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Handball-Bundesliga

TWarum Außenspielerin Cara Reiche das BSV-Spiel lenkt

Cara Reiche gab am Samstag die Spielzüge vor.

Cara Reiche gab am Samstag die Spielzüge vor. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie

An ihrem 23. Geburtstag hat Cara Reiche zum ersten Mal das Spiel des Buxtehuder SV in der Handball-Bundesliga gelenkt - mit Erfolg. Ganz neu war das für die etatmäßige Linksaußenspielerin allerdings nicht.

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Von Tim Scholz
Dienstag, 14.11.2023, 05:50 Uhr

Buxtehude. Der 11. November war ein guter Tag für Cara Reiche. Als sie um kurz vor 16 Uhr in die Halle Nord einlief, sangen die knapp 1000 Zuschauer „Happy Birthday“ für die heute 23-Jährige. Wenig später begann das Spiel gegen Bayer Leverkusen. Reiche zeigte eine souveräne Leistung - und das auf ungewohnter Position.

In der Bundesliga kennt man die 1,71 Meter große Reiche als dynamische und durchsetzungsstarke Linksaußen. Dort spielte sie bereits in Blomberg, bei den Luchsen und bisher auch in Buxtehude. Doch da der BSV nach dem Karriereende von Kalia Klomp und der Daumenverletzung von Sinah Hagen keine Spielmacherin mehr hatte, musste Reiche erstmals auf Rückraum-Mitte ran.

Das war die Idee von Co-Trainer Adrian Fuladdjusch, der den erkrankten Dirk Leun vertrat. „Ich habe gesagt, dass ich mir das vorstellen kann, zumal wir alle wissen, dass gerade Not am Mann ist. Da springt man dann gerne ein“, sagt Reiche. Vor einigen Wochen hatte sie sich schon einmal auf einen Einsatz auf dieser Position vorbereitet, aber es kam nicht dazu.

Ganz neu war der Einsatz im Rückraum nicht

In der Trainingswoche vor dem Leverkusen-Spiel hat Reiche mit Fuladdjusch über die Schwachstellen der gegnerischen Abwehr gesprochen und die wichtigsten Spielzüge einstudiert. Denn als Spielmacherin „muss man viel mehr denken“, sagt Reiche. „Was gespielt wird, entscheide ich danach, was bei uns bisher gut funktioniert hat und wo die Schwachstellen des Gegners liegen.“ Eine Spielmacherin lenkt das Spiel.

Ganz neu ist das für Cara Reiche allerdings nicht. In der Jugend der HSG Blomberg-Lippe spielte die gebürtige Lemgoerin eigentlich nur auf der Position Rückraum-Mitte. „Das hat sich in der C-Jugend einfach ergeben und verfestigt“, sagt sie. Erst in der Bundesliga wurde sie auf Linksaußen eingesetzt.

Blombergs Trainer Steffen Birkner brauchte sie dort, weil sich die Schweizerin Jennifer Murer schwer am Knie verletzt hatte. „Das war schon eine Umstellung für mich, aber ich habe mich damit angefreundet“, sagt Reiche. Sie ist eben eine vielseitige Handballerin.

Cara Reiche gibt die Spielzüge vor

Gegen Leverkusen war Reiche anfangs etwas nervös. Doch das legte sich. Sie setzte ihre Mitspielerinnen gut in Szene. Mit verschiedenen Handzeichen signalisierte sie ihnen, was zu tun ist: Nach einer Drehbewegung des Zeigefingers rückte die Kreisläuferin heraus; mit einer flachen Hand über dem Kopf tauschte Reiche die Position mit einer benachbarten Halbspielerin.

Insgesamt waren sieben Spielzüge für die Partie vorgesehen. „Eigentlich sind es viel mehr, aber wir haben sie auf die wichtigsten reduziert“, sagt Reiche. Da sie in Abwehrphasen auf der Bank saß, konnte sie die Taktik immer wieder mit Fuladdjusch abstimmen.

Richtige Entscheidungen in der Schlussphase

Nach dem 26:24 gegen Leverkusen war Reiche zufrieden. In den engen Schlussminuten hatte sie die Ruhe bewahrt und offenbar die richtigen Entscheidungen getroffen. Ein Tor blieb ihr verwehrt. Die beiden Pfostentreffer seien ärgerlich gewesen.

Fuladdjuschs Fazit: „Toll gemacht! Sie hat das Spiel schön gesteuert.“ Tags drauf feierte sie mit Familie und Freunden in der Heimat ihren Geburtstag.

Cara Reiche geht davon aus, dass sie auch am Samstag (18 Uhr) beim Tabellendritten Thüringer HC wieder das Spiel lenken wird. „Das ist eine andere Größenordnung“, sagt sie, „aber ich versuche, mir nicht zu viel Druck zu machen.“ Dann ist wieder viel Spielverständnis gefragt.

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