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TZwei Duisburger hauchen altem Gutshaus in Krummendeich neues Leben ein

Volker Drecktrah (rechts), Ortskurator von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, überreichte an Petra Schlecht (links) einen symbolischen Fördervertrag über 59.500 Euro. Denkmalpflegerin Kim Sulinski und Architekt Guido Goedecke begleiten die Sanierung des etwa 170 Jahre alten Gutshauses.

Volker Drecktrah (rechts), Ortskurator von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, überreichte an Petra Schlecht (links) einen symbolischen Fördervertrag über 59.500 Euro. Denkmalpflegerin Kim Sulinski und Architekt Guido Goedecke begleiten die Sanierung des etwa 170 Jahre alten Gutshauses. Foto: Helfferich

Sie suchten ein Haus an der Ostsee - und landeten in Krummendeich. Petra und Daniel Schlecht kauften ein Baudenkmal und haben jetzt eine Komplettsanierung zu bewältigen. Jetzt bekamen sie Unterstützung.

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Von Susanne Helfferich
Montag, 03.06.2024, 13:52 Uhr

Krummendeich. Vor drei Jahren entdeckten die Duisburger Petra Schlecht und ihr Mann das alte Gutshaus in Krummendeich-Stellenfleth. Eigentlich suchten sie ein schönes Haus an der Ostsee - und das Internet spuckte das Gebäude am alten Elbdeich aus. Ein Jahr zuvor war der Eigentümer gestorben, die Erben wollten das sanierungsbedürftige Haus mit 400 Quadratmetern Wohnfläche loswerden.

Als die beiden das Haus besichtigten, war es um sie geschehen: „Hier kann ich mir meinen Kindheitstraum von Pferden am Haus erfüllen“, so die 53-Jährige. Und ihr Mann möchte einen Bauerngarten anlegen. Dass sie ein Baudenkmal mit Sanierungsbedarf kauften, schreckten den Unternehmensberater und die Maschinenbauingenieurin nicht. Sie haben bereits in Duisburg mehrere Siedlerhäuser aus den 1920er Jahren saniert.

Backsteinbau mit zweiläufiger Treppe

Erbaut wurde die Hofanlage in Stellenfleth in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Das ist laut Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) erkennbar am zeittypischen separaten und aufwendigen Wohngebäude.

„Der traufständige Backsteinbau ist schiefergedeckt und weist straßenseitig ein zentrales Zwerchhaus mit zweiflügeligem Eingangsportal und zweiläufiger Treppe auf“, heißt es weiter. Die große Treppe ist abgetragen, eine schnöde Holztreppe führt derzeit zur Baustelle.

Das 170 Jahre alte Gutshaus in Krummendeich-Stellenfleth wird mit Mitteln der Denkmalpflege saniert.

Das 170 Jahre alte Gutshaus in Krummendeich-Stellenfleth wird mit Mitteln der Denkmalpflege saniert. Foto: Petra Schlecht

Bei dem um 1850 erbauten Baudenkmal steht eine Komplettsanierung an. Die Wände waren durchfeuchtet, aus einem Deckenbalken rieselten Walnüsse, die wohl ein Eichhörnchen angeschleppt hatte.

„Im ersten Schritt mussten wir das Gebäude entkernen, um alle Schäden zu sehen“, berichtet Architekt Guido Goedecke, der bereits mehrere Sanierungen von Baudenkmälern begleitet hat, unter anderem das Gut Oerichsheil in Oederquart.

Dielen wurden geborgen, Putz abgeschlagen, auch der Marmorboden aus der Eingangshalle, dem Zwerchhaus, wurde abgetragen.

Landkreis-Denkmalpflegerin Kim Sulinski bezweifelt, dass dieser der ursprüngliche Belag war. Petra Schlecht möchte am liebsten einen Terrazzo legen, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Einzug in Deutschland gefunden hatte.

Viele Details machen das Baudenkmal aus

Er passt zu den vielen Details, die das Sockel- und das Hauptgeschoss aufweisen: Am Zwerchhaus machen die seitlichen Säulchen, Geschossteilungen mit Deutschem Band, ein Staffelfries sowie Giebelbekrönungen den gestalterischen Anspruch des früheren Bauernhauses deutlich, zählt die Mitteilung der DSD auf.

Dieses Bild hing in der Eingangshalle des Gutshauses. Es zeigt, wie das Sanierungsobjekt früher aussah.

Dieses Bild hing in der Eingangshalle des Gutshauses. Es zeigt, wie das Sanierungsobjekt früher aussah. Foto: Helfferich

Eine Drainage wurde inzwischen rund um das Haus gelegt. Das Mauerwerk wird im unteren Bereich abgedichtet. Wenn das Gebäude trocken ist, sollen möglichst viele der ursprünglichen Materialien wieder verwendet werden.

Als Petra und Daniel Schlecht das Haus das erste Mal betraten, hing noch ein Bild in der Eingangshalle, auf dem das Gutshaus mit der zweiläufigen Treppe gut zu erkennen ist. Auch Kachelöfen und die ursprünglichen Türen waren größtenteils noch erhalten. Solche historischen Details sollen nach der Sanierung wieder ihren Platz finden.

Denkmalschutz-Stiftung unterstützt Fenstersanierung

So auch die vierteiligen Fenster mit Korbbogen, die zum Teil noch erhalten sind. Sie sollen restauriert und an der Vorderseite, dem Antlitz des Gebäudes, eingesetzt werden. Teilweise hatte der vorherige Eigentümer dort Kunststofffenster eingebaut. An den anderen Seiten werden Nachbauten der historischen Fenster eingesetzt. Da die historisierten Fenster einfach verglast sind, sollen Kastenfenster die Wärme im Gebäude halten.

Mit fast 60.000 Euro unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der Fenster. Ortskurator Volker Drecktrah überreichte kürzlich Petra Schlecht einen symbolischen Scheck über 59.500 Euro. „Es ist wichtig, dass es solche Menschen gibt, die es auf sich nehmen, so ein Baudenkmal zu sanieren“, sagt Drecktrah.

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