Was man beim Baumschnitt nie tun sollte

Kleinwüchsige Sorten sollte man besser kräftiger schneiden - dabei geht man am besten von oben nach unten vor. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
Baumrückschnitt ist seit 1. Oktober bis Anfang März grundsätzlich möglich. Doch Mathias Schröder von Haus & Grund Stade rät zur Vorsicht. So werden Bäume richtig gestutzt.
Landkreis. Existiert eine Baumschutzverordnung oder -satzung wird zum Rückschnitt oder auch zur Fällung eines geschützten Baumes eine Ausnahme- und Befreiungsgenehmigung benötigt, sagt Mathias Schröder von Haus & Grund Stade.
Befreiungen vom Baumschutz gibt es nicht bei typischen Belastungen, die von Bäumen ausgehen, wie zum Beispiel Verunreinigungen durch Blüten, Laub, herabfallende Zweige und Vogelkot, oder wenn Grundeigentümer oder deren Nachbarn mit extremem Reinigungsaufwand ganzjährig belastet sind.
Nur notwendige Maßnahmen zur Abwehr einer unmittelbaren Gefahr für die Allgemeinheit rechtfertigen die Entfernung von Gefahr verursachenden Pflanzenteilen.
Winterschnitt der Obstgehölze – Das muss man beachten
Wenn im Garten nichts treibt und die Obstbäume ihre Blätter verloren haben, ist die richtige Zeit für ihren Rückschnitt. Von Januar bis April ist das gut möglich, erläutert Wolfgang Müller, Vorsitzender des Landesverbands Sachsen im Bund deutscher Baumschulen. Hobbygärtner sehen dann besser, wo sie einen Ast herausnehmen müssen oder am besten mehrere Äste stutzen.
„Der Obstbaumschnitt ist eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Baum und damit auch für einen guten und qualitativ hochwertigen Fruchtertrag“, erklärt Müller. Ist die Krone zu dicht, gelange zu wenig Sonnenlicht und Luft an die Früchte. Darauf müssen Hobbygärtner grundsätzlich beim Baumschnitt im Winter achten:
Baumschnitt nicht bei Frost
1. Witterung: Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen rät, den Schnitt nicht bei Temperaturen von weniger als fünf Grad unter Null zu erledigen. Müller empfiehlt als Untergrenze sogar plus fünf Grad. Sonst könnten die Bäume Schaden nehmen. Auch Regen und Schneefall seien ungünstig.
2. Nicht schnippeln: Wer die Schere ansetzt, sollte nicht hier und da ein bisschen was wegnehmen, sondern stets ganze Astpartien. Mehr Schnittstellen bedeuten auch mehr Wunden. Die Äste müssten so geschnitten werden, dass keine langen Stümpfe zurückbleiben, erklärt die Landwirtschaftskammer. Am besten werden sie direkt über der verdickten Stelle am Ansatz gekappt, dem Astring.
Astschere statt Motorsäge
3. Handarbeit: Kleinere Äste mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern werden nicht mit der Motorsäge abgeschnitten, erklärt Eiko Leitsch, Vizepräsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). Eine Astschere verletze das Gewebe deutlich weniger. Dickere Äste schafft das Handgerät nicht mehr - aber müsse der Hobbygärtner hier ran, habe er sowieso etwas falsch gemacht. Das sei meist kein Pflegeschnitt mehr, so Leitsch.
4. Krone formen: Aller Anfang ist schwer - auch beim Baumschnitt. Zu Beginn steht das Formen der Krone. „Am häufigsten wird die Pyramidalkronenform gewählt“, berichtet Müller. „Diese Wuchsform kommt auch der natürlichen Entwicklung des Baumes am nächsten und ist für den Hobbygärtner am einfachsten zu praktizieren.“ Die Krone sei rund und habe drei bis vier Leitäste sowie eine Stammverlängerung.
Der junge Baum wird am besten ab dem Setzen Jahr für Jahr schon so geformt. Beim ersten Mal werden laut Müller nur drei bis vier Leitäste am Baum gelassen, der Kronentrieb wird um etwa ein Drittel und die Seitentriebe um die Hälfte gekürzt. In den Folgejahren wird so die Baumkrone aufgebaut und bei Bedarf nachgeschnitten. Diese Erziehungsschnitte seien dann abhängig vom Standort und dem Wachstum der Sorte.
Mindestens alle zwei Jahre Äste kürzen
5. Auslichten: Hobbygärtner sollten die Krone nicht nur in Form halten, sondern auch so bearbeiten, dass diese locker genug wächst, damit die Früchte Sonne abbekommen. Alles was nach innen und zu steil wächst, müsse entfernt werden, erläutert Müller. Liegen Äste übereinander oder behindern sich, werden sie abgeschnitten. Und die Gerüstäste müssen entsprechend der Triebentwicklung mindestens alle zwei Jahre eingekürzt werden. Daneben rät der Experte dazu, Astteile, die durch Frost oder Schädlingsbefall geschädigt sind, soweit zurückzuschneiden, bis gesundes Holz erreicht ist. Auch abgebrochene Teile werden entsprechend gestutzt.
„Alle Triebe, die unterhalb der Krone oder aus dem Wurzelstück kommen, sind vollständig zu entfernen“, ergänzt Müller. „Und bei den Sauerkirschen, die an einjährigen Langtrieben den Hauptertrag haben, muss regelmäßig ein Verjüngungsschnitt des Fruchtholzes erfolgen.“
Obstbäume sollen möglichst kompakt wachsen
6. Auf das Verhältnis achten: Wichtig beim Ausschneiden der Baumkrone ist, dass dem Baum die Möglichkeit zu einem guten Verhältnis von vegetativem und regenerativem Wachstum bleibt, erläutert Müller. Er muss noch seine Früchte bilden können. Die meisten Obstbäume tragen diese an den Ästen, die zwei bis drei Jahre alt sind. Also muss der Hobbygärtner jungen Trieben ganz außen am Ast stets die Möglichkeit lassen, so lange zu wachsen und hier nicht die Schere ansetzen.
Gar nicht zu schneiden, ist aber laut Müller auch keine Alternative - sonst kann sich der Baum nicht regenerieren. Denn etwa die Sauerkirsche wird an den älteren Teilen des Astes kahl und bildet nur noch ganz außen Blätter. Somit muss der Hobbygärtner immer wieder ganze Äste mitsamt dem fruchttragenden Holz rausnehmen. Damit regt er die Pflanze auch an, ganz neue Äste an den Hauptsträngen zu bilden und so insgesamt kompakter zu wachsen.
Aber jede Obstbaum-Sorte hat andere Bedürfnisse, manche müssen stärker, andere weniger stark geschnitten werden. Beim Kauf fragt der Hobbygärtner am besten bereits danach. Das gilt auch für Obststräucher: Johannisbeeren werden zum Beispiel nur bodennah ausgelichtet, manche Himbeersorten komplett heruntergeschnitten.
Falsch gestutzt wurde ein Baum, wenn er daraufhin mit der Bildung von aufrechten Trieben reagiert. „Es muss ein Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Krone geben“, erläutert Leitsch. Nimmt man von der Krone zu viel weg, müsse der Baum schnell neue Triebe bilden, um das auszugleichen.
Formschnitt im Frühjahr besser als im Winter
7. Heilmittel im Winter: Geschnitten wird möglichst gerade, dann heilt die Wunde gut. Experten sind der Ansicht, dass selbst größere Wunden heute nicht mehr mit einem Wundverschlussmittel behandelt werden müssen. Die Selbstheilungskräfte der Pflanzen reichten. Darauf weist die Landwirtschaftskammer NRW hin. Anders sieht das Leitsch: Wird ein Baum im Winter während seiner Ruhephase geschnitten, sei ein Verschlussmittel sinnvoll, um es vor herumfliegenden Sporen und Erregern zu schützen. Bei einem Schnitt während der Wachstumsperiode ab Frühjahr könne das Gehölz sich aber selbst ausreichend heilen.
8. Schnitt verpasst - was nun?: Bei der Pflege von Pflanzen gibt es oft verschiedene Herangehensweisen. So auch hier: Leitsch findet, der Schnitt werde sogar besser erst während der Wachstumsperiode gemacht und nicht im Winter. Denn in der Vegetationsphase könne der Baum Wunden besser schließen. Auch das oft zitierte Naturschutzgesetz schließe das nicht aus. Zwar sei das Fällen eines Baums verboten, nicht aber ein Formschnitt. Spielt also die Witterung aktuell nicht mit, oder der Hobbygärtner findet keine Zeit: Keine Panik, der nächste Sommer kommt bestimmt. (sal/dpa)