TWaldkauz: Regen und Kälte kann für den Nachwuchs tödlich sein

Der Waldkauz liebt den Wald, aber wenn die Stadt genügend Mäusenahrung zu bieten hat, dann fühlt sich der nächtliche Jäger auch hier sehr wohl. Foto: Hajo Schaffhäuser
Die häufigste Eule bei uns ist der Waldkauz. Keine Eule brütet so früh im Jahr: Besonders in der warmen Stadt beginnt die Brut schon jetzt im Februar - und zeigt Besonderheiten.
Landkreis. Regnet es viel wie im vergangenen Herbst und in diesem Winter, dann geht es dem Waldkauz nicht gut. Denn die Nässe führt dazu, dass Mäusenahrung fehlt. Aber gelingt es einem Waldkauzpaar, den Winter gesund zu überstehen, dann kann die Balz beginnen. Schon im Winter rufen die Eulen einander zu und festigen ihre Partnerschaft. Das Männchen zeigt dem Weibchen, dass es seine Brut ordentlich versorgen könnte: Es überbringt dem Weibchen Mäuse und füttert es. Dann beginnt die Brut.
Für das Weibchen stellt sich die wichtige Frage: Wieviele Eier muss ich legen? Wird es für den Nachwuchs genügend Nahrung geben? Wenn zum Beispiel der Bestand an Feldmäusen im Frühjahr gut ist, dann ist das noch keine Garantie für genügend Mäusenachwuchs im Sommer. Aber das Weibchen ahnt meistens, wie das Mäusejahr werden könnte. Der Witterung entsprechend legt es vielleicht zwei, fünf oder gar keine Eier. So geht Familienplanung beim Waldkauz.
Beide Eltern gehen auf Mäusejagd
Nestbau gehört nicht zum bevorzugten Repertoire eines Waldkauzpaares. Die Eier werden einfach auf den Boden gelegt. Vielleicht ein paar Hölzchen, Strohhalme oder Holzmulm darunter - fertig. Nur das Weibchen besorgt das Ausbrüten der Eier. Mehr als eine Woche lang bleibt es auf ihrem Gelege sitzen, hudert und bemuttert die kleinen Jungen. Das Männchen versorgt in dieser Zeit Mutter und Eulenjunge zuverlässig mit Mäusen. Dann gehen beide Eltern auf Mäusejagd.
Schwierig wird es, wenn sich die Versorgung mit Nahrung überraschend dramatisch verschlechtert. Viele Tage Regen und Kälte in März und April kann für die Jungen tödlich sein. Sind sie aber nach etwa einem Monat fit, dann hält es sie nicht mehr an ihrem Brutplatz. Sie klettern aus der sicheren Höhle und erkunden ihre Umwelt. Dumm nur, dass sich manch ein Klettermax überschätzt. Denn er kann noch nicht fliegen. Er kann abstürzen und leicht eine Beute vom Fuchs werden. Lange werden die jungen Eulen gefüttert, rufen immerzu nach den Eltern, haben Hunger und wollen noch eine Maus oder noch eine Ratte. Wird es eng mit der Mäusenahrung, sind Waldkäuze nicht wählerisch. Sie können auch Jagd auf Fledermäuse machen, Sperlinge am Schlafplatz überraschen oder Insekten und Frösche fressen. Waldkäuze greifen fast alles, was sie wegschaffen können. Sogar Elstern, Tauben und junge Kaninchen können sie überwältigen.
Die Nahrungsversorgung ist Schwerstarbeit für Kauzeltern. Aber auch gut genährte Jungvögel müssen es schnell schaffen, für sich selbst zu sorgen. Die Sterblichkeit unter Waldkäuzen ist hoch: Mehr als die Hälfte der Jungvögel stirbt schon im ersten Lebensjahr. Etwa die Hälfte von ihnen ist Opfer des Straßenverkehrs. Vielleicht vier oder fünf Jahre kann ein Waldkauz alt werden. Zu seinen wichtigsten Feinden gehört auch eine Eule: Es ist der Uhu, der in den Landkreisen Cuxhaven und Stade seit vielen Jahren wieder heimisch ist.
Das Buch und die Serie
Was kreucht und fleucht in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge. Die erfolgreiche TAGEBLATT-Serie „Phänomene der Natur“ rückt kurzweilig Wissenswertes aus der Natur in den Mittelpunkt. Der zweite, reich illustrierte und in Jahreszeiten gegliederte Band von Wolfgang Kurtze ist für 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Herausgeber ist die Lions Stiftung Stade zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes.