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Handball-Bundesliga

T„Wie im Wilden Westen“: Buxtehuder SV schlägt die Vipers

Isabelle Dölle war mit zehn Treffern beste Torschützin.

Isabelle Dölle war mit zehn Treffern beste Torschützin. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)

Erst dominant, dann wie im Wilden Westen: Der Buxtehuder SV gewinnt im Auswärtsspiel gegen die abstiegsbedrohten HSG Bad Wildungen Vipers (23:30). Den Grundstein legt der BSV in der ersten Halbzeit, muss dann aber Lehren ziehen.

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Von Lars Wertgen
Samstag, 17.02.2024, 21:00 Uhr

Bad Wildungen. „Es fühlt sich wie ein Auswärtsspiel an“, klagt Maksi Pallas von der HSG Bad Wildungen. Die verletzte 20-Jährige verfolgt das Spiel in der heimischen Ense-Halle von der Tribüne. Während die eigenen Fans streiken, sorgen 30 Anhänger des Buxtehuder SV mit Trommeln und Trompeten für Stimmung. „Unsere Fans waren überragend“, sagt Trainer Dirk Leun.

Der BSV-Tross kreiert Heimspiel-Atmosphäre - 360 Kilometer fernab der Heimat. Stark: Bei der Vorstellung der Vipers begrüßen die Buxtehuder Anhänger ihre beiden Neuzugänge lautstark. Anika Hampel und Jolina Huhnstock wechseln im Sommer von der abstiegsbedrohten HSG zum BSV.

Hampel bringt Bad Wildungen ins Spiel

Privat harmonieren Hampel und Huhnstock. Im Spiel gegen den BSV kommen sie nicht zueinander. Die Vipers beginnen überraschend mit einer siebten Feldspielerin und zwei Kreisläuferinnen. Huhnstock agiert links am Kreis, Hampel startet im rechten Rückraum.

Die 20-Jährige erwischt dennoch einen perfekten Start, wirft das erste Tor, bereitet den zweiten und dritten Treffer vor. Sie ist an vier der ersten fünf Tore beteiligt. Zu dem Zeitpunkt sind fast acht Minuten gespielt. Auch Huhnstock trifft doppelt.

BSV zieht Vipers den Zahn

Anschließend passt die Abstimmung in der BSV-Abwehr besser. Die Gäste provozieren technische Fehler oder zwingen die HSG zu aussichtslosen Würfen. Torhüterin Marie Andresen hält bis zur Halbzeit mehr als 43 Prozent und kassiert nur neun Treffer. „Wir haben das in der Abwehr und im Angriff sehr gut gemacht“, sagt Leun.

Der BSV kommt der offensiven und bissigen HSG-Abwehr zuvor. Stürmt nach Ballgewinnen nach vorn und nutzt die fehlende Ordnung der Gäste aus - ohne zu überdrehen. Auch im Positionsangriff spielt der BSV geduldig. Isabelle Dölle überragt mit einer starken Wurfquote.

Anika Hampel

Anika Hampel zeigte gegen den Buxtehuder SV ihre Qualitäten. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)

Lob für Neuzugänge

Das Spiel ist zur Pause entschieden (17:9) - scheint irgendwann auch der BSV zu glauben. Buxtehude erhöht den Vorsprung durch einen 10:0-Lauf zwischen der 23. und 37. Minute auf 13 Tore, verliert dann aber den Spielfluss.

Der Angriff findet seltener die richtigen Lösungen gegen eine tiefer agierende HSG-Abwehr. „Wir sind nicht mehr auf die Lücken gegangen, sondern haben angefangen, Wildwest zu spielen“, findet Leun. Angeführt von einer guten Anika Hampel - mit fünf Treffern die beste HSG-Werferin - glauben die Vipers plötzlich an sich und verkürzen auf fünf Tore.

„Wenn man Anika in die Tiefe gehen lässt, wird es schwierig“, sagt Leun und freut sich. Hampel und Huhnstock werden beim BSV ihre Stärken noch mehr einbringen können. „Sie sind ein eingespieltes Duo.“

BSV genießt Momentaufnahme

Spannend wird es aber nicht mehr. Dennoch: Der BSV habe feststellen müssen, dass es nicht ausreiche, zehn Prozent weniger zu investieren, so Leun. „Das sollte uns eine Lehre sein.“ Sehr zufrieden ist er mit dem Auftritt trotzdem: „Wir haben unseren Matchplan 40 Minuten sehr gut umgesetzt.“

Durch den Sieg klettert der BSV in die obere Tabellenhälfte auf Platz sieben, ist punktgleich mit Metzingen. „Das ist jetzt eine schöne Momentaufnahme, das hätte uns im Herbst keiner zugetraut“, sagt Leun. Der BSV ist punktgleich mit Metzingen. Viel mehr werden die Handballerinnen laut Leun in dieser Saison nicht erreichen können. Platz sechs hält er für das Maximum.

Der BSV wolle zeigen, dass man mit größeren Kalibern mithalten könne, wie zuletzt gegen Dortmund und Bensheim. Das nächste Top-Team kommt mit Blomberg bereits am Sonnabend. Das Hinspiel beim Vierten verlor der BSV mit 18:29.

Fan-Protest in Bad Wildungen

Für die Vipers wird es hingegen düster. Der Verein hatte seine langjährige Trainerin Tessa Bremmer entlassen. Eine Erklärung blieb der Vereins schuldig. Die Fans stellten ihre Unterstützung ein und entluden ihren Frust nach dem Spiel. Sie buhten den neuen Trainer Mart Aalderink aus. Da zudem Solingen gewann, rutschte die HSG auf den vorletzten Platz ab.

Die Statistik

Spielverlauf: 5:4 (8.), 6:7 (14.), 8:11 (21.), 9:17 (Halbzeit), 9:22 (36.), 15:24 (45.), 21:26 (56.), 23:30 (Endstand)

HSG: Schutrups, Brütsch, Nieuwenweg, Ruwe 2, Hampel 5, Goldmann, Berk 3, Wenzel 4, Hahn, Damuleviciute 1, Symanzik 4, Huhnstock 4, van de Ruit

BSV: Kuske, Andresen 1; Nielsen 4, Heider 5, Kroepel 1, Kasparkova, Mühlner 2, Dölle 10, Kähr 2, Reiche 1, Hartstock, Hagen 3, Rakstad 1, von Prittwitz

Zeitstrafen: HSG 3 (Ruwe, Berk, Damuleviciute) - BSV 4 (Kasparkova, Mühlner 2, Kähr)

Siebenmeter: HSG 3/4 (Hampel 3/4) - BSV 3/3 (Nielsen 2/2, Kroepel 1/1)

Zuschauer: 630

Schiedsrichter: Timo Hofmann und Thomas Horath

Nächstes Spiel: BSV - Blomberg (Sa., 24. Februar, 16 Uhr)

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