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TWird der Wolf nun schneller gejagt? Jägern geht Schnellabschuss nicht weit genug

Geht es dem Wolf im Cuxland nun an den Kragen? Der Schnellabschuss soll die Jagd nach einem Nutztierriss erleichtern.

Geht es dem Wolf im Cuxland nun an den Kragen? Der Schnellabschuss soll die Jagd nach einem Nutztierriss erleichtern. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Wölfe können nach Nutztierrissen nun einfacher gejagt werden – der Schnellabschuss soll es möglich machen. Niedersachsen will bei der Umsetzung vorangehen. Doch der Jägerschaft im Stader Nachbarkreis geht die Regelung nicht weit genug.

Von Jan Iven Dienstag, 20.02.2024, 18:00 Uhr

Landkreis Cuxhaven. Für einen Grünen-Umweltminister ist es vermutlich ein großer Schritt. „Schnellabschüsse von Problemwölfen können schon erfolgen“, sagt Christian Meyer bei der Vorstellung der neuen Regelungen. Neu ist vor allem, dass bei wiederkehrenden Nutztierrissen in einer Region Wölfe in einem Zeitraum von 21 Tagen und einem Umkreis von 1000 Metern abgeschossen werden können – und zwar ohne das Ergebnis einer DNA-Probe abzuwarten. Auch im Landkreis Cuxhaven.

Schnellabschuss auch ohne DNA-Test

Damit fällt die in der Praxis kaum umsetzbare Regelung weg, dass nur der Wolf gejagt werden darf, dem ein Riss per DNA-Test nachgewiesen werden kann. In Regionen mit vielen Angriffen auf Nutztiere soll der Schnellabschuss bereits nach einem einzigen Riss möglich werden, wenn ein Wolf einen „zumutbaren Herdenschutz“ überwunden hat.

Das Niedersächsische Umweltministerium betont, dass die neue Regelung auf Anregung von Minister Meyer von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ausgearbeitet wurde. Niedersachsen sei das erste Bundesland, das den Schnellabschuss umsetzt, so der Minister. Das Signal: Die Politik nimmt das Thema ernst.

Eike Lindau, Vorstand bei Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven und Kreisjägermeister.

Eike Lindau, Vorstand bei Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven und Kreisjägermeister. Foto: privat

Was die Jäger an der Entscheidung kritisieren

Doch der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven geht die neue Regelung nicht weit genug. „Es kommt uns vor wie eine politische Entscheidung, die vor allem Druck aus der Diskussion nehmen soll“, sagte Eike Lindau, Vorstand bei der Jägerschaft und Kreisjägermeister. „Die Politik musste handeln, weil sie das Problem nicht mehr leugnen kann und zu viele Menschen unzufrieden sind.“

Was die Jäger vor allem kritisieren: „Bei dem Schnellabschuss handelt es sich nur um ein reaktives Verfahren“, sagte Lindau. Sprich: Es wird erst gehandelt, wenn etwas passiert ist.

Die Jäger würden lieber vorher aktiv werden. „Wir brauchen ein nachhaltiges Bestandsmanagement“, so Lindau. Dafür solle die Zahl der Wölfe durch die Jagd auf einem Niveau stabil gehalten werden, das einerseits den Bestand der Raubtiere sichert und andererseits Konflikte mit Menschen und Nutztieren auf ein Minimum reduziert. Auf genaue Zahlen möchte sich Lindau zwar nicht festlegen. Dass es derzeit zu viele Probleme gebe, sei aber offensichtlich.

Jäger Lindau hält die Regelung zudem für zu eng gefasst. „Ein Umkreis von 1000 Metern ist zu klein“, sagte er. Das sei nur sinnvoll, wenn der Wolf in den Tagen nach dem Riss zu seiner erlegten Beute zurückkehren sollte. Das Verhalten der Tiere würde sich aber durch die Anwesenheit des Menschen immer wieder verändern und sei nicht berechenbar.

Auch der Lunestedter Naturschützer, Jäger und Wolfsexperte Hermann Kück ist skeptisch, was die neue Regelung betrifft. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das praktisch umgesetzt werden soll“, sagte er. Sollte tatsächlich ein Abschuss genehmigt werden, bestehe die Gefahr, dass Wolfsbefürworter die Jagd behindern würden. Einfacher wäre es, eine Quote für den Abschuss von Wölfen festzulegen.

Schnellabschuss ist bereits möglich

Aus Sicht der Jäger gibt es noch zahlreiche offene Detailfragen. Laut Umweltministerium ist der Schnellabschuss aber bereits möglich. Die Regelung entspreche dem Naturschutzgesetz und dem EU-Recht. „Mit den neuen Verfahren können wir in Regionen mit hohen Nutztierschäden schneller und unbürokratischer handeln“, so Umweltminister Meyer.

Dadurch sollen sowohl der Herden-, als auch der Artenschutz des Wolfs sichergestellt werden. Nun sollen Gebiete mit erhöhtem Rissvorkommen ausgewiesen werden, in denen Schnellabschüsse bereits nach einzelnen Rissen möglich sind.

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