Zähl Pixel
Ungeklärter Mordfall

TIhre Mutter wurde hingerichtet – Polizei hat neue Spuren

Susanne König und Frank Barnkow sind erleichtert. Der ungeklärte Mord an ihrer Mutter Bärbel Barnkow wird nach 32 Jahren erneut untersucht.

Susanne König und Frank Barnkow sind erleichtert. Der ungeklärte Mord an ihrer Mutter Bärbel Barnkow wird nach 32 Jahren erneut untersucht. Foto: Scheschonka

Bärbel Barnkow wurde vor 32 Jahren in Bremerhaven erschossen - ihr Mörder nie ermittelt. Jetzt könnte es eine Wende gebe. Die Angehörigen sind „tief bewegt“.

Von Thorsten Brockmann Montag, 13.11.2023, 08:10 Uhr

Bremerhaven. Bärbel Barnkow war Krankenschwester in der Klinik am Bürgerpark. Am 4. September 1991 war sie nach ihrem Spätdienst auf dem Parkplatz des Bremerhavener Krankenhauses angeschossen worden. Als man sie fand, kauerte sie auf dem Beifahrersitz ihres Autos, getroffen von einem Schuss in den Kopf. Sie atmete noch. Sie schnaufte. Aber ihre Verletzungen waren so schwer, dass es keine Überlebenschance gab. Nach 40 Stunden war sie tot.

Sie starb beinahe zu der Zeit, als in Bremen die Leiche von Ingrid Remmers gefunden wurde. Auch in ihrem Auto, auch getötet von einem einzigen Schuss in den Kopf. Aus derselben Waffe, wie sich bald herausstellte: Eine belgische Pistole, Kaliber 7,65. Beide Morde müssen von ein und demselben Täter innerhalb weniger Stunden begangen worden sein.

Zuletzt gab es 2016 einen Tatverdächtigen

Bärbel Barnkows Kinder lässt der bis heute ungeklärte Mord nicht ruhen. Sie verlangen auch nach 32 Jahren Antworten, wer ihre Mutter getötet hat und vor allem: warum? Frank Barnkow weiß gar nicht mehr, wie oft er mit zwei Anwälten die 16 Aktenbände schon durchgearbeitet hat auf der Suche nach Hinweisen, die die Polizei übersehen oder falsch gedeutet haben könnte, nach neuen Ansätzen. Ein Autoknacker wurde jahrelang der Taten verdächtigt - aber er war es nicht.

Zehn Jahre später behauptete jemand, die Frauen seien von Terroristen ermordet worden. Dafür gibt es keine Hinweise. Nach 25 Jahren wurde der Ehemann des zweiten Opfers verdächtigt, er könnte auch Bärbel Barnkow in den Kopf geschossen haben, um von der eigentlichen Tat ablenken zu wollen. Aber, sagt Oberstaatsanwalt Frank Passade, auch dieses Verfahren sei mangels hinreichenden Tatverdachts schon seit 2016 eingestellt.

„Mord verjährt nur, wenn sich keiner kümmert“

Die Bremerhavener Geschwister haben die Ermittler zuletzt im September aufgefordert, beide Morde noch einmal ganz von vorn neu zu untersuchen. Bei Kapitaldelikten kann ein solcher Anspruch nahen Angehörigen zustehen, hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt. „Mord verjährt nur, wenn sich keiner kümmert“, sagt Barnkow.

Über Jahre wurde immer wieder über die beiden Mordfälle berichtet.

Über Jahre wurde immer wieder über die beiden Mordfälle berichtet. Foto: NZ/Grafik

Nun bestätigt der Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft, dass die Ermittlungen „zeitnah“ wieder aufgenommen werden. „Die Fortsetzung der Ermittlungen befindet sich in der finalen polizeilichen Abstimmung“, sagt Passade. Zuletzt sei Anfang 2021 an dem Verfahren gearbeitet worden.

Es könnte neue Ermittlungsansätze geben

Nach polizeilicher Einschätzung soll es sowohl neue als auch noch nicht abschließend verfolgte Ermittlungsansätze geben. „Aus ermittlungstaktischen Gründen können jedoch keine Einzelheiten preisgegeben werden“, so Passade. „Der Entschluss, den Fall wieder aufzuarbeiten, bewegt uns tief“, sagen Barnkow und Susanne König. Natürlich hofften sie auf neue Erkenntnisse, „wir freuen uns, dass wieder ermittelt wird.“

Susanne König und Frank Barnkow haben am damaligen Tatort mit Reporter Thorsten Brockmann über den Tod ihrer Mutter gesprochen.

Susanne König und Frank Barnkow haben am damaligen Tatort mit Reporter Thorsten Brockmann über den Tod ihrer Mutter gesprochen. Foto: Scheschonka

Besondere „Cold Case“-Ermittler, die die Fälle analysieren, gibt es weder bei der Polizei in Bremen noch in Bremerhaven. „Je nach verfügbaren personellen Kapazitäten“ werde der Tod beider Frauen bearbeitet, sagt Passade. Ob die 1991 gesicherten Spuren mit heutiger Technik noch einmal neu untersucht werden, sagte der Staatsanwalt nicht. Die Angaben der Geschwister, zwei damals sichergestellte und vermutlich dem Täter zuzuordnende Jacken seien verschwunden, will Passade nicht direkt bestätigen. Es könne aber auch „nicht ausgeschlossen werden“, so der Jurist. Beide Jacken seien aber kriminaltechnisch untersucht worden.

Bärbel Barnkow starb nach einem Schuss in den Kopf. Warum, das weiß bis heute niemand.

Bärbel Barnkow starb nach einem Schuss in den Kopf. Warum, das weiß bis heute niemand. Foto: Barnkow

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel

3 Neuheiten locken auf dem Hamburger Winterdom

Während anderswo die ersten Winter- und Weihnachtsmärkte starten und aufgebaut werden, geht es auf dem Heiligengeistfeld wieder hoch hinaus. Der Hamburger Winterdom lockt diesmal mit Neuem.