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Verkehr

TWas dieser Ex-Airbus-Mitarbeiter auf seinen Bürgerbus-Touren alles erlebt

Fahrer Klaus-Dieter Wilkop mit dem circa 100.000 Euro teuren Bürgerbus.

Fahrer Klaus-Dieter Wilkop mit dem circa 100.000 Euro teuren Bürgerbus. Foto: Bisping

Sie sind eine Ergänzung zum Angebot der KVG: die Bürgerbusse. In Harsefeld sitzt unter anderem Klaus-Dieter Wilkop am Steuer - und er hat Interessantes zu erzählen.

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Von Alexandra Bisping
Montag, 20.01.2025, 18:25 Uhr

Harsefeld. Wochenmarkt, 10.15 Uhr. Klaus-Dieter Wilkop startet mit der Linie 2301 seine Tour. Er fährt heute die erste Schicht und hat um 8.30 Uhr begonnen.

Noch ist der Bürgerbus leer. Bis zum Ärztezentrum, dort steigt eine ältere Frau mit Rollator ein. Sie hat eine Zehner-Karte zu 8 Euro. Sie war einkaufen. Für sie sei der Bürgerbus ein „großes Glück“, sagt sie. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Kurz darauf verlässt sie den Bus, am Wohnpark Königshof, einer Seniorenwohnanlage.

Ein Transportmittel im Sinne der Passagiere

„Am Anfang sind viele vom Königshof aus mitgefahren“, erzählt Klaus-Dieter Wilkop. „Jetzt gibt es dort auch eine Fahrbereitschaft.“ Passagierlos schlängelt sich der Bus durch die Straße Am Sande mit ihren vier Haltestellen. Der Wohnpark Aue-Terrassen ist die letzte, dort steigt Manfred Martens zu.

Fahrgast Manfred Martens nutzt den Bürgerbus, um zum Harsefelder Bahnhof zu kommen.

Fahrgast Manfred Martens nutzt den Bürgerbus, um zum Harsefelder Bahnhof zu kommen. Foto: Bisping

Er bezahlt die Tour bar, sie kostet einen Euro. Der Bahnhof sei sein Ziel, teilt er dem Fahrer mit. Das dauert noch etwas, denn erst mal geht‘s weiter nach Issendorf. Für Martens kein Problem, der Rentner kennt die Strecke, die er ein- bis zweimal pro Monat fährt.

Eine Mutter mit Kleinkind möchte mit. Sie bugsiert den Kinderwagen problemlos ins Businnere - der VW Crafter ist ein Niederflurbus.

Issendort, Im Heidmoor. Der Fahrer hält ausnahmsweise. Mutter und Kind steigen aus, sie sind häufig Gäste im Bus. Eigentlich sei hier kein Stopp. Die beiden müssten aber von der regulären Haltestelle aus einen Berg hinauflaufen. „Wir sind eben ein Bürgerbus“, sagt Wilkop.

Im Bus dürfen bis zu acht Personen mitfahren. Doch auch in Issendorf steigt niemand ein. Bei manchen Touren gebe es gar keine Passagiere, das sei schade, findet der Fahrer. „Bei mehr Gästen macht es mehr Spaß.“ Zwischen 10 und 30 Gäste habe er täglich.

10.36 Uhr, es geht zurück nach Harsefeld. „Ich habe kurz nach der Gründung beim Bürgerbus angefangen und fahre ein- bis zweimal im Monat“, plaudert Klaus-Dieter Wilkop. Bei Airbus habe er früher gearbeitet. Da sei er oft in Frankreich gewesen, die kleinen Kreisel im Ort Harsefeld erinnerten ihn daran.

Die meisten Fahrerinnen und Fahrer sind Renter

Vom Bahnhof aus geht’s zurück zum Wochenmarkt. Nach einer kurzen Pause fährt der Ehrenamtliche um 10.50 Uhr die Linie 2302 durch den Ort Harsefeld.

An diesem Vormittag fährt Klaus-Dieter Wilkop die ersten Touren, immer ehrenamtlich.

An diesem Vormittag fährt Klaus-Dieter Wilkop die ersten Touren, immer ehrenamtlich. Foto: Bisping

Auch Rollstuhlfahrer können mit. Einer sei manchmal mitgefahren und gar nicht ausgestiegen, „um mal eine Runde zu drehen“. Nur mehrere, mit Einkäufen gefüllte Rollatoren an Bord bereiten Probleme - sie können nicht mehr platzsparend zusammengeklappt werden.

Die meisten der 21 Fahrerinnen und Fahrer des Bürgerbusses seien Rentner, sagt Wilkop. Ein fester Job und die ehrenamtliche Tätigkeit ließen sich nur schwer vereinbaren.

Niemand steigt zu, nicht in der Straße Am Sande, nicht bei den Senioren-Wohnparks. Die Haltestellen Freibad, Wiesenweg und Sudetenstraße werden wegen einer Baustelle nicht angefahren. Manchmal sei der Bus leer, manchmal aber auch rappelvoll, sagt Wilkop. Im Schnitt nutzen ihn etwa 500 Personen pro Monat.

„Manchmal fahre ich eine Tour ohne Gäste, das ist schade“, sagt Fahrer Klaus-Dieter Wilkop.

„Manchmal fahre ich eine Tour ohne Gäste, das ist schade“, sagt Fahrer Klaus-Dieter Wilkop. Foto: Bisping

Noch einmal passiert Klaus-Dieter Wilkop die Haltestelle Wochenmarkt, plaudert von Stammfahrgästen. Ein älteres Paar sei fast jeden Morgen mitgefahren, sie blind, er Epileptiker.

Einmal habe der Mann einen Anfall im Bus bekommen, „wir können damit umgehen“, sagt Wilkop. Inzwischen sei der Mann verstorben, die Frau lebe woanders.

Für einige Fahrgäste ist der Bürgerbus unverzichtbar

11.23 Uhr, die Tour endet am Ausgangspunkt Wochenmarkt. Mehrere Fahrgäste warten schon auf die Linie 2303 nach Ahlerstedt. Sabrina Brunkhorst ist mit vier Kindern nach Hollenbeck unterwegs. Sie zeigt ein Deutschlandticket, das genauso gilt wie ein Schwerbehindertenausweis. Dafür erhält der Bürgerbusverein eine Ausgleichszahlung.

Der Bürgerbus auf Tour mit Fahrgästen, Rollator und Kinderwagen.

Der Bürgerbus auf Tour mit Fahrgästen, Rollator und Kinderwagen. Foto: Bisping

„Wenn es diesen Bus nicht gäbe, wäre ich aufgeschmissen“, sagt Sabrina Brunkhorst. Circa dreimal wöchentlich ist sie damit unterwegs. Zwei weitere Frauen steigen ein, darunter Petra Reremoser. „Ich fahre fast täglich mit dem Bürgerbus zur Arbeit nach Ahlerstedt und zurück mit der KVG“, sagt sie. Ohne ihn müsste sie ihre Arbeitszeiten verschieben.

12.04 Uhr, zurück am Wochenmarkt. Die Schicht von Klaus-Dieter Wilkop endet hier. Sein Fazit: zehn Personen transportiert, neun Euro eingenommen, „durch einen Zehnerkartenverkauf“. Fünf Jahre werde er als Fahrer wohl noch dranhängen, sagt der bald 74-Jährige. „Der Fahrer sollte nicht älter sein als seine Gäste.“

Der VW Crafter des Bürgerbus-Vereins hat inzwischen 220.000 Kilometer auf der Uhr.

Der VW Crafter des Bürgerbus-Vereins hat inzwischen 220.000 Kilometer auf der Uhr. Foto: Bisping

Apropos Alter: Der Bus hat 100.000 Euro gekostet und 220.000 Kilometer auf der Uhr, er muss Ende des Jahres ersetzt werden. Ein neuer, etwas größerer Bus wird voraussichtlich 130.000 Euro kosten.

Der Bus trägt sich nicht durch die Fahrpreise, sagt Fahrdienstleiter Peter Koetzing. Die Bareinnahmen liegen jährlich bei 5200 Euro, die Unterhaltungskosten bei 14.000 Euro. „Er finanziert sich über die Werbung am und im Bus, durch Mitgliedsbeiträge des Vereins Bürgerbus und Spenden.“

Mehr: www.buergerbus-harsefeld.com.

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