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Wegen Weihnachtsmarkt

TWochenmarkt im Exil: Händlern in Buxtehude bricht Umsatz weg

Kim Eberstein handelt mit Obst auf dem Buxtehuder Wochenmarkt. Die zwischenzeitliche Verlegung auf den Altstadt-Parkplatz bedeute Nachteile für das Geschäft, sagt sie.

Kim Eberstein handelt mit Obst auf dem Buxtehuder Wochenmarkt. Die zwischenzeitliche Verlegung auf den Altstadt-Parkplatz bedeute Nachteile für das Geschäft, sagt sie. Foto: Sulzyc

Während des Weihnachtsmarktes in der Altstadt müssen die Marktbeschicker weichen. Laufkundschaft geht verloren. Und noch etwas ruft Kritik hervor.

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 05.12.2024, 14:00 Uhr

Buxtehude. Karotten, Äpfel, Honig oder Hähnchenfleisch - während die Auslage regional erzeugter Produkte bei einem Dutzend Marktstände üppig daherkommt, zeigt sich die Kundschaft in überschaubarer Zahl. Das ist das Bild auf dem Wochenmarkt in Buxtehude am Mittwoch gegen 11 Uhr.

Nicht an ihrem üblichen Platz handeln die Wochenmarktbeschicker ihre Waren. In diesem Jahr erstreckt sich der Weihnachtsmarkt erstmals zusätzlich über den St.-Petri-Platz - und verdrängt damit vorübergehend den Wochenmarkt. Dieser befindet sich für die Dauer des Weihnachtsmarktes im Exil auf dem Altstadt-Parkplatz an der Hansestraße.

Der verlegte Wochenmarkt auf dem Altstadt-Parkplatz: Das Publikum ist zum Zeitpunkt der Aufnahme überschaubar.

Der verlegte Wochenmarkt auf dem Altstadt-Parkplatz: Das Publikum ist zum Zeitpunkt der Aufnahme überschaubar. Foto: Sulzyc

Nicht glücklich über den Ausweichstandort zeigen sich Wochenmarkthändler. Bereits im April hatte die Obsthof-Betreiberin Kim Eberstein vor Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent gewarnt, sollte der Wochenmarkt umziehen müssen. Damals beschloss der Buxtehuder Wirtschaftsausschuss die Ausdehnung des Weihnachtsmarktes auf den St.-Petri-Platz.

Nach den Erfahrungen der ersten Markttage im Exil sieht Kim Eberstein ihre Befürchtungen bestätigt: „Laufkundschaft fehlt“, sagt sie. Das sind die Menschen, die in der Altstadt zum Beispiel im Modehaus Stackmann einkaufen und im Vorbeigehen über den Wochenmarkt ein Kilo Äpfel mitnehmen.

Diese Umsatzeinbußen haben Markthändler

Immer mittwochs und sonnabends, jeweils von 8 bis 13 Uhr, ist in Buxtehude Markttag. Im Exil sinken die Einnahmen: „Sonnabends bis zu 20 Prozent, mittwochs bis zu 30 Prozent“, sagte Kim Eberstein dem TAGEBLATT.

Am Telefon erklärt Markthändler Andreas Gerth seinen Stammkunden, wo sie ihn in Buxtehude finden. Mit Wurst und Geflügel handelt sein Familienbetrieb. „Es gibt keine Laufkundschaft“, sagt auch Andreas Gerth über den Ausweichstandort. Die wirtschaftliche Folge: „30 bis 40 Prozent weniger Umsatz“, so seine Schätzung.

Sabine Prigge verkauft saisonales Gemüse auf dem Buxtehuder Wochenmarkt. „Laufkundschaft fehlt uns auf dem Altstadt-Parkplatz“, sagt sie.

Sabine Prigge verkauft saisonales Gemüse auf dem Buxtehuder Wochenmarkt. „Laufkundschaft fehlt uns auf dem Altstadt-Parkplatz“, sagt sie. Foto: Sulzyc

Seit 40 Jahren handelt der Betrieb Prigge Gemüse seine Erzeugnisse auf dem Buxtehuder Wochenmarkt. Die zwischenzeitliche Verlegung auf den Altstadt-Parkplatz nennt Sabine Prigge eine „unglückliche Lösung“. Geschätzt ein Drittel weniger Umsatz am Sonnabend und die Hälfte weniger Umsatz am Mittwoch habe sie bemerkt.

Allgemein gilt die wirtschaftliche Entwicklung der Wochenmärkte in Deutschland als schwierig. Bei der Kundschaft seien sie beliebt, aber das Publikum werde weniger. Die Umsätze gingen 2023 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um 6,5 Prozent zurück, berichtete die Deutsche Presse-Agentur.

In einem solchen wirtschaftlichen Umfeld setzt den Händlern in Buxtehude ein Ausweichstandort, der das Geschäft erschwert, zusätzlich zu. Ein weiteres erschwerendes Detail: Die Holzbrücke, die Besucher über den Viver zum Altstadt-Parkplatz führt, empfänden ältere Menschen bei feuchtem Wetter als rutschig, sagt Sabine Prigge.

Als nicht gelungen empfinden Markthändler zudem die Ausschilderung, mit der Kunden auf den verlegten Wochenmarkt aufmerksam gemacht werden sollen. Zusätzliche Wegweiser hatte die Hansestadt Buxtehude den Markthändlern zugesagt - als Ausgleich für mögliche Standortnachteile.

Die Art der Ausschilderung, die auf den verlegten Wochenmarkt aufmerksam machen soll, steht in der Kritik. Marktleute und Kunden empfinden sie als zu schlecht sichtbar und teilweise ungünstig positioniert.

Die Art der Ausschilderung, die auf den verlegten Wochenmarkt aufmerksam machen soll, steht in der Kritik. Marktleute und Kunden empfinden sie als zu schlecht sichtbar und teilweise ungünstig positioniert. Foto: Sulzyc

Wegweiser in der Altstadt hat die Stadt zwar aufgestellt und installiert - ihre Wirkung aber zweifeln Wochenmarkthändler an. „Wir hätten sie uns anders positioniert gewünscht“, sagt Kim Eberstein.

Stadtratsmitglied Ulrich Felgentreu (Die Grünen) pflichtet ihr bei, als er den Wochenmarkt besucht. Zu leicht zu übersehen, teilweise geradezu versteckt seien die Schilder, sagt der Politiker. „Das hatte man uns anders versprochen“, rügt er die Umsetzung.

Wichtiger Markttag vor Silvester geht verloren

Mit der Verlängerung des Weihnachtsmarktes bis Sonntag, 29. Dezember, geht dem Wochenmarkt zusätzlich ein wichtiger Markttag am Sonnabend verloren.

Zunächst gilt die Erweiterung des Weihnachtsmarktes auf den St.-Petri-Platz nur für dieses Jahr. Wochenmarkt-Händlerin Kim Eberstein: „Wir hoffen, dass das einmalig bleibt.“

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