Haken heißt ja nicht, dass wir nicht wieder kommen.

Die Wacken-Fans feiern ausgelassen mit dem Akustik-Duo.

Die Wacken-Fans feiern ausgelassen mit dem Akustik-Duo. Foto: Buchmann

Blendermann: Genau. Ich habe hier auch wieder was gelernt und wir müssen das nochmal richtig machen. Ein klares To-Do ist als nächstes unser Album. Wir haben uns das auch schon vor zehn Jahren vorgenommen. Und jetzt ist das so weit, im Oktober kommt unsere erste Platte TOURLAUB raus. Das heißt, da sind auch schon die Weichen wieder gut gesteckt.

Genauso wie Sie haben Guns N‘ Roses das erste Mal auf Wacken gespielt. Wenn Sie Axl Rose vor dem Konzert getroffen hätten: Was für einen Tipp hätten Sie ihm für den Auftritt gegeben?

Kasburg: Kein Bier während der Show exen.

Blendermann: Und immer ernst bleiben.

Kasburg: Ich glaube, eine Connection zu den Leuten ist das Wichtigste. Wenn die das Gefühl haben, du spielst einfach nur runter und du hast eigentlich keinen Bock, dann merken die das. Also unser Tipp: Axl, gebt euch mal ein bisschen Mühe und connectet mal zu den Leuten. Habt die mal alle lieb, geht nochmal in euch und wisst zu schätzen, wie geil das alles ist.

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