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TWarum sich Neuklosters Politiker von der Stadt Buxtehude vernachlässigt fühlen

Ortsratsmitglieder und Familienmitglieder pflanzen an der Cuxhavener Straße Blumenzwiebeln.

Ortsratsmitglieder und Familienmitglieder pflanzen an der Cuxhavener Straße Blumenzwiebeln. Foto: Thomas Sulzyc

Trotz ihres großen Engagements fühlen sich Neuklosters Politiker von der Stadt vernachlässigt. Das sind die Gründe.

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Von Thomas Sulzyc
Dienstag, 24.10.2023, 14:00 Uhr

Buxtehude. Auf Verkehrsinseln und auf öffentlichen Beeten entlang der Cuxhavener Straße (B 73) in Neukloster sollen im kommenden Frühjahr Blumen farbenfroh blühen und das Ortsbild verschönern. Ehrbarer können sich Politiker gar nicht die Hände schmutzig machen. Darin sind sich alle elf Mitglieder im Ortsrat (sechs von der SPD und fünf von der CDU) einig und wollen ehrenamtlich selbst die Blumenzwiebeln in die Erde bringen.

Ein Jahr ist von der Ideenfindung bis zur Pflanzaktion am vergangenen Wochenende vergangen - und dann das: Dauerregen prasselt auf Neukloster herab. Fünf Ortsratsmitglieder müssen wegen Krankheit passen.

5000 Blumenzwiebeln kommen in die Erde

Trotz des ungemütlichen Herbstwetters nehmen die verbliebenen sechs Ortsratsmitglieder die Schaufel in die Hand, um insgesamt 5000 Blumenzwiebeln zu pflanzen. Hannes und Esther Jahnke, Sohn und Tochter der CDU-Politikerin Britta Jahnke, unterstützen sie dabei. Den Termin zu verschieben, kam nicht infrage. Die Blumenzwiebeln müssen im Herbst in die Erde, damit sie im Frühjahr rechtzeitig vor dem Pfingstmarkt in Neukloster blühen. Und nur in den Herbstferien sei der Durchgangsverkehr spürbar geringer, so dass er Pflanzarbeiten an der vielbefahrenen Bundesstraße 73 zulasse, sagt Britta Jahnke.

Aus den Blumenzwiebeln werden voraussichtlich im April Osterglocken, Tulpen, Narzissen und Krokusse hervorgehen. Die Kosten, rund 1000 Euro, trägt der Ortsrat aus seinen Verfügungsmitteln. Die Pflege wird ein beauftragtes Gartenbauunternehmen übernehmen, bezahlt wird es vom Ortsrat. Insgesamt rund 10.000 Euro kostet nach Angaben von Britta Jahnke das mit Blumen verschönerte Ortsbild.

Die Blumen dürfen nur bis Kniehöhe wachsen

Wie eine Blumenzwiebel erfolgversprechend gepflanzt wird, erklärt Marina Hermanny (CDU): „Fausttief muss sie in die Erde.“ Was die Ortsratsmitglieder erst lernen mussten: Nur Blumen, die maximal bis Kniehöhe wachsen, dürfen entlang der vielbefahrenen Bundesstraße aus Gründen der Verkehrssicherheit gepflanzt werden. „Damit zum Beispiel Kinder nicht von Autofahrern übersehen werden“, sagt Stéphane Milleg (SPD).
Aus diesen Blumenzwiebeln werden im Frühjahr Narzissen hervorgehen.

Aus diesen Blumenzwiebeln werden im Frühjahr Narzissen hervorgehen. Foto: Thomas Sulzyc

Wegen derartiger Vorschriften hätten sich die ehrenamtlichen Politiker eine frühzeitigere Beratung von der Stadt Buxtehude gewünscht. Auch Hilfe beim Einkauf hätten sie vermisst, sagen Ortsratspolitiker. Die Stadt unterstütze das ehrenamtliche Engagement des Ortsrats Neukloster, sagt dazu der Erste Stadtrat Ralf Dessel. Der Ortsrat sei sich aber nicht immer einig gewesen, welche Verkehrsinseln genau er bepflanzen wolle. Das habe zu Verzögerungen geführt.

Ortsrat erhält Protokolle von Sitzungen zu spät

Von der Stadtverwaltung vernachlässigt fühlen sich Neuklosters Politiker auch aus anderen Gründen. Zu spät stelle die Stadtverwaltung ihnen die Protokolle von den Ortsratssitzungen zur Verfügung. Vier bis acht Wochen dauere es, 14 Tage sollten es eigentlich nur sein. Dadurch gingen Informationen verloren. Das mache eine „miserable Wertschätzung“ des Ortsrates deutlich, sagt Britta Jahnke.

Personelle Gründe seien der Grund gewesen, gibt der Erste Stadtrat ein Versäumnis der Verwaltung bei der Übermittlung der Protokolle zu. Ziel sei es, dass der Ortsrat Neukloster wie alle anderen politischen Gremien der Stadt die Protokolle in einer angemessenen Frist erhalte.

Unmut herrscht bei den Politikern in Neukloster zudem darüber, dass die Stadtverwaltung sich zu einem vom Ortsrat vorgeschlagenen Baugebiet noch nicht geäußert habe. Einheimischen soll mit zusätzlichen Bauplätzen ermöglicht werden, Neukloster nicht verlassen zu müssen. „Wir haben nicht einmal einen Zwischenstand gehört. Gar nichts“, sagt Britta Jahnke.

Die Stadt Buxtehude bereite eine Änderung des Flächennutzungsplans vor. Und dabei werde auch das vom Ortsrat Neukloster vorgeschlagene Baugebiet berücksichtigt. Es sei also nicht vergessen worden, versichert Erster Stadtrat Ralf Dessel. Geplant sei eine gemeinsame Sitzung des Ortsrates Neukloster mit dem Stadtentwicklungsausschuss. Ein Termin stehe noch nicht fest.

Die Buxtehuder Ortsteile Neukloster und Hedendorf haben Ortsräte. Sie haben das Recht, zum Beispiel über Unterhaltung der öffentlichen Einrichtungen in der Ortschaft, Pflege des Ortsbildes, Unterhaltung der öffentlichen Park- und Grünanlagen oder Förderung von örtlichen Vereinen zu entscheiden. Zur Aufstellung von Bauleitplänen müssen sie gehört werden.

Hedendorf fühle sich von der Stadt Buxtehude nicht vernachlässigt, sagte Ortsbürgermeisterin Birgit Butter (CDU) auf Nachfrage dem TAGEBLATT. Es sei wichtig, viel Eigeninitiative zu zeigen und nicht immer auf die Stadtverwaltung zu warten.

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