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Betrug

TWohnungssuche: Falscher Makler bringt Familie um Tausende Euro

Vermietung einer Traumwohnung: Das hatte Fake-Makler versprochen. Diese Loxstedter tappten in seine Falle und berichten.

Vermietung einer Traumwohnung: Das hatte der Fake-Makler versprochen. Diese Loxstedter tappten in seine Falle und berichten. Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

Mit einer neuen Masche hat ein betrügerischer Immobilienvermittler ein Ehepaar aus der Region abgezockt. Seine Opfer suchten dringend eine neue Bleibe zur Miete und verloren viel Geld.

Von Leandra Hanke Montag, 19.08.2024, 08:50 Uhr

Loxstedt. Michael und seine Frau Sabine (Namen von der Redaktion geändert) werden Opfer einer Betrugsmasche, die es laut Polizei im Landkreis Cuxhaven so noch nicht gegeben hat.

„Es gab viele Warnsignale. Dass etwas nicht stimmt, hätte uns schon viel früher auffallen müssen“, sagt Sabine rückblickend. Die Scham ist noch zu groß, weshalb sie ihren Namen nicht öffentlich lesen möchten. „Ich bin emotional recht belastbar, aber das hat mir sehr zugesetzt. Man fühlt sich missbraucht und in seiner Privatsphäre verletzt.“

Fake-Makler gibt sich seriös

Was war passiert? Die Familie aus Loxstedt sucht dringend nach einer Wohnung für den Schwiegervater. Am 29. Juli schalten sie eine Anzeige im Kleinanzeigen-Portal. Daraufhin meldet sich eine Frau bei ihnen, mit der Nachricht: „Mein Chef hat Immobilien und mit Sicherheit auch etwas in ihrer Gegend anzubieten.“ Dabei steht eine Handynummer.

Über WhatsApp melden sich Sabine und Michael, einen Tag später erhalten sie einen Anruf des falschen Maklers. Am Telefon meldet sich ein Mann, er klingt für das Paar gebildet und verwendet angeblich mühelos Fachbegriffe.

„Er hat uns eine Wohnung in einer Parallelstraße angeboten, zum ersten August. Da er im Urlaub sei, und die Zeit knapp, wäre ein Besichtigungstermin nicht mehr möglich“, berichtet Sabine. Da es angeblich noch andere Interessenten gebe, soll das Paar schnell die Kaution und die erste Miete im Voraus zahlen.

Während sie überlegen, schickt der falsche Makler Fotos von der angeblichen Wohnung. Es handelt sich um Bilder einer möblierten Ferienwohnung in Friedrichshafen, wie Michael und Sabine später herausfinden.

Familie verliert knapp 5000 Euro

Die geforderte Kaution und die Kaltmiete überweisen sie, doch angeblich gibt es Probleme mit ihrer Zahlung, sie sollen die Beträge besser einzeln zahlen. „Daraufhin haben wir die Gesamtsumme noch einmal geschickt“, sagt Michael.

Parallel dazu bekommen sie einen Mietvertrag per E-Mail zugeschickt, der auf den ersten Blick für sie echt aussieht. Grund genug, dem falschen Makler weiter zu vertrauen.

Kurz darauf wird ihnen erzählt, dass eine Praktikantin einen Fehler begangen habe, ihr Geld wieder zurücküberwiesen worden wäre und sie die Summe ein drittes Mal schicken sollen.

„Auch die Screenshots der Rücküberweisung sahen für uns echt aus“, sagt Michael. Die drei Überweisungen summieren sich zu 4700 Euro, die die Familie innerhalb von 24 Stunden an den Betrüger verliert.

Betrüger schickt gefälschten Mietvertrag

Erst als sie aufgefordert werden, das dritte Mal per MoneyGram zu überweisen, werden sie langsam misstrauisch. Ihr Zögern lässt den Betrüger zurückrudern, eine andere Überweisungsart sei plötzlich doch möglich.

Im Gespräch wird außerdem ein Termin zur Schlüsselübergabe vereinbart. Als alles unter Dach und Fach ist, die Last von ihren Schultern fällt, kommen wieder Zweifel hoch.

Sabine und Michael schauen sich die Internetseite der gefakten Immobilienfirma und die Fotos ein zweites Mal an, suchen die Bilder und den Namen des vermeintlichen Maklers bei Google.

Sie verfolgen die Spur des Maklers bis nach Bayern

Sie stoßen auf einen Hotelbesitzer in München, das Hotel trägt denselben Namen wie die falsche Immobilienfirma. Als sie bei dem Münchener Hotel anrufen, wird ihnen am Telefon mitgeteilt: „Sie sind nicht die Ersten, die anrufen, sie sind auf einen Betrüger hereingefallen.“

Das Hotel bestätigt auf Nachfrage der Nordsee-Zeitung, dass sie bereits vor Wochen den Identitätsbetrug bei der Polizei angezeigt haben.

Die Polizei in München teilt mit, dass wegen der Fälschung beweiserheblicher Daten gegen Unbekannt ermittelt wird. Die Ermittlungen führt das Kommissariat für Cybercrime der Münchner Kriminalpolizei.

Internetseite der Fake-Immobilienfirma ist noch online

Michael und Sabine haben ebenfalls eine Anzeige bei der Polizei gestellt. Am Telefon konfrontieren sie den falschen Makler mit der Anzeige. Dieser versucht seine Geschichte aufrechtzuerhalten und betont, dass er selbst zu den Geschädigten gehöre.

Unter der Handynummer ist inzwischen niemand mehr zu erreichen. Bei ihrer Bank versuchen sie, ihr Geld zurückzubekommen, bleiben jedoch erfolglos. Was sie nicht verstehen können, die gefakte Internetseite der falschen Immobilienfirma ist immer noch online.

Die Münchner Polizei erklärt hierzu, dass die Deaktivierung einer Website in solchen Fällen nur durch und mit Unterstützung der jeweiligen Betreiber erfolgen kann. Befindet sich der zugehörige Geschäftssitz im Ausland, kann die Polizei nichts unternehmen. Die Zusammenarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis.

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