TWenn alles Rackern und Ackern nichts hilft - A/O lässt Chancen liegen
Marcel Brunsch hatte in der Schlussphase noch den Ausgleich auf dem Fuß, bekam aus aussichtsreicher Position aber nur ein Schüsschen zustande. Foto: Schmietow
A/O hat zuletzt bewiesen, dass es Spitzenspiel kann. Entscheidend: Eine Standpauke mit einhergehendem Mentalitätsschub. Gegen Rotenburg haperte es nun an der eigentlichen Stärke.
Ahlerstedt. Der Titelkampf in der Landesliga ist so spannend wie lange nicht. Die SV Ahlerstedt/Ottendorf mischt in dem Rennen der fünf Meisterschaftskandidaten mit. Und hatte vor der jetzigen 2:3-Niederlage gegen den Tabellenzweiten Rotenburger SV eine beeindruckende Miniserie hingelegt.
Nach dem 2:2 gegen Tabellenführer D/A II folgten Siege gegen die Mitkonkurrenten Bornreihe (3:1) und Celle (4:2). Benjamin Zielke, Teamchef der SV D/A II, hatte erst am vergangenen Spieltag gesagt, dass Celle die bisher beste Mannschaft war, gegen die der Tabellenführer gespielt hat. D/A II hatte mit 0:1 verloren. In dieser Saison ist bisher also alles möglich. Das Aufstiegsrennen lebt.
Das wankelmütige A/O brauchte einen Weckruf
Den drei erfolgreichen Topspielen gingen zwei empfindliche Niederlagen voraus. Anfang Oktober wurde A/O mit 0:3 von D/A II aus dem Bezirkspokal geschossen. In der Liga folgte ein 1:3 in Schneverdingen.
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„Das war ein Knackpunkt“, sagt Trainer Kevin Speer, die Verantwortlichen hätten gespürt, dass es einer Standpauke bedarf. „Es hat hinter verschlossener Tür ordentlich geknallt“, so Speer. Einzelgespräche folgten, die Niederlage wurde analysiert und aufgearbeitet. Es folgten die „überragenden“, so Speer, Topspiele. „Jeder hat es begriffen.“
Was war das Problem? A/O hatte mit all seinen Einzelkönnern nicht als Einheit funktioniert. „Jeder hat mehr für sich gespielt. Wir haben nicht im Verbund verteidigt und angegriffen“, sagt Speer.
Der Kilometersammler bereitet ganz hinten das Tor vor
A/O und Rotenburg, mit Ex-A/O-Trainer Dennis Mandel, liefern sich ein intensives Topspiel. In Einstellung, Laufbereitschaft, Kampfeswillen agieren die Teams auf einem Level. Der Tabellenzweite ist um Ballbesitz und Spielkontrolle bemüht, wird aber nicht wirklich gefährlich.
A/O macht sich mit zu vielen unsauberen Pässen das Leben schwer, muss dadurch mehr rackern, um Bälle zurückzugewinnen. Das macht die Mannschaft aber eben mit dem Mentalitätsschub und als Einheit, jeder rennt für jeden mit.

Merten Hiller hat die meisten Kilometer auf dem Platz gemacht und wichtige Zweikämpfe gewonnen. Foto: Schmietow
Und einer frisst richtig Kilometer. Merten Hiller ist überall, wo Bälle erobert werden müssen. Exemplarisch steht dafür der Führungstreffer. Mittelfeldmann Hiller hilft auf Höhe der eigenen Strafraumgrenze, er bekommt den Ball und passt aus dem Getümmel heraus auf Marcel Brunsch. Der eröffnet mit einem Pass auf Eren Badur das Konterspiel über die linke Außenbahn. So will A/O spielen.
Badur geht ab und legt quer auf seinen Bruder Enes, der zum 1:0 einschiebt. Verdient zu diesem Zeitpunkt.
Mentalität allein gewinnt aber keine Spiele
A/O gehört zu den offensivstärksten Mannschaften der Liga. Doch gegen Rotenburg lässt die Mannschaft zwei Hundertprozentige sträflich liegen, und verspielt zwei, drei vermeintliche Großchancen unsauber. „Wir haben eine super erste Hälfte gespielt, müssen uns aber die mangelhafte Chancenverwertung vorwerfen lassen“, sagt Speer.
A/O - Rotenburg
So geht A/O nur mit einem 1:0 statt mit 3:0 oder 3:1 in die Pause. A/O-Torhüter Mark Osnowski vereitelte stark eine Großchance.
Nach dem Seitenwechsel baut A/O das Chancenplus aus. Rotenburg wird aber schnell stärker und stabiler. Und der Tabellenzweite ist in diesem Spiel so kaltschnäuzig wie eine Topmannschaft in einem Spitzenspiel sein muss. Justin Kuchinke bestraft einen leichten Ballverlust mit dem 1:1-Ausgleich.
A/O kann sich für immensen Aufwand nicht belohnen
Rotenburg ist in der letzten halben Stunde das bessere Team. A/O stemmt sich leidenschaftlich dagegen, reibt sich aber mehr in Zweikämpfen auf als ins eigene Umschaltspiel zu kommen.

Malcolm Brunkhorst ließ eine der zwei, drei Hundertprozentigen in der ersten Hälfte liegen. Foto: Schmietow
In der 70. Minute macht Malcolm Brunkhorst ordentlich Meter, um als offensiver Außenbahnspieler in der zentralen eigenen Hälfte einen aussichtsreichen RSV-Angriff zu unterbinden. In der 73. Minute beackert Hiller zwei Rotenburger und passt schon im Sitzen noch auf Brunkhorst, dessen Konterlauf per Foul unterbunden wird.
In der 77. Minute kreieren Hiller und Brunkhorst per Doppelpass einen Angriff, doch Hiller missglückt die Flanke in den Strafraum. Er lächelt kurz und klatscht mit Brunkhorst ab. Der Geist von Schneverdingen lebt, bringt aber keinen Ertrag.
Bitterer Doppelschlag und Hoffnungsschimmer in Nachspielzeit
In der 80. Minute kassiert A/O das 1:2, das hätte konsequenter verteidigt werden können. In der 83. Minute steht es 1:3, weil sich ein Freistoß aus dem Halbfeld über alle Mann hinweg ins lange Eck senkt. Rotenburg ist glückselig, A/O frustriert.
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Doch A/O mobilisiert noch mal alle Reserven, steckt nicht auf und nähert sich dem Anschlusstreffer. Das 2:3 kreieren wieder Die Badur-Brüder, diesmal bedient Enes Eren. Corvin Höft hat noch eine Halbchance. Brunsch hat den Ausgleich noch auf dem Fuß, kriegt aber nicht genug Wucht in den Abschluss.
„Eine sehr schwierig einzuordnende Niederlage“, befindet ein niedergeschlagener Speer. Da hätten zwei richtig gute Mannschaften gespielt und Kleinigkeiten hätten entschieden. Grundsätzlich müsse A/O noch an der Ballsicherheit und den Abläufen arbeiten.
„Die Saison ist noch lang und noch ist nichts entschieden“, ist die aufmunternde Feststellung von Speer. Die richtige Einstellung für das umkämpfte Titelrennen bringt A/O auf jeden Fall mit.
Tore: 1:0 (23.) En. Badur, 1:1 (62.) Kuchinke, 1:2 (80.) Baselt, 1:3 (83.) Hakansson, 2:3 (90.+2) Er. Badur.
Nächstes Spiel: Hagen/Uthlede - A/O (Fr., 14. Nov., 20 Uhr)
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