TWie ein Horneburger Spielekonsolen vor der Tonne rettet

Mit Lötkolben und Feinwerkzeug repariert Lukas Poschnar Spielekonsolen und Zubehör in seiner Horneburger Werkstatt. Foto: Buchmann
Wenn Elektrogeräte nicht mehr funktionieren, landen sie meist vorschnell in der Tonne. Eine neue EU-Regelung soll Reparaturen zukünftig einfacher machen. In Horneburg zeigt ein 23-Jähriger, wie man kaputte Spielekonsolen noch retten kann.
Horneburg. Gibt ein Fön oder ein Toaster den Geist auf, werfen ihn viele Menschen im Kreis Stade in den Müll. 2023 verursachten alle Haushalte im Landkreis zusammen 1.286 Tonnen Elektroschrott. Doch nicht jedes Gerät ist sofort reif für die Tonne.
Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Wertgarantie GmbH werden nur etwa 24 Prozent der defekten Geräte in Deutschland repariert. Doch Verbraucher stoßen immer wieder auf Hürden wie etwa fehlende Ersatzteile. Eine neue EU-Richtlinie soll das zukünftig ändern. So sollen Elektrohersteller gesetzlich dazu verpflichtet werden, Ersatzteile und Serviceangebote über die Gewährleistung hinaus preiswert anzubieten. Die Initiatoren versprechen sich davon einen nachhaltigeren Konsum sowie langfristige Klimaneutralität.
Menschen hängen an ihren Elektrogeräten
Lukas Poschnar liebt das Tüfteln. Schon in der Schule interessierte sich der 23-Jährige für Technik. Tagsüber arbeitet er als Techniker für die Lufthansa in Hamburg. Nach Feierabend zieht es Lukas Poschnar in seine kleine Werkstatt neben dem Horneburger Rathaus, wo er Spielekonsolen repariert.

Mithilfe einer OpenSource-Software kann Poschnar Controller auslesen und neu kalibrieren. Foto: Buchmann
„Die Leute suchen stärker nach Reparaturstellen für ihre Geräte“, hat Poschnar den Eindruck. Etwa 30 Aufträge kämen monatlich online bei ihm rein, teilweise aus ganz Europa. In seiner Anfangszeit bekam er Aufträge über Kleinanzeigen, seit einem Jahr hat er ein eigenes Reparaturportal. Gelernt hat Lukas Poschnar sein Handwerk etwa aus Youtube-Videos. Sein Wissen und seine Arbeitsweise zeigt er Zuschauern in Livestreams auf TikTok.
Viele versuchen es selbst - und scheitern
Um einen defekten Playstation-Controller zu reparieren, benötigt Poschnar durchschnittlich 20 Minuten. Über eine PC-Software liest er die Geräte aus und prüft etwa die Kalibrierung der Joy-Sticks. Manchmal kämen auch Geräte zu ihm, an denen offensichtlich schon jemand zu gange war. „Viele versuchen, ihre Controller oder Konsole selbst zu reparieren“, sagt er. Dabei stoßen sie jedoch schnell an ihre Grenzen.

Mit Feinwerkzeug nimmt der Reparaturtechniker die Bestandteile der Elektrogeräte unter die Lupe. Foto: Buchmann
„Fast alle Hersteller wie Sony oder Nintendo arbeiten mit eigenen Bausystemen, für die Spezialwerkzeug benötigt wird“, weiß Poschnar. Der 23-Jährige ist hier bestens ausgestattet. Zahllose Schraubenzieher, feingliedrige Zangen und Chipsätze liegen in kleinen Boxen auf und neben seinem Arbeitstisch bereit. Viele Reparaturen erledigt Poschnar mit dem Lötkolben, etwa HDMI-Buchsen oder Kondensatoren auf der Platine.
Metallschmiede
T Dieser Nottensdorfer brennt für seine Handwerkskunst
Dass die Europäische Union Hersteller stärker in die Pflicht nehmen will, befürwortet Lukas Poschnar. „Die Hersteller werden jedoch weiter auf künstlichen Verschleiß setzen“, sagt er. Aus seiner Erfahrung wisse er, dass bestimmte Bestandteile kalkuliert so gebaut sind, dass sie nach einer bestimmten Zeit ersetzt werden müssen - natürlich beim Hersteller selbst für einen hohen Pauschalpreis.
Repair-Cafés im Landkreis sind gefragt
Auch Rainer Sanders vom Repair-Café Stade begrüßt die Entwicklung. „Wenn Hersteller Ersatzteile länger bereitstellen würden, hilft uns das weiter“, sagt Sanders. Auch die Reparaturfreundlichkeit müsse sich steigern, sagt Sanders. Denn viele Produkte seien nicht dafür konzipiert, sie zu öffnen oder zu reparieren.

Verdreckte Lüfter gehören zu häufigen Fehlerquellen, warum eine Konsole nicht mehr richtig funktioniert. Foto: Buchmann
Im Repair-Café arbeiten ausschließlich Ehrenamtliche, finanziert wird die Arbeit über Spenden. Teures Spezialwerkzeug sei deshalb nicht in allen Treffs vorhanden. 70 Prozent der Geräte, die im Repair-Café landen, können die Helfer auch erfolgreich reparieren. Derzeit gibt es 12 Reparaturtreffs im Landkreis Stade.
Über 200 Kunden haben sie durchschnittlich im Jahr. Die meisten bringen Geräte zu ihnen, deren gesetzliche Gewährleistung überschritten ist. Die Gründe für Reparaturen kennt Sanders genau: „Oft sind es Geldgründe oder das Umweltbewusstsein. Viele hängen auch einfach an ihren Geräten“.