TWarum die Hatecke-Werft jetzt Windkraftanlagen baut

Das Firmengelände der Hatecke-Werft in Drochtersen. Um die Kosten für Energie zu senken, investiert das Unternehmen in Windkraftanlagen, die auf dem Gelände gebaut werden. Foto: Hatecke
Peter Hatecke ist ein Unternehmer, der sich nicht nur auf Zahlen, sondern auf sein Bauchgefühl verlassen hat. Auch jetzt: Der Seniorchef der Hatecke-Werft lässt auf dem Werftgelände Windkraftanlagen bauen - ein Bekenntnis zum Standort Drochtersen.
Drochtersen. In dieser Woche haben die Bauarbeiten auf dem Firmengelände begonnen. Eine Spezialfirma sorgt für die fachgerechte Gründung der ersten Windkraftanlage und hat mit dem Bau des Fundamentes am Rand des Parkplatzes angefangen. Die Anlage soll bis zu 50 Meter emporragen und sich im Luftstrom drehen. Wind gibt es schließlich reichlich auf Krautsand.
Grundlegend ist der Bau überhaupt nur möglich, weil das Land Niedersachsen auf den schnellstmöglichen Ausbau erneuerbarer Energien setzt und 2021 den entsprechenden Windenergieerlass beschlossen hat.
Vorreiter bei Kleinwindanlagen
Der enthält den Passus, dass der Bau von Windenergie-Anlagen mit einer Höhe von bis zu 50 Metern ohne eine Bauleitplanung und ohne die Ausweisung der Fläche im Raumordnungsprogramm möglich ist. Genannt werden Windkraftwerke dieser Größe Kleinwindanlagen. Mit dem Bau gehört Hatecke laut Landkreis Stade zu den Vorreitern - genehmigt wurden seit 2021 fünf Kleinwindanlagen. Drei davon bei Hatecke.
Das Energieprojekt ist gut durchdacht. „Wir haben uns dazu entschieden und Ende 2022 die Genehmigung beantragt“, sagt Peter Hatecke. Die liegt seit Frühsommer letzten Jahres vor, im Herbst wurden die Anlagen bestellt, jetzt wird gebaut und damit ein Konzept umgesetzt, das ein großes Ziel verfolgt: die CO2-neutrale Fertigung.
Bekannt ist Hatecke als weltweit führender Anbieter von Rettungs- und Tenderbooten. Wer weltweit agiert, ist es gewohnt, über den Tellerrand zu blicken. Bei der Energieversorgung von Gewerbebetrieben „sind andere schon viel weiter“, so Peter Hatecke.
Was jetzt im kleinen Industriegebiet auf Krautsand passiert, ist andernorts seit Jahren etabliert. Ein Beispiel: Im niederländischen Kampen ist der Windpark Zuiderzeehaven mit vier Windkraftanlagen seit 2015 am Hafen und inmitten von Gewerbebetrieben am Netz. Zwei weitere Anlagen werden noch gebaut.

Blick auf das Hatecke-Gelände. Eine Baufirma hat mit dem Bau der Fundamente für die erste Windkraftanlage am Parkplatz begonnen. Foto: Klempow
Siegerehrung im Stadeum
T Hoffnungsträger für das deutsche Handwerk in Stade ausgezeichnet
Sparen bei Energiekosten
Bis zum Sommer sollen auch die ersten beiden Windkraftwerke von Hatecke in Betrieb gehen, nach einer Erprobungsphase soll die dritte folgen. Bei sieben Cent liegen die „Stromherstellungskosten“ der Kleinwindanlagen. Damit liegen sie nur geringfügig unter dem Strompreis, den das Unternehmen derzeit zahlt. Aber: „Wir sparen das Netzentgelt für das, was wir selbst verbrauchen“, so Peter Hatecke.
Geplant ist, den eigenen Hatecke-Wind-Strom zunächst tagsüber für die Produktion zu nutzen und den Nachtstrom in das Stromnetz einzuspeisen. Später soll der nächtliche Windstrom auch auf Krautsand bleiben, um E-Fahrzeuge und Batteriespeicher aufzuladen.
Und der Strom soll auch fürs Heizen genutzt werden: Im ersten Schritt durch sogeannte Power-To-Heat-Systeme. Diese nutzen den Nachtstrom, um mit einem Heizstab große Wassertanks zu erwärmen, mit denen die Hallen geheizt werden. Im nächsten Schritt sollen Wärmepumpen die Wasserspeicher erhitzen. Daraus könne dann tagsüber über ein Fernwärmenetz geheizt werden, so Hannes Hatecke.
Heizung für 30.000 Quadratmeter Gebäudefläche
Das Werftgelände zwischen Ruthenstrom und Kotterbach-See ist 17 Hektar groß. Beheizt werden müssten knapp 30.000 Quadratmeter, Bürogebäude und Produktionshallen. Der jährliche Energiebedarf liegt zurzeit bei 2,5 Millionen Kilowattstunden (Kwh) Gas und mehr als eine Million Kwh Strom. Durch den Betrieb der zwei Windenergieanlagen in diesem Jahr würden künftig jedes Jahr etwa 600 Tonnen CO2-Emissionen vermieden, ergänzt Markus Hatecke.
Der Hersteller Windtechnik Nord prognostiziert pro Anlage ungefähr 700.000 Kilowattstunden „Stromernte“ pro Jahr. Wenn der Wind auf Krautsand so beständig weht, könnten somit langfristig bis zu 2,1 Millionen Kwh Strom jährlich auf dem Werftgelände produziert werden.
Katastrophenschutz
T Neue Deichchefin Stephanie Wischkony vor gigantischer Aufgabe
Energiewende
T SPD will kommunale Windkraftanlage in Drochtersen
Co2-neutrale Fertigung ist gefragt
Das passt zum Ruf des Unternehmens, das sich mit Innovationen einen Namen gemacht hat. „Die Anlagen sind alle eigenfinanziert“, sagt Peter Hatecke. Für ihn ist die Investition langfristig gut angelegtes Geld in Nachhaltigkeit. Ab 2030 CO2-neutral produzieren und liefern zu können, ist im Hinblick auf den weltweiten Wettbewerb fast schon ein Muss. „Der Markt wird das vorgeben“, ist sich Peter Hatecke sicher.
Der Wandel zu einer CO2-neutralen Fertigung und einer unabhängigen Energieversorgung sind zukunftsweisend. Der Seniorchef will mit dem Bau der Windkraftanlagen den „Übergang der Unternehmensgruppe in die nächste Generation“ unterstützen: „In der gegenwärtigen Diskussion über die Zukunft des Produktionsstandorts Deutschland setzt die Hatecke-Werft damit ein klares Zeichen für den Standort Drochtersen.“

Zunächst sollen zwei, später noch eine dritte Anlage dieses Typs der Windtechnik Nord auf Krautsand gebaut werden. Foto: WTN
Hatecke-Gruppe
Die Hatecke-Gruppe in Drochtersen ist einer der weltweit führenden Anbieter von Rettungsbooten und Davit-Systemen, beschäftigt circa 350 Mitarbeiter und realisiert jährlich etwa 50 Millionen Euro Umsatz. Alle Produkte werden ausschließlich am deutschen Standort auf Krautsand hergestellt.