T„Wo kommst du her?“ Wie man Rassismus und Ausgrenzung im Alltag begegnet

Dr. Dirk Pohl und Dörte Stürmer-Brauer sprachen über Rassismus. Foto: Felsch
Rassismus und Ausgrenzung? Beides allgegenwärtig. Darüber sprach der Wirtschaftsverein Buxtehude mit Referenten - und die hatten eindrückliche Beispiele.
Buxtehude. Es fängt ganz harmlos an, mit dem typischen Satz „Wo kommst du denn her?“, berichtete Dorte Stürmer-Brauer. Nicht jeder der so Angesprochenen reagiere genervt, fügte die Referentin hinzu, aber wer spüre, dass die Frage seinem Gegenüber missfällt, sollte dann nicht weiter drängen. Das sei dann übergriffig, so Stürmer-Brauer von den Omas gegen Rechts und fügte ein weiteres Beispiel für Alltagsrassismus hinzu: „Ich habe ja gar nichts gegen ....“.
Vielen Menschen, die sich in dieser Form unterhalten, sei es vielleicht gar nicht bewusst, was sie da sagen, dennoch sollte jeder heutzutage genau überlegen, bevor er solche Sprüche raushaue. Gerade gegenüber ausländischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen, empfahl die Referentin, die von einer jungen Frau wusste, die sich mit Recht darüber aufregte, dass ihr fremde Menschen einfach in die schwarzen Haare fassten.
Diskriminierung ist auch in anderen Ländern ein Problem
Dieses Verhalten hat Dr. Dirk Pohl selbst erlebt, als er mit seiner Familie beruflich in Thailand lebte. „Ich empfand es weniger schlimm, aber meine Kinder fanden das schrecklich“, sagte der Leiter der VHS Buxtehude, der noch auf einen anderen Aspekt verwies: Geflüchtete erhielten erst einen Job, wenn sie perfekt die deutsche Sprache beherrschten. Für den Referenten ein unnötiges Hindernis: „Nicht auszudenken, wenn ich damals erst hätte Thailändisch lernen müssen, um dort zu arbeiten. Englisch oder Spanisch reicht manchmal ja aus.“
Die 27 Anwesenden pflichteten ihm bei und sprachen weitere Punkte an. Frauen würden oft für höhere Posten abgelehnt, diskriminiert, weil man ihnen weniger zutraue als den männlichen Kollegen, so Susanne Wischnewski von Kardeel Consulting.
Schwarz und weiblich? Ganz schlechte Kombi
Schwarz und weiblich sei eine ganz schlechte Kombi, um eine Anstellung oder eine Wohnung zu bekommen, meinten die Referenten. Ebenso schwer sei das für Behinderte. Dieses Schubladendenken sei leider immer noch häufig verbreitet, bedauerte Dörte Stürmer-Brauer. „Es wird zu viel darauf geschaut, was alles nicht geht, statt das, was geht.“
„Dabei“, erklärte Jens Nübel von der Hansestadt Buxtehude, „haben Betriebe die Pflicht, fünf Prozent der freien Stellen mit Menschen mit Behinderungen zu besetzen.“ Befreien könnten sie sich davon mit einer Ausgleichszahlung. „Das mag hinnehmbar sein, unfassbar nenne ich den Umstand, diese Zahlung steuerlich absetzen zu können“, empörte sich der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen.
Nicht nur da müsse ein Umdenken stattfinden, meinte Dr. Dirk Pohl. „Wir brauchen Multikulti.“ Jeder Unternehmer, der einen Bewerber einstelle, sollte dessen Fähigkeiten sehen und nicht dessen Mankos wie Behinderungen, Krankheiten, andere Kulturen oder die Sprache.
Es gibt auch positive Beispiele
Niels Wesner, Geschäftsführer Media-Markt Buxtehude, berichtete von einer Mitarbeiterin, bei der es anfangs wegen Sprachschwierigkeiten ein paar Probleme gab, was sich aber positiv verändert habe und die heute zu den beliebtesten Verkäuferinnen gehört.
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Ein weiteres positives Beispiel lieferte Nina Djafari vom BSV: In dem 4000 Mitglieder starken Verein verhalte sich die Boxabteilung besonders vorbildlich, erzählte die Vorstandssprecherin. „Trotz sprachlicher Defizite verstehen sich die Männer und Frauen gut. Sport verbindet.“ Das ist längst nicht überall so, wie Dorte Stürmer-Brauer in Erinnerung rief: Männliche Skispringer erhielten Geld für ihre hervorragenden Leistungen, während die Athletinnen sich mit Duschgel und Handtüchern zufriedengeben mussten.
Die Themen Rassismus, Diskriminierung und Ungerechtigkeiten bewegten die 27 Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks genauso wie die Frage, wie erreiche ich meinen Nachbarn, Bekannten oder Freund, der sich fremdenfeindlich äußert. „Mit Neonazis können Sie überhaupt nicht reden, das geht schief, mit allen anderen versuchen Sie bitte, im Gespräch zu bleiben, selbst wenn es schwerfällt, halten Sie es aus“, plädierte Dorte Stürmer-Brauer und empfahl Bücher, Informationsbroschüren und Beratungsstellen, die Hilfe anbieten, um dumme und falsche Argumente zu entlarven.

27 Zuhörer beim Unternehmerfrühstück zum Thema Rassismus. Foto: Felsch