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Kleinkunst-Igel

TWarum Kabarettist Florian Schroeder in Buxtehude auf den Neustart setzt

Zum Finale seiner aktuellen Spielzeit gibt der Buxtehuder Kleinkunst-Igel dem Kabarettisten Florian Schroeder die Bühne.

Zum Finale seiner aktuellen Spielzeit gibt der Buxtehuder Kleinkunst-Igel dem Kabarettisten Florian Schroeder die Bühne. Foto: Frank Eidel

Saisonfinale beim Kleinkunst-Igel: Zum Abschluss kommt noch ein Highlight für Freunde des politischen Kabaretts aufs Parkett. Florian Schroeder macht Station in Buxtehude und drückt den Reset-Knopf.

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Von Fenna Weselmann
Freitag, 12.04.2024, 11:00 Uhr

Buxtehude. Zu erleben ist Florian Schroeder am Mittwoch,17. April, ab 20 Uhr auf der Halepaghen-Bühne. Der Kabarettist präsentiert sein aktuelles Programm unter dem Titel „Neustart“. Für den ist es Zeit - so sehr wie noch nie, sagt er. Und zwar heute. Eigentlich schon gestern. Aber da hatten wir keine Zeit.

Satiriker Florian Schroeder fängt da an, wo andere schon kapituliert haben. Schließlich hakt es im System und die Mängelliste ist lang. Das Geschrei hat das Gespräch ersetzt, es gibt keine Freunde mehr, nur noch Feinde - und Opfer. Die Digitalisierung ist unsere Chance und doch schafft sie uns ab. Störung und radikale Systemerneuerung sind permanent geworden. Wir kennen alles und wissen nichts. ADHS ist keine Krankheit mehr, sondern die neue Digitalkompetenz. Alles soll eindeutig sein und ist doch so paradox: Während wir mit Hochgeschwindigkeit der Apokalypse entgegen rasen, sehnen wir uns verzweifelt nach neuen Helden. Ein neuer Messias ist dringend gesucht. Aber wehe, er ist dann doch (nur) ein Mensch.

Seine Impfung ist der Wahnsinn

Die Welt ist oft genug untergegangen, deshalb dreht Florian Schroeder sie einfach auf links und drückt den Reset-Knopf. Mit seinem Programm formatiert er die Festplatte neu - jenseits von Weltuntergang und Erlösungsversprechen, jenseits von Hysterie und Gleichgültigkeit. Er setzt auf Reflexion statt Reflexe. „Neustart ist ein Abend in Masken - Schroeder setzt sie auf - nicht, um sein Publikum vor Infektionen zu schützen, sondern um es mit dem Wahnsinn zu impfen. Denn in jedem Wahnsinn liegt eine Wahrheit und jede Wahrheit braucht eine Spur Wahnsinn. Wenn alle Game over rufen, setzt Schroeder auf Neustart. Der wird kleiner, aber nicht enger, vorsichtiger, aber nicht ängstlicher, regionaler, aber nicht nationaler.

Der 1979 in Lörrach geborene Schroeder studierte Germanistik und Philosophie in Freiburg, sammelte Erfahrungen als Radio- und Fernsehmoderator und begann bereits zu Studienzeiten seine Bühnenkarriere. Der TV-bekannte Kabarettist erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis (2021) und jüngst den bayrischen Kabarettpreis (2024). Florian Schroeder ist Gastdozent an der Universität der Freien Künste Berlin und hat mehrere Bücher veröffentlicht, wie den Bestseller „Schluss mit der Meinungsfreiheit“ und sein aktuelles Buch „Unter Wahnsinnigen. Warum wir das Böse brauchen“. Mit seinen Kolumnen und Podcasts ist er regelmäßig im Radio zu hören.

Satirischer Auftritt bei Anti-Corona-Demo

Florian Schroeder ist immer aktuell, analysiert, bewertet und hinterfragt. Dabei vereint er die messerscharfe Beobachtungsgabe des Komikers mit der analytischen Schärfe des Philosophen. Große Anerkennung brachte ihm im Sommer 2020 sein satirischer Auftritt auf einer Querdenker-Demo in Stuttgart zum Thema Meinungsfreiheit ein. Dazu war er eingeladen worden, weil die Veranstalter eine satirische Auslassung über Verschwörungstheorien von ihm im NDR als vermeintliche Offenlegung von Fakten missverstanden. Erst spielte Schroeder mit den Erwartungen des Publikums, um dann den Auftritt für einen Appell zugunsten von Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 zu nutzen.

Eintrittskarten gibt es ab 22 Euro, erhältlich unter www.kleinkunst-igel.de oder im Direktverkauf, telefonisch sowie per Mail beim Servicecenter Kultur und Tourismus, Breite Straße 2, Telefon 04161/5012345 und an der Abendkasse.

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