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Christkindpostamt

TWas dieses Jahr auf den Wunschzetteln der Kinder steht

Der eigentliche Chef schaut kurz herein: Das Vormittagsteam im Christkindpostamt Himmelpforten mit dem Weihnachtsmann.

Der eigentliche Chef schaut kurz herein: Das Vormittagsteam im Christkindpostamt Himmelpforten mit dem Weihnachtsmann. Foto: Klempow

In Himmelpforten trudeln die bunten und liebevoll beklebten Briefe und Bilder aus aller Welt ein. Etwa 16.000 sind es bisher, die das Team gelesen und beantwortet hat. Was in diesem Jahr ganz oben auf den Wunschlisten steht.

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Von Grit Klempow
Samstag, 16.12.2023, 15:00 Uhr

Himmelpforten. Auf dem Tisch glitzert es. Golden wie Sternenstaub. Auch auf dem Holzfußboden findet sich Glitter. Ein Gruß an Christkind und Weihnachtsmann, der aus einem der Umschläge gerieselt ist. Hier im Christkindpostamt Himmelpforten kommen diese Briefe an. In vielen stecken Sehnsucht, Hoffnung und Vorfreude. Aber manchmal auch ein Hilferuf.

Wolfgang Dipper, Leiter des Christkindpostamtes, seufzt. Gerade hat er einen besonderen Brief gelesen. Im Brief- Stapel einer Schulklasse ist er eingetroffen. Der hier ist an das Christkind gerichtet. Das Mädchen schreibt: „Ich wünsche mir das meine Eltern sich wider fertragen und das Papa Mama nicht mer schlägt.“ Eine Adresse gibt es nicht, nur die der Schule.

Kinder schreiben von Abschied, Verlust oder Krankheit

„Da kann man nur hoffen, dass die Lehrkraft das gelesen hat“, sagt Dipper. Mehr kann er nicht machen. Aber das Mädchen wird auf den Antwortbrief wenigstens den Stempel mit dem Schutzengel bekommen. „Den haben wir uns extra anfertigen lassen“, sagt Dipper. Ein gedruckter Trost aus der Ferne. Schütten die jungen Briefeschreiber dem Weihnachtsmann ihr Herz aus, schreiben sie von Abschied, Verlust oder Krankheit, dann nehmen sich Spezialisten im Team der Antwort an.

Wo sonst sollte dieser Brief auch eintreffen? Die Ehrenamtlichen im Christkindpostamt werden ihn beantworten.

Wo sonst sollte dieser Brief auch eintreffen? Die Ehrenamtlichen im Christkindpostamt werden ihn beantworten. Foto: Klempow

Eine Antwort kann überhaupt nur bekommen, wer seine Adresse als Absender vermerkt. Jeder Briefeschreiber soll eigentlich Post vom Christkind erhalten - aber dafür bedarf es manchmal detektivischen Spürsinns oder spezieller Kenntnisse in Schriftkunde. Elke Litbarski und Maja Dölling haben deshalb immer ihr Smartphone griffbereit.

„Das ist eine echte Arbeitshilfe. Damit kriegt man heutzutage schnell was heraus“, sagt Maja Dölling. Fehlende Postleitzahlen, auf die Anfangsbuchstaben abgekürzte Orte, Straßen ohne Hausnummer - online lässt sich das leichter nachforschen. Aber auch das dicke Postleitzahlenbuch liegt griffbereit.

Drei Wochen Urlaub, um jeden Morgen mit Kindern zu backen

Die Tür zum Postamt öffnet sich. Der eigentliche Chef ist da. Der Weihnachtsmann setzt sich kurz zum Helferteam. Gerade hat er in seiner Stube noch Besuch gehabt. Nun ist die Kindergartengruppe aus Hemmoor weiter gezogen nach draußen, zur Hütte mit der Backstube.

Swantje Reimers ist seit etwa sieben Jahren im Advent in der Christkind-Backstube anzutreffen.

Swantje Reimers ist seit etwa sieben Jahren im Advent in der Christkind-Backstube anzutreffen. Foto: Klempow

Dort ist es mollig warm, rund um den großen Tisch versammelt, schnappen sich die Kinder Ausstechformen und Keksteig. Swantje Reimers schiebt die Plätzchen in den Ofen. Sie hat sich extra drei Wochen Urlaub genommen, um jeden Morgen mit Kindern zu backen - ehrenamtlich. Die Termine seit Anfang Dezember und noch bis zum 22. sind längst vergeben.

Kindergärten aus der ganzen Region besuchen Himmelpforten. Oft reisen sie mit dem Zug an. Bernd Reimers holt sie mit Hanomag und Planwagen vom Bahnhof ab. In der Villa besuchen die Kinder den Weihnachtsmann und backen später Plätzchen. „Dieser Besuch wird uns in wunderbarer Erinnerung bleiben“, hat sich die Gruppe an diesem Morgen im Gästebuch vor der Weihnachtsmannstube verewigt.

Vom Kinder-Trubel in der Villa bekommen die konzentrierten Briefeleser im Postamt auch immer mal wieder etwas mit. „Manche gucken kurz rein, andere singen auch mal was“, sagt Wolfgang Dipper. Er und sein Helfer-Team freuen sich über die Anerkennung, die sie für ihr Ehrenamt bekommen.

„Das ist wirklich sehr lieb und aufmerksam und eine große Wertschätzung“, kommentiert Elke Litbarski die Kuchen-,Torten- und Plätzchenspenden, die täglich in der Villa von Issendorff beim Christkindpostamt abgegeben werden. Das Vormittagsteam wird am Nachmittag von der anderen Hälfte des Teams abgelöst.

Taiwan liegt vor Tschechien

Ronja Siems schneit herein, um Nachschub zu holen. Sie ist für die Auslandskorrespondenz zuständig und arbeitet zu Hause. Taiwan führt die internationale Liste an, sagt sie. „Aber dicht gefolgt von Tschechien.“ Auch aus Russland kommen in diesem Jahr bemerkenswert viele Briefe.

Reiner Horeis hat einen besonders pragmatischen Briefeschreiber entdeckt. Den Wunschzettel hat er mit Katalog-Schnipseln bestückt und beschriftet. Eine Carerra-Bahn, Kuscheltiere, Puzzles und Spiele. „Dazu gibt es eine Bedienungsanleitung“, sagt Horeis und schmunzelt. „Alle Sachen, die ich grün geschrieben habe und grün umrandet habe, sind die Sachen, die ich mir richtig doll wünsche!“ Die rot beschrifteten wünscht sich das Kind auch „doll, aber nicht so doll“.

„Drohne mit Kamera“ - das lesen die Christkind-Helfer in diesem Jahr oft. Aber auch den Wunsch, der am schwierigsten zu erfüllen ist. Kinder ab etwa sechs Jahren beschäftigt die Lage in der Welt. Immer wieder taucht der Wunsch nach „Frieden“ in ihren Briefen auf - die unerschütterliche Hoffnung auf ein Weihnachtswunder, mal mit, mal ohne Glitzer.

Mit diesem Stempel versehen verlassen die Antwortbriefe das Postamt in der Villa von Issendorff. Bei Sammlern ist der Abdruck des Original-Stempels gefragt.

Mit diesem Stempel versehen verlassen die Antwortbriefe das Postamt in der Villa von Issendorff. Bei Sammlern ist der Abdruck des Original-Stempels gefragt. Foto: Klempow

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