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Photovoltaik

TWo in Oldendorf-Himmelpforten Solarparks entstehen sollen – und wo nicht

Entlang einer zweigleisigen Bahnstrecke - hier bei Hammah Richtung Himmelpforten - gibt es Korridore sogenannter Gunstflächen für Freiflächenphotovoltaik.

Entlang einer zweigleisigen Bahnstrecke - hier bei Hammah Richtung Himmelpforten - gibt es Korridore sogenannter Gunstflächen für Freiflächenphotovoltaik. Foto: Klempow

Wo gibt es in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten passende Flächen für Photovoltaikanlagen? Welche Anfragen liegen vor? In einigen Gemeinden lautern Fallstricke wie die geplante Suedlink-Trasse.

Von Grit Klempow Montag, 09.10.2023, 12:00 Uhr

Oldendorf-Himmelpforten. Um einen fundierten Überblick zu haben, was mit Blick auf die Raumplanung überhaupt möglich ist, hatte die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten Fachplaner beauftragt, das Potenzial für Freiflächen-Photovoltaik abzuklopfen. Sie will steuern, wo die Anlagen gebaut werden, und fragt derzeit die Interessen der Mitgliedsgemeinden ab. Demnächst soll die Änderung des Flächennutzungsplans entsprechend in die Wege geleitet werden. Jetzt sind vorab die Räte der Mitgliedsgemeinden gefragt, die für ihren Bereich einen Blick auf die beantragten Flächen werfen. Einige haben schon beraten, bei anderen steht die Diskussion noch aus.

Anlass ist: Das Land Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, 65 Gigawatt Photovoltaik (PV) in den nächsten zwölf Jahren zu installieren, davon sollen 15 GW auf Freiflächen produziert werden. Mindestens 0,47 Prozent der Landesfläche soll für Solarkraftwerke bereitgestellt werden. Laut Klimaschutz- und Energieagentur des Landes werden derzeit auf mehr als sechs Prozent der Landesfläche (elf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche) aktuell Energiepflanzen angebaut. Photovoltaikanlagen sind laut Energieagentur aber viel effektiver als zum Beispiel die Energiepflanze Mais. „Sie erzeugen pro Hektar etwa 20 bis 30 mal mehr Energie. Deshalb ist eine gewisse Verschiebung der Flächennutzung von Energiepflanzen zu Photovoltaik sinnvoll“, so die Landesagentur.

Anträge für 600 Hektar Photovoltaikanlagen in Oldendorf-Himmelpforten

Das Gebiet der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten ist etwa 196 Quadratkilometer groß, die Landesquote umgerechnet sollte die Kommune etwa 84 Hektar für Solarparks zur Verfügung stellen, so Martin Wist vom Bauamt der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten. Anträge gab es bislang für 39 Standorte auf insgesamt 600 Hektar in der Samtgemeinde, schilderte Thorsten Liebeck, Fachbereichsleiter Bauen und Planen.

Nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) sollten PV-Freiflächenanlagen vorwiegend dort installiert werden, wo sie wenig Konkurrenz zu anderen Bodennutzungen bedeuten. Das Planungsbüro Cappel & Kranzhoff hat die Daten der Samtgemeinde in einem Entwurf zu Karten gebündelt. Das Ergebnis: Viele Flächen sind gar nicht oder nur bedingt geeignet. Weil sie auf Grundlage des geltenden Raumordnungsprogramms nicht in Frage kommen, weil sie als Vorranggebiete Natur- und Landschaft gelten oder vielleicht landwirtschaftlich genutzt werden und hohe Erträge möglich machen.

Es gibt aber auch sogenannte Gunstflächen, auf denen der Bau von Freiflächen-PV auch vom Gesetzgeber gern gesehen wird. Dazu gehören Korridore entlang von Hoch- und Höchstspannungen, Hauptverkehrsstraßen und Bahntrassen.

Die Gemeinde Hammah will sich deshalb bei den Solarparks auf die Flächen entlang der Bahnstrecke beschränken. Anfragen von Investoren gibt es. In einem 200 Meter breiten Streifen entlang der Bahngleise sind Solarkraftwerke privilegiert.

Burweg muss die Suedlink-Trasse beachten

In Hammah-Mittelsdorf ist ein Solarpark innerhalb des Korridors angefragt. Die Anlage liegt zu einem Drittel auf Hammaher und zu zwei Dritteln auf dem Gebiet der Stadt Stade. Anträge liegen auch für ehemalige Moor-Flächen an der Gemeindegrenze, nordöstlich der Ortschaft Groß Sternebergund im Bereich Klein-Villah vor. Befürwortet werden sie aber weder von der Politik noch seitens der Planer.

In Burweg sind die Flächen durch Deich- und Autobahnbau, aber auch durch den Sandabbau ohnehin knapp. Drei Standorte östlich des Dorfes, an der Gemeindegrenze zu Himmelpforten sind für Solarparks beantragt, nur einer ist geeignet. Die Fläche liegt an der Straße Milchstelle und zieht sich bis an die Bahnlinie.

Im Gebiet liegt ein kleines Wäldchen, naturfachliche Fragen müssen noch geklärt werden. Der Nadelwald könnte im Norden durch einen Laubwald ersetzt werden. Interesse haben eine Bürgerenergie-Initiative und auch die Flächenbesitzer. Allerdings muss Rücksicht genommen werden auf die Südlink-Trasse, die in einem Abschnitt in offener Bauweise verlegt wird. Mehrheitlich ist der Gemeinderat dafür, an der Größe muss aber noch gefeilt werden. Auf Burweger Gebiet zählt die Gunstfläche entlang der Bahnstrecke übrigens nicht: Der Korridor von 500 Metern neben der Trasse gilt nur für zweispurige Strecken. In Burweg fährt die Bahn eingleisig.

Düdenbüttel will PV in Windparks

Für Kranenburg liegen fünf beantragte Flächen vor. Der Gemeinderat will die Planungen auf eine dieser Flächen beschränken und plädiert dafür, höchstens sechs Hektar für Solarenergie vorzusehen - das ist umgerechnet auf das Gemeindegebiet die Mindestgröße.

Beantragt sind in Düdenbüttel fünf Flächen, aus planungsrechtlicher Sicht haben aber nur zwei davon Chancen, eine im Norden, eine im Süden der Gemeinde. Allerdings zeigt die Karte noch grün gekennzeichnete Gebiete, die sich laut Planern „bedingt“ eignen könnten. Die sollen nun zunächst einbezogen werden. Düdenbüttel will zum einen Kontakt mit Investoren aufnehmen und sich zum anderen beim Landkreis dafür einsetzen, dass Solaranlagen auch in Windparks zulässig sind. Mit Blick auf die Infrastruktur „wäre das charmant“, so Piotr Brunckhorst-Sak. Derzeit sei das über das Raumordnungsprogramm noch ausgeschlossen, hieß es im Gemeinderat.

Diskutiert wird die Potenzialanalyse in allen Gemeinden. In der nächsten Woche tagt dazu Oldendorf und berät im Bauausschuss am Montag, 9. Oktober, ab 18.30 im Bauausschuss (Bürgerhaus) und am Donnerstag, 12. Oktober, ab 18.30 Uhr im Gemeinderat. Das vorliegende Material sei aber „kein abschließender Plan“ und die Planung nicht in Beton gegossen, sagt Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke. „Viele Verfahrensschritte und die Beteiligung der Öffentlichkeit werden folgen“, so Martin Wist.

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