TZurück zum Landkreis: Warum Gerrit Witt das Drochterser Rathaus verlässt
Der Drochterser Ordnungs- und Sozialamtsleiter Gerrit Witt wechselt zum Landkreis Stade. Foto: Knappe
Gerrit Witt geht: Der Leiter des Drochterser Ordnungs- und Sozialamts verlässt das Rathaus und wechselt zurück zur Landkreisverwaltung. Warum?
Drochtersen. Gerrit Witt gilt als eher ruhiger und ausgeglichener Zeitgenosse. Trotzdem ist er in der Gemeinde Drochtersen bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Gerade dieser Bekanntheitsgrad ist aber letztlich der Grund dafür, dass er geht. Nicht ganz immerhin. Nur in seiner Funktion als Verwaltungsbeamter wechselt er den Job. Als ehrenamtlicher Ortsbrandmeister bleibt er mit der Familie in seiner Heimat.
Der 36-Jährige stammt aus der Gemeinde und ist hier aufgewachsen. Bei der Kreisverwaltung in Stade machte der Diplom-Verwaltungswirt seine Ausbildung, war von 2012 bis 2021 beim Landkreis sechs Jahre lang beim Bauordnungsamt, zuletzt als Abteilungsleiter im Veterinäramt. 2021 kam er als Fachbereichsleiter für Ordnung und Soziales in die Drochterser Gemeindeverwaltung: „Es war abzusehen, dass ich Vater werde“, erzählt er. Er wollte dichter im Ort sein. Auch die berufliche Veränderung reizte ihn.
Witt kam in Zeiten der Krise
Witt kam in einer schwierigen Phase. Die Corona-Pandemie grassierte. Der Ukraine-Krieg begann, die Energiekrise folgte. „Ich habe in Drochtersen eine extrem spannende Phase miterlebt und hatte auch beruflich die Möglichkeit, in dieser schwierigen Zeit gesellschaftliches Leben mitzugestalten“, bilanziert Witt.
24/7 im Dienst
Oft hat er seit seiner Wechsel-Entscheidung die Frage nach dem Warum gehört. Auch wenn er in Drochtersen in einem „super Team“ sei, gebe es doch eine Gemengelage, bei der sich Berufliches und Privates kaum mehr trennen ließen, erläutert Witt. „Man ist 24/7 im Dienst.“
Er werde häufig auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten auf Dienstliches angesprochen. Zum Beispiel, wenn er beim Schwimmbadbesuch mit seinem vierjährigen Sohn auf Ausfälle in der Turnhallenbeleuchtung angesprochen wird. Das sei nicht schlimm, er könne die Bürger gut verstehen. Aber als er die Stellenausschreibung des Landkreises sah, habe er sich für eine Bewerbung entschieden - um Dienstliches und Privates künftig besser trennen zu können.
Gerrit Witt, der bereits als Elfjähriger in die Drochterser Ortsfeuerwehr eingetreten ist, wurde 2022 Ortsbrandmeister. Diesen Ehrenamtsposten will er beibehalten. „Ich habe grundsätzlich den Anspruch, dass man das, was man macht, ordentlich macht“, sagt Witt. Ihm sei es stets wichtig, einen Konsens zu erzielen, „alle mitzunehmen - privat wie dienstlich“.
Ausgeglichen dank Sport und Partnerschaft
Der 36-Jährige gilt als ausgeglichen - „dafür brauche ich auch einen körperlichen Ausgleich - Joggen gehen, Rennrad fahren. Und eine stabile Partnerschaft ist wichtig, die auch Kraft gibt“, sagt Witt. Mit seiner Verlobten, die zwei Kinder mit in die Partnerschaft brachte, hat er seit 2021 einen dritten, gemeinsamen Sohn.
Größte Herausforderung waren Flüchtlinge
Die größte Herausforderung in seiner Amtszeit als Ordnungs- und Sozialamtsleiter in Drochtersen sei die Unterbringung der Geflüchteten nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022/2023 gewesen.
Kinderbetreuung
T Kita-Anbau in Hüll: Das ist der Zeitplan für die Erweiterung
Krippenplätze
T Neues Zuhause: Kinder aus Assel ziehen in Kreissparkasse ein
„Als eine der wenigen Kommunen im Landkreis haben wir auf eine dezentrale Unterbringung der Geflüchteten in den Ortsteilen, in Privatwohnungen und bei Privatleuten zu Hause gesetzt, um eine bessere Integration zu gewährleisten. Da gab es Zeiten, da war überhaupt kein Ende abzusehen.“ Aber man habe es geschafft. „Das hat uns auch hier im Rathaus zusammengeschweißt“, sagt Witt.
Jagd nach neuen Kita-Plätzen
Auch die Digitalisierung der Schulen und die Schaffung neuer Kitaplätze gehörten in sein Ressort. Immer wieder musste bei der Versorgung mit Kitaplätzen kurzfristig nachgebessert werden. „Der Zeitdruck war immer da, weil wir wegen Ausschreibungen und Bauzeiten längere Vorbereitungszeiten haben. Da wurde es nach hinten raus manchmal schon eng. Aber wir hatten tolerante Eltern - für die war vor allem wichtig, dass es eine Perspektive gab.“

Als Ortsbrandmeister bleibt Gerrit Witt den Drochtersern erhalten. Das Bild zeigt ihn kurz vor Fertigstellung des neuen Drochterser Gerätehauses. Foto: Knappe
In Witts Amtszeit entstanden die zusätzliche Hallenbad-Kitagruppe, die inzwischen geschlossene Übergangsgruppe in der Asseler Louis-Wattel-Halle, die Kita Elbschiff in Assel und die Kita Apfelbande am Neuen Weg in Drochtersen.
Am 26. September ist Witts letzter Arbeitstag
Am Freitag, 26. September, wird in Hüll offiziell die Einweihung des Kindergarten-Anbaus gefeiert. Für Gerrit Witt ist es der letzte Arbeitstag fürs Drochterser Rathaus.
Beim Landkreis Stade wird er stellvertretender Leiter des Amtes für Sicherheit, Ordnung und Migration und zudem Abteilungsleiter für allgemeines Ordnungsrecht. Eine Amtsnachfolgerin für Witt in Drochtersen gibt es bereits, sie kommt aus einem Nachbarlandkreis und tritt ihre Stelle am 1. November an. Große Aufgaben erwarten sie: „Jetzt geht es bei den drei Grundschulen um die Bestandsgebäude und die Einführung des Ganztags“, so Witt.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.